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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Unterschied zu ihr. Gail entstammte einem Umfeld, in dem es hingenommen wurde, dass du für die Sache, für die du eintratst, eine Zeit lang im Gefängnis landetest. Es herrschte die stille Übereinkunft, dass du, wenn du deine Strafe abgesessen hattest und wieder rausgelassen wurdest, einen Kreis von Freunden antreffen würdest, die dir auf jede erdenkliche Art helfen würden. Diane beneidete Gail darum und wusste diesen Zusammenhalt inzwischen zu schätzen.
    Sie hingegen hatte niemanden, abgesehen von Renfro, und selbst hinter seinem Namen stand ein großes Fragezeichen. Wo ihr Bruder lebte, wusste sie nicht einmal, und ihre Mutter war wahrscheinlich immer noch im Vollrausch und schlimmer als nutzlos: hilfsbedürftig. Wenn sie sich bei ihr blicken ließe, würde es darauf hinauslaufen, dass sie Wäsche waschen, Staub wischen und ständig in die Spirituosenhandlung geschickt werden würde. Außerdem hatten die Marshals mit Sicherheit die Adresse ihrer Mutter. Ihre sonstigen Freunde waren allesamt Polizisten und kamen nicht in Frage.
    Also Scheiß drauf. Sie hatte nur eine Möglichkeit: sich an Renfro und Efird zu wenden und herauszufinden, was, zum Teufel, passiert war. Und sich dann mit ih rem Wissen an irgendjemanden zu wenden, an wen wusste sie selber noch nicht. Aber sie musste irgendjemanden ausfindig machen, der ihr zuhören und etwas unternehmen würde.

    Und wenn das nicht funktionierte, würde sie auf Plan B ausweichen, der Schusswaffen beinhaltete.
    Also war es gut, dass Gail nicht da bei war, denn sie wollte sie auf keinen Fall in irgendein Gemetzel mit hineinziehen. Aber Diane vermisste Gail, mehr, als sie erwartet hätte. Sie war völlig alleine hier draußen. Im Alleinflug. Auf dem Weg nach Hause. Komisch, wie platt alles um sie herum war. Das war ihr bisher noch nie so aufgefallen.
    »Nein, nein, nein. Nicht nach Hause«, sagte sie laut zu sich selbst. »Du bist definitiv nicht auf dem Weg nach Hause. Es ist feindliches Territorium, vergiss das keine einzige verdammte Minute!« Sie fuhr an ei nem Feld vorbei, auf dem ein paar Kühe den Zaun entlangtrotteten und das verdorrte Unkraut auf der anderen Seite des Stacheldrahts ins Visier nahmen, während sie die Scheune ansteuerten.
    Diane fragte sich, ob sie da auf der anderen Seite des Zauns wohl etwas Grünes sahen, obwohl es dort nichts Grünes gab. Es gab nirgendwo Grün-, nur verschiedene Braun- und Beigetöne und eine Abendsonne, die ihre letzten Strahlen aussendete, als wollte sie die Felder dazu bringen, spontan zu verdorren.
    Etwa eine Stunde östlich von Dallas begann sich die Landschaft zu verändern. Es war im mer noch flach, so weit das Auge reichte, aber hier und da zeigte sich jetzt etwas Grün, vor allem in Form im mergrüner Bäu me. Diane fuhr jetzt in die Pinienwälder von Osttexas hinein, und auch das Wetter änderte sich; von Süden zog eine Front Gewitterwolken auf. Irgendwie sah es gespenstisch aus, mit den schlanken Baumspitzen der Pinien, die in den sich verdunkelnden grauen Himmel ragten.
    Sie ertappte sich zweimal innerhalb von zehn Minuten, dass sie auf fast hundertdreißig beschleunigte, und nach dem zweiten Mal schaltete sie den Tempomaten ein, um die vorgeschriebene
Höchstgeschwindigkeit von einhundertfünf nicht zu stark zu überschreiten. Sie gestattete sich zwanzig Stundenkilometer mehr, also etwa einhundertfünfundzwanzig, da sie wusste, dass keine Highwaystreife, die etwas auf sich hielt, irgendjemanden stoppen würde, der die Höchstgeschwindigkeit nicht um mindestens fünfundzwanzig Stundenkilometer überschritt.
    Diane schaltete das Radio an und drückte den automatischen Sendersuchlauf. Bei jedem Sender verharrte er für einen dreisekündigen Clip, bevor er weiterlief und den nächsten suchte. Sie ließ ihn vier- oder fünfmal durchlaufen, bis sie schließlich Emmylou Harris hörte. Diane drückte den Knopf, um den Sender zu behalten. Emmylou Harris hörte sie immer gern …
    In der Nähe von Gum Springs hielt sie an einer Tankstelle und füllte Benzin nach, obwohl der Tank des Taurus noch fast voll war. Die Tankstelle war eine richtige Tankstelle, kein Miniladen oder kleiner Supermarkt. Einfach nur ein aus Steinen und Mörtel gebautes Tankstellenhäuschen mit einem Spiegelglasfenster und einem Dachüberhang als Schutz vor schlechtem Wetter. An der Tür gab es eine kleine Messingglocke, die die Ankunft eines neuen Kunden verkündete, unter der uralten Registrierkasse war ein Sortiment an Süßigkeiten ausgelegt,

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