Gehetzt - Thriller
das? Es beweist gar nichts.«
»Ich weiß.« Renfro verlagerte erneut sein Gewicht und wirkte zusehends aufgeregt. »Findest du nicht, dass es ein bisschen nach einem Kuhhandel riecht, wenn der Bezirksstaatsanwalt einen alten Schulkumpanen des Sheriffs als Gutachter beruft, damit er in diesem extrem wichtigen Fall, in dem er dringend eine Verurteilung braucht, eine Expertise abgibt?
Und dann hat der Kerl noch nicht ein mal seine offizielle Zulassung? Hätten sie nicht wenigstens jemanden nehmen sollen, der die Zulassung bereits in der Tasche hat?«
»Natürlich. Aber das reicht nicht. Nicht einmal annähernd.«
»Es ist besser als nichts.«
»Pass auf, Renfro, ich weiß deine Mühe wirklich zu schätzen. Sehr sogar. Aber eine Jury hat diesem Typen seine Expertise bereits abgekauft.«
»Wie es aussieht, hat der Bezirksstaatsanwalt sie ihm auch abgekauft. Mit Barem, mit grünen Scheinen, keine Frage.«
»Der Drecksack.« Diane nahm Renfros Hand. »Wann hast du das bloß al les herausgefunden? Wann hattest du die Zeit dafür?«
»Ich habe mir die Zeit genommen«, erwiderte er. »Ich habe jeden Tag an dich gedacht.«
»Danke.« Sie zog seine Hand an ihre Lippen und küsste sei ne Fingerspitzen. »Lieb von dir.« Di ane ließ sei ne Hand los, und sie fiel auf das Protokoll, als hätte er sie nicht unter Kontrolle. »Ich habe dich auch vermisst.«
»Efird war keine große Hilfe«, fuhr er fort. »Ich habe versucht, mit ihm über Churchpin zu reden, aber er wollte nur über dich reden.« Renfro legte seinen Arm auf ihre Rückenlehne und berührte sanft ihre Schulter. »Als wäre er irgendwie besessen von dir.« Renfro beugte sich zu ihr hinüber und musterte sie aus nächster Nähe.
»Zwischen uns war nichts«, stellte Diane klar. »Niemals. Absolut gar nichts.«
Er nickte. »Ich hätte dir beinahe wegen der Sache geschrieben. Aber der Gedanke, dass andere Leute unsere Briefe lesen … Ich habe auch daran gedacht, mit der juristischen Post private Briefe reinzuschmuggeln, aber es erschien mir zu gefährlich.«
»Du wärst dafür gefeuert worden. Der Chef wäre mit Sicherheit Amok gelaufen, wenn er Wind davon bekommen hätte, dass du dir mit ei ner Strafgefangenen Briefe schreibst.«
»Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich hätte schreiben sollen. Schließlich wollte ich nicht noch aufdringlicher erscheinen, als ich es sowieso war.«
»Ich hätte ja wohl kaum weglaufen können.«
»Offenbar doch.«
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Ich kann es immer noch nicht fassen, wie du das geschafft hast. Unglaublich, Offic…« Er brach mitten im Wort ab.
»Efird redet also nicht mit dir?« Diane versuchte, über ihre gemeinsame Erkenntnis hinwegzugehen, dass sich zwischen ihnen so viel geändert hatte. Dass sie sehr wahrscheinlich würde weggehen müssen, aus Texas wür de verschwinden müssen und damit jegliche Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft hin wäre. Es sei denn, Renfro würde sein eigenes Leben aufgeben und mit ihr gehen. Wie wahrscheinlich war das wohl?
»Wie, zum Teufel, bist du bloß da rausge…?«
»Das verrate ich nicht«, fiel Diane ihm scherzhaft ins Wort. »Wo wohnt Efird jetzt eigentlich?«
»Das muss ich dir zeigen. Er lebt sozusagen jenseits der ausgetretenen Pfade.«
»Du kannst nicht mit mir kom men. Falls er aus rastet, ist deine Karriere im Eimer. Hast du schon mal was davon gehört, dass es verboten ist, einem flüchtigen Häftling Beistand zu gewähren?«
»Falls er ausrastet, könnte er dich verletzen.«
Diane schob ihre Hemdbluse zurück, drehte sich zur Seite und zeigt Renfro ihre Waffe.
»Ich passe schon auf mich auf«, sagte sie halbherzig lachend. »Ich bin jetzt eine Verbrecherin. Die Leute sollten eigentlich
Angst vor mir haben.« Sie wollte einen Witz machen, doch auf dem Weg zu ihrem Mund gruben sich die Worte in sie hinein. Verbrecherin. Sträfling. Monster. Kein menschliches Wesen, sondern etwas Verachtenswertes, etwas zum Fürchten.
»Ich komme mit.« In Renfros Augen lag Entschlossenheit. »Als deine Rückendeckung. Es sei denn, du hast schon jemand anderen, der dich begleitet. Wo ist eigentlich deine Partnerin? Habt ihr euch getrennt?«
»Sie ist, wo sie ist, und - nimm es nicht per sönlich - wo sie ist, geht niemanden etwas an außer sie und mich. Im Übrigen könnte ich nicht von ihr verlangen, sich dieser Gefahr auszusetzen. Das hier ist mein Problem.«
»Du fährst auf keinen Fall allein da raus.«
»Oh doch, das werde ich. Ich werde auch dich nicht in
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