Gehetzt - Thriller
Schwierigkeiten bekommst.«
»Ich stecke schon mittendrin«, stellte er klar. »Krieg das endlich in deinen Kopf! Ich liebe dich.«
Sie sagte nichts.
»Und um deine unausgesprochene Frage zu beantworten«, fuhr er fort, »es ist keine Falle.« Er legte auf.
Diane verließ benommen die Telefonkabine, sah ihren Wagen neben der Zapfsäule stehen und steuerte ihn an, oder versuchte es zumindest. Was hatte ihre Mutter damals gesagt, als sie aus der Entziehungskur gekommen war? Eins nach dem anderen, setz einfach nur einen Fuß vor den anderen.
Unsinn. Es war doch nicht so, dass Renfro von ihr erwartete, ihn zu heiraten. Er half ihr. Er wusste, dass sie in übelster Weise verarscht worden war, und jetzt half er ihr. Das war alles. Nein, das war nicht alles. Er liebte sie. Das hatte er gesagt, und sie hatte es gehört.
Er war unheimlich gut darin, Geständnisse zu bekommen, eine Beziehung zu Straftätern aufzubauen. Er konnte mit jemandem dasitzen und mit ihm reden, und der war bereit, ihm die schlimmsten Dinge anzuvertrauen, die derjenige je in seinem Leben getan hatte. Diane war ein mal dabei gewesen, als
er am Straßenrand einen Vergewaltiger dazu gebracht hatte zu gestehen, unmittelbar nachdem sie einen Van angehalten hatten, auf den die Beschreibung passte, die ihnen ein verletztes, traumatisiertes Mädchen im Teenageralter im Krankenhaus gegeben hatte. Diane war an jenem Tag seine Verstärkung gewesen und hatte dagestanden und beobachtet, wie er sich bei einem Vergewaltiger angebiedert und ihn dazu gebracht hatte, reinen Tisch zu machen, ihn überzeugt hatte, dass die einzige Möglichkeit zu überleben darin bestehe, sein Fehlverhalten einzugestehen und zu hoffen, noch einmal von vorne anfangen zu können. War es das, was er auch jetzt vorhatte? Würde er sie beim Übergeben der Protokolle zu überzeugen versuchen, dass sie noch mal von Neuem anfangen sollte? Würde er ihr sagen, dass er sie liebte und ihr dann Handschellen anlegen?
Diane konnte nicht klar den ken. Aber sie musste klar denken. Sie musste ihre fünf Sinne beisammen haben, oder sie würde nicht überleben.
Sie fuhr vorsichtig. Inzwischen war sie auf ei ner zweispurigen geteerten Straße, auf der es keinen nennenswerten Verkehr gab. Einmal war ein dunkelgrüner Chevrolet hinter ihr hergefahren, der etwa drei Wagenlängen Abstand gelassen hatte. Sie hatte in dem Wagen zwei Männer erkennen können. Sie hatte ihr Tempo gedrosselt, nicht abrupt, sondern nach und nach, wie jemand, der beim Fahren nicht mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache ist und dessen Geschwindigkeit infolgedessen schwankt. Sie hatten sie nicht überholt, sondern waren ebenfalls langsamer gefahren. Doch im Rückspiegel hatte sie gesehen, dass die beiden Typen rauchten und sich unterhielten; vielleicht war der Fahrer selber nicht mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache gewesen. Diane war noch langsamer gefahren, bis sie die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um mehr als fünfzehn Stundenkilometer unterschritten
hatte. Immer noch keine Reaktion. Daraufhin hatte sie den Blinker gesetzt und war auf den schmalen, kiesbestreuten Seitenstreifen gefahren. Der Chevrolet war an ihr vorbeigefahren, ohne dass die Bremslichter auch nur einmal aufgeleuchtet hatten. Sie hatte dort gewartet, bis der Wagen am Ho rizont verschwunden war. Erst dann war sie zurück auf die Straße gebogen.
Es war kein weiteres Auto in Sicht, als sie links in den Fahrweg einbog, der an der alten Couillard-Farm vorbeiführte.
Renfro erwartete sie bereits. Er hatte seinen Wagen hinten neben der Scheune geparkt, wo der alte Mr. Couillard immer seine Kühe gemolken hatte, bevor die Zwischenhändler ihn aus dem Geschäft gedrängt hatten. Auf einem großen Sperrholzschild, das auf dicken, stabilen Pfosten thronte, stand in roter Schrift auf weißem Hintergrund: ZU VERKAUFEN: 31 HEKTAR INDUSTRIEGEBIET. FÜR JEDEN BAUWUNSCH GEEIGNET. Mr. Couillard lebte jetzt unten in Corpus Christi bei einer seiner Töchter. Er war weggezogen, unmittelbar nachdem die Milchbanditen, die jeden Penny Profit aus den Farmern herauspressten, ihn gezwungen hatten, damit aufzuhören, was er bei nahe vierzig Jahre lang gemacht hatte. Die Baulöwen waren sofort über die Beute hergefallen.
Diane fuhr vorbei, ohne langsamer zu werden, folgte dem Fahrweg, bis sie acht Kilometer auf dem Zähler hatte, dann riss sie den Wagen herum, machte eine lockere Hundertachtzig-Grad-Wende und fuhr zurück zur Farm.
Sie verließ den Fahrweg, bog in den Kiesweg
Weitere Kostenlose Bücher