Gehetzt - Thriller
dass du das ge schafft hast.« Er trat zu rück, schüt telte den Kopf und grinste. »Kann ich dich irgendwie erreichen? Falls ich etwas auftun sollte?«
Diane schüttelte den Kopf. »Ich bleibe wohl erst mal schön in Bewegung. Aber ich komme noch mal vorbei, bevor ich die Biege mache oder was auch immer. Im Augenblick weiß ich noch nicht genau, wie es weitergeht.«
»Melde dich, wenn du irgendetwas brauchst. Was auch immer.
Ich helfe dir, so gut ich kann, Mädchen. Das weißt du hoffentlich.«
Sie nickte und ging zum Auto.
Während sie sich anschnallte, sah sie Efirds Silhou ette in der Tür, die Hände an den Seiten des Türrahmens, als ob er versuchte, ihn zu verbreitern. Er schlug nach irgendetwas auf seinem Nacken, ging wieder rein, zog die Fliegengittertür hinter sich zu und verabschiedete sich mit einem knappen, angedeuteten Salut.
KAPITEL 17
Als es klopfte, war Gail so fort an der Tür. Sie war schon vor Sonnenaufgang aufgewesen und hatte sich angezogen und dann gewartet, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, loyal zu sein, und dem Wunsch nach Sicherheit. Sie hatte sich in der Hoffnung schlafen gelegt, von einem Anruf Dianes hochgeschreckt zu werden, und war mit dem benommenen Glücksgefühl aufgewacht, sich nicht in ihrer Zelle wiederzufinden. Doch einen Augenblick später hatte sie eine mulmige Unruhe erfasst, als sie sich an Dianes Dummheit erinnerte.
Gail redete kaum mit Mr. ID, der wie seine Vorgänger im Aufzug eines Geschäftsmanns erschien. Sie nahm den Umschlag entgegen, den er ihr mit einem gönnerischen Lächeln überreichte, das Gail als Bestätigung deutete, dass Mel sich um die Be zahlung ge kümmert hatte, und schloss schnell die Tür hinter ihm.
Das war’s. Ihre Tasche war gepackt, sie hatte gefrühstückt, ihr Handy war ge laden. Sie öff nete den Umschlag und musterte die Pässe. Dianes Pass war auch dabei. Ihr eigener enthielt das neuere Foto, das sie zeigte, wie Diane sie noch nicht kannte. Die Pässe sahen absolut perfekt aus. Hoffte sie jedenfalls. Doch so gut die Ausweispapiere auch aussehen mochten, es gab nur einen wirklichen Test, ob sie als echt durchgingen: den Passschalter.
Gail nahm die Fernbedienung, drückte die entsprechenden Knöpfe, um aus dem Hotel auszuchecken, hinterließ die
Schlüsselkarten auf der Frisierkommode und rollte mit ihrer neuen Reisetasche aus der Tür.
Am Rand der überdachten Auffahrt parkte ein Flughafen-Van. Als Gail auf ihn zuging, stieg der Fahrer aus und nahm ihr die Tasche ab.
»DFW«, sagte sie. »Air France.«
Auf dem Weg zum Flughafen holte sie ihr Handy hervor und ver such te er neut, Di ane zu er reichen, doch sie landete wieder bei der anonymen Stimme, die sie aufforderte: Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Diesmal beendete sie die Verbindung nicht.
»Hallo D«, sagte sie. »Ich habe etwas für dich, dass ich dir schleunigst übergeben muss. Bitte ruf mich an, damit wir etwas ausmachen können. Ich muss innerhalb der nächsten drei Stunden von dir hören. Bitte melde dich. Ich hoffe, es geht dir gut.«
Sie konnte den Pass in ein Schließfach legen und den Schlüssel auf der Damentoilette verstecken. Oder ihn mit der Post schicken, wenn Diane ihr eine Adresse gäbe. Gail konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass Diane sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie schätzte Dianes Entschluss, Gail nicht der Gefahr auszusetzen, in die sie sich selbst begab, was auch immer für eine Gefahr es sein mochte. Aber Gail konnte nicht anders, als sich im Stich gelassen zu fühlen. Diane hätte erst mit ihr reden sol len. Und es ihr überlassen sol len, ob sie sich in die Sache hineinziehen lassen wollte oder nicht. Das Schicksal hatte sie in dieser winzigen Zelle im ländlichen Teil New Yorks zusammengeführt, und dass es so gekommen war, war absoluter Zufall gewesen, wie bei einem Würfelspiel. Hätte Johnson Diane in eine andere Zelle gesteckt, wäre Gail jetzt nicht mit ei nem gefälschten Pass in der Tasche auf dem Weg zum Flughafen. Wahrscheinlich säße sie dann noch im Gefängnis und würde auf ihre Anklage wegen Fluchtversuchs
warten. Oder vielleicht wäre sie auch tot. Sie hatte es nicht geschafft, Diane zu erzählen, dass es letztendlich ihre unerschütterliche Leckt-uns-doch-alle-Haltung gewesen war, die Gail erst ermutigt hatte, den Ausbruch zu wagen. Sie erkannte in Diane so viel von sich selbst als jun ge Frau wieder, dass sie sich immer noch fragte, wie Diane hatte Polizistin werden können. Wie jemand, der so durch
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