Gehetzt - Thriller
diesen Schlamassel hineinziehen. Oder sagen wir besser, nicht noch tiefer, als ich es sowieso schon habe. Auf gar keinen Fall, kommt nicht in die Tüte. Außerdem wird er mir nichts tun. Und jetzt mach mir bitte eine Skizze.«
Renfro seufzte, nahm das Protokoll und skiz zierte auf der Rückseite eine Karte. »Du rufst mich an, in Ordnung? Ich schreibe dir meine Handynummer auf.«
»Nein.«
Sein Kopf schoss ruckartig hoch. »Ruf mich einfach nur kurz an, wenn du fertig bist. Und lass mich wissen, dass es dir gut geht.«
»Schreib die Nummer nicht auf. Sag sie mir. Ich präge sie mir ein.«
Er starrte sie an.
»Falls etwas passiert«, sagte sie, »will ich unter keinen Umständen, dass irgendjemand deine Nummer bei mir findet. Du hast nicht zufällig einen Vorschlaghammer dabei, oder?«
Renfro schüttelte den Kopf und zeichnete weiter an dem Lageplan. »Warum?«
»Eine reine Sicherheitsmaßnahme«, erwiderte sie.
»So ein Schwachsinn«, sagte er. »Aber Home Depot hat heute Abend lange geöffnet.«
»Seit wann hast du ein Handy?« Diane sah zu, wie er in ordentlichen Blockbuchstaben einen Straßennamen notierte. Das mochte sie an ihm, seine makellose Handschrift.
»Ich hab’s mir etwa einen Monat nach deiner Verhaftung zugelegt«, erwiderte er. »Du weißt schon, all diese Frauen, die einen ständig anrufen und mit einem ausgehen wollen.« Er grinste sie an und zwinkerte. Sie strich über seine Wange.
»Jede Wette, dass es die eine oder andere versucht hat.«
»Ich habe ihnen allen einen Korb gegeben«, erwiderte er. »Und ih nen erzählt, dass ihre Bitten um ein Date nicht überzeugend genug klängen.« Renfro zog Diane zu sich heran und legte seinen Arm um sie. »Sag die Wahr heit«, flüs terte er, »hattest du im Knast ein paar heiße kleine Affären?« Er fuhr mit einem Finger über ihr Schlüsselbein und nahm Kurs Richtung Süden auf ihr Herz.
»Und wenn es so wäre - meinst du, ich würde es dir auf die Nase binden?«
»Das hoffe ich.«
»Ich hatte keine Affären.«
»Niemand hat dich bedrängt?«
»Jedenfalls nicht sexuell.«
»Dann ist es also schon eine Weile her.«
Sie nickte und spürte, wie seine Finger an ihrem Blusenknopf hantierten. Von seiner Berührung ging eine Wärme aus, die sich spiralförmig zu ihrer Mitte hin ausbreitete und sie mit Begierde erfüllte.
»Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du hier bist«, flüsterte er, beugte sich zu ihr vor und küss te sie. »Ich hatte schon befürchtet, ich würde Jahre brauchen, dich da rauszukriegen.
« Er zog sie ganz eng zu sich heran. »Oh, Diane, ich habe dich so vermisst.«
Er hielt sie fest, und sie saßen eng umschlungen und sahen zu, wie Dunkelheit den Wagen einhüllte und die ersten Sterne am Him mel zu fun keln begannen. Nach einer Weile hob er ihr Gesicht und drehte es zu sich, ein Lächeln umspielte seine Lippen.
»Mir fällt gerade etwas ein«, sagte er. »Efird erwischst du sowieso nicht zu Hause, bevor die Kneipen schließen. Hast du Lust, mit mir in der Scheune zu spielen?«
Die Matratze war bequem, der Raum dunkel. Die Klimaanlage summte und verursachte eine Art weißes Rauschen, das den Lärm der Autos, die draußen auf der Schnellstraße vorbeirasten, übertönte. Gail lag mit geschlossenen Augen da und versuchte einzuschlafen.
Vergeblich.
Das Zimmer im Marriott North, das praktischerweise direkt am Lyndon B. Johnson Freeway lag, war dem Zimmer im Harvey, das sie um kurz nach neun an diesem Abend verlassen hatte, so ähnlich, dass Gail allmählich glaubte, sie könnte um die gan ze Welt reisen und doch das Ge fühl haben, sich nur im Kreis zu bewegen und immer wieder in das gleiche Hotelzimmer zurückzukommen, egal wohin sie auch fuhr. Es erinnerte sie an den letzten Film, den sie im Vortragssaal des Gefängnisses gesehen hatte, bevor sämtliche Politiker auf den Zug aufgesprungen waren, dass man im Umgang mit Kriminellen Härte zeigen müsse und die freitäglichen Filmabende abgeschafft worden waren. Wie hatte der Film noch geheißen? Ach ja, Und täglich grüßt das Murmeltier. In dem Film war der Typ immer wieder am gleichen Tag aufgewacht, am Tag des Murmeltiers. So ähnlich ging es ihr: Egal wie weit sie fuhr, sie wachte immer im gleichen Hotelzimmer auf.
Gail war früh weggedämmert, jetzt zeigte der Wecker auf dem Nachtschränkchen 23.24 Uhr an.
Die Nacht hatte ge rade erst begonnen, und sie war schon wieder wach. Sie wollte weiterschlafen, aber es schien ihr unmöglich. Doch sie blieb
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