Gehetzt - Thriller
Grund, den armseligen Schuft umzubringen. Nein. Das hat er selber erledigt.«
Diane saß mit ausdruckslosem Gesicht da und fragte sich, ob ihre Chance, die Wahrheit über den Churchpin-Fall - und damit auch die Wahr heit über ihren eigenen Fall - aufzudecken, zusammen mit Churchpin gestorben war.
»Sie haben es heute in den Abendnachrichten gebracht«, fuhr Efird fort. »Hast du sie nicht gesehen?«
»Nein.« Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Warum hast du in den Sack ge hauen?« Ihre Worte ka men leise, bei nahe geflüstert, hervor.
Efird sah auf, das Weiße in seinen Augen war blutunterlaufen, seine Augenbrauen waren vor Konzentration nach unten gezogen. Doch so exzessiv er auch trinken mochte, Diane sah, dass er immer noch auf sein Äußeres achtete. Er rasierte sich. Er putzte sich die Zähne und wusch sich das Haar.
»Bei der Kripo? Ich hatte einfach die Schnauze voll.« Er stützte sein Kinn in die Hand, der Whiskey stieg ihm jetzt in
den Kopf. »Ich hab’ genug Scheiße erlebt und genügend Geld auf die Seite gelegt, um über die Runden zu kommen, bis ich weiß, wie es weitergehen soll. Jim my Ray und ich erwägen, als Privatdetektive zu arbeiten. Könnte mir vorstellen, dass wir ein gutes Team abgeben würden und ordentlich Kohle verdienen könnten, ohne es mit einem verschissenen Haufen jämmerlicher Messingmarkenträger aushalten zu müssen, die ihre Ärsche nicht vom achtzehnten Loch unterscheiden können. Außerdem wären wir Partner. Richtige Partner.«
»Klingt doch gut«, stellte Diane fest. »Ich drücke euch die Daumen, dass es klappt.«
»Vielleicht könntest du unsere erste Kundin werden, oder wie nennt man das in der Bran che … Kli entin. Unsere erste Klientin.«
»Wenn du deine Detektei nicht spätestens morgen aufmachst, ist es viel leicht zu spät für mich. Ich muss schnell etwas zusammenkriegen, Efird. Wenn sie mich schnappen, bin ich wieder hinter Gittern, und zwar für verdammt lange.« Diane stand auf, streckte sich und schlenderte in Richtung Sofa. Er stand ebenfalls auf und folgte ihr. Die Kisten versperrten ihr den Weg zum Sofa.
»Bleibt nur die Küche oder das Schlafzimmer«, bemerkte Efird. »Jeder andere Platz in diesem Wrack ist mit all dem wertlosen Mist vollgestellt, den ich angesammelt habe. Es gibt nirgends sonst Platz zum Sitzen.«
Diane drehte sich zu ihm um und ließ die Eiswürfel in ihrem Drink klirren.
»Hast du heute Nacht einen Platz zum Schlafen?«
»Ja«, antwortete sie. »Ein Freund erwartet mich.«
»Wetten, ich weiß wer?«
»Wetten, dass du nicht darauf kommst? Damit wir keine Zeit verschwenden, sage ich es dir gleich: Es ist nicht Will Renfro.«
»Aha, verstehe.« Efird lachte, drehte sich um und ging zurück zur Koch ni sche; er musste sich ducken, um nicht mit dem Kopf an das niedrige Dach des Wohnwagens zu stoßen. »Ihn hältst du da raus. Und mich? Auf mich kommt’s ja nicht so an.«
»Ich habe dir eben draußen gesagt, dass ich direkt wieder gehen kann.«
Efird winkte ab, und Diane folgte ihm zurück in die Kochnische.
»Er ist immer noch Polizist.«
»Und ich bin Gott sei Dank keiner mehr.« Efird blieb noch einen Moment stehen, die Daumen unter seinen Gürtel geklemmt, die Hüfte vorgestreckt. »Weiß er, dass du hier in der Gegend bist?« Er quetschte sich in die Sitzecke.
Diane schüttelte den Kopf und trommelte geistesabwesend mit einem Finger auf die Tischplatte. »Und ich will auch nicht, dass er es erfährt.«
»Soll mir recht sein«, entgegnete Efird.
»Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du Churchpin einen Besuch abstatten könntest. Renfro hätte ich unmöglich darum bitten können. Ich wollte, dass du für mich herausfindest, was in diesem Brief stand, den er seiner Mutter geschrieben hat.«
Efird nahm einen Schluck Whiskey und seufzte laut. »Von dem Brief habe ich nicht den ge ringsten Schimmer, aber eins kann ich dir sagen - Churchpin hat einen Haufen Dope unter die Leute gebracht«, sagte er ruhig. »Einige - unter anderem ich - haben den Verdacht, dass er über je manden im She riff’s Office an das Zeug herangekommen ist.«
Dianes Körper wurde plötzlich von einem Energiestoß durchzuckt, der direkt aus ihrem Hirn kam. Sie fragte sich, ob Jagdhunde so empfanden, wenn sie Witterung aufnahmen.
»Linda hat so was fallen gelassen«, sagte Efird, und seine
Stimme stockte, als er ihren Namen aussprach. Er räusperte sich, dann verhärteten sich seine Augen. »Bevor sie sich das Hirn weggepustet
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