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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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deren Verpackungen bereits verstaubt waren. Diane sah sich um und entdeckte an der Wand hinter der Registrierkasse das hängen, weshalb sie eigentlich gehalten hatte: Telefonkarten. Es waren Plastikkarten im Kreditkartenformat mit dem Design der amerikanischen Flagge. In der Mitte der Karten prangte der Schriftzug »freie Wahl«, und in der unteren linken Ecke das Schwarz-Weiß-Bild eines kleinen Jungen im Overall, der sich einen Telefonhörer ans Ohr drückte und dessen freudiges Gesicht einen wissen ließ, dass es auf der ganzen Welt nichts Schöneres geben konnte, als zu telefonieren.

    Diane zahlte mit einem von Gails Hundertdollarscheinen und wünschte, sie hätte es etwas kleiner, damit die Kassiererin sich nicht an sie erinnerte, falls irgendjemand nach ihr fragen sollte. Doch die Tankstellenangestellte, eine zerknitterte, weißhaarige Frau, die of fensichtlich an Osteoporose litt, nahm den Schein entgegen und gab ihr das Wech selgeld heraus, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdigen.
    »Schönen Tag noch«, sagte sie mit einer Stimme, die so dünn und trocken war wie ein Zeitungsausschnitt aus der Ära Franklin Delano Roosevelts, ging zurück auf ihren Stuhl unter den Telefonkarten, zündete sich eine Zigarette an und nahm ihr Strickzeug wieder auf. Diane bedankte sich, wünschte ebenfalls einen schö nen Tag, drückte die Tür auf und hörte den Klang der Glocke. Vor dem Anruf, der ihr bevorstand, hatte sie einen Riesenbammel. Aber es war ganz einfach. Entweder würde er mitmachen oder nicht. Es stand nicht in ihrer Macht, das irgendwie zu beeinflussen.
    Er meldete sich beim ersten Klingeln. Sie gab ihm die Nummer, die auf dem Münzfernsprecher stand, zog schnell die Gabel herunter und unterbrach die Verbindung, tat aber so, als würde sie am Telefon lehnen und sich immer noch angeregt mit ihrem Gesprächspartner unterhalten. Noch während sie da so stand, frag te sie sich, ob das Theater überhaupt nötig war; außer der rauchenden Oma im Tankstellenhäuschen war weit und breit niemand zu sehen.
    Das Gewitter war vorbeigezogen, ohne dass es auch nur ein paar Tropfen geregnet hatte. Es war immer noch heiß und trocken, die Sonne stand immer noch hoch, der Boden war immer noch ausgetrocknet und dürstete nach Wasser.
    Als das Telefon klingelte, nahm Diane die Hand von der Gabel. Er war außer Atem.
    »Bist du hier?«
    »In der Nähe«, erwiderte sie.

    »Und jetzt?«
    »Hast du sie?«
    »Ich hab’ sie.«
    »Ist es in Ordnung für dich? Bist du bereit?«
    »Ja, ja. Kein Problem.« Er klang, als ob ihn das al les ganz schön ins Schwitzen brächte. Seine Nervosität kam regelrecht durch den Hörer gesprungen.
    »Du musst es nicht tun. Ich würde es verstehen.«
    »Nein!« Er zwang sich, ruhig zu werden. »Nein, ich will es. Ich habe die Papiere gelesen. Ich habe die ganze Nacht über ihnen gebrütet, und du hast recht. Glaube ich zumindest.«
    »Inwiefern? In welchem Punkt habe ich recht?«
    »Dass sie ihn gelinkt haben.«
    »Und mich?«
    »Ich glaube dir. Okay?« Er holte tief Luft und blies sie langsam wieder aus. »Tut mir leid. Ich bin den ganzen Weg hierher gerannt. Ich glaube dir, okay? Ich habe nie wirklich an deinen Worten gezweifelt. Ich habe nur irgendwie versucht, die beiden Versionen der Geschichte in meinem Kopf zusammenzubringen. Ich dachte, sie würden vielleicht irgendwie einen Sinn ergeben. Ich habe eine Weile gebraucht zu erkennen, dass sie keinen Sinn ergeben können. Niemals.«
    »Es ist kein Spiel.«
    »Nein, bitterer Ernst, Sherlock.«
    »Du machst das nicht etwa alles nur in der Hoffnung, endlich mal wieder eine Nummer mit mir schieben zu können, oder?«
    Er lachte - sie hatte gehofft, dass er lachen würde -, lachte frei und laut und hielt dann abrupt inne. »Ich habe deinen Körper entsetzlich vermisst, aber es gehört schon ein bisschen mehr dazu, mich dazu zu bringen, mich in so einen Schlamassel hineinziehen zu lassen, als die Aussicht auf ein bisschen
Sex. Ich tue es in der Hoff nung, dass du nicht zurück musst oder dass du nicht … dass sie dich nicht …«
    »Kannst du dich jetzt mit mir treffen?«
    »Jetzt ist gut. Ich bin für die Tagschicht eingeteilt.«
    »Südlich der Stadt. Die alte Couillard-Farm.«
    »Okay.«
    »In etwa vierzig Minuten. Und noch was.«
    »Was denn?«
    »Das ist nicht etwa … du hast nicht vor …«
    »Was?« Sein flacher Tonfall warnte sie, ihn bloß nicht zu beleidigen.
    »Ich weiß nicht«, entgegnete sie, »ich will nur nicht, dass du

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