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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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und durch rebellisch war, in einem Job landen konnte, in dem es darum ging, Regeln und Vorschriften durchzusetzen. Aber Dianes Versessenheit, Gerechtigkeit zu suchen, hatte in Gail die Erkenntnis reifen lassen, dass sie ihre Stra fe verdient hat te, doch irgendwann war ihre Tat gesühnt gewesen und die Strafe abgegolten, Und all das hatte nichts mehr mit Gerechtigkeit zu tun gehabt; es waren nur noch Grausamkeit und klein karierte Spießerpolitik gewesen, die verlangt hatten, dass Gail noch mehr Jahre absaß. Es war genau diese Erkenntnis gewesen, die Gail dazu getrieben hatte zu fliehen. Wahrscheinlich Jahre zu spät, aber es war in jedem Fall besser, als die Strafe abzusitzen. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, war es die einzig ehrenvolle Handlungsweise gewesen.
    Sie dachte daran zurück, wie sie in der zweiten Klasse einmal zusammen mit Carole Johnson, die etwas weiter unten in ihrem Viertel gewohnt hatte, von zu Hause ausgerissen war. Sie hatten sich Erdnussbutter- und Marmeladenbrote geschmiert und sich in der Hundehütte versteckt, die die Petersons draußen neben ihren Mülltonnen auf den gepflasterten, makellosen Weg gestellt hatten, nachdem ihr Hund im Frühling des Vorjahres überfahren worden war. Am späten Abend, als die Sterne am sommerlichen Nachthimmel zu funkeln begonnen hatten, war die gesamte Nachbarschaft unterwegs gewesen und hatte sie gesucht. Es hatte nicht lange gedauert, bis Mr. Johnsons Gesicht beinahe auf dem Kopf stehend in der Tür der Hundehütte erschienen war, wobei
schwer zu sagen gewesen war, ob er ärgerlich ausgesehen oder gelächelt hatte.
    Sie fühlte sich jetzt so, wie ihre Mutter sich an jenem Tage gefühlt haben musste. Nur dass sie nicht die gleichen Optionen hatte, die ihre Mutter damals gehabt hatte. Gail wollte Diane nicht zurücklassen, aber Diane hatte ihr nicht viele Wahlmöglichkeiten gelassen. Schließlich hatte Gail nicht die Absicht, im Hotel herumzusitzen und zu warten, bis Diane aufkreuzte - oder die Polizei.
    Aus dem Fenster sah sie den Rand einer einzelnen schlanken Wolke am Horizont, die sich im Licht des anbrechenden Tages rosa verfärbte. Am Flughafen war bereits jede Menge los. Sie zählte acht Flugzeuge am Himmel, die Warteschleifen zo gen, um in Lan deposition zu kom men, oder die sich nach dem Start in den Himmel schraubten. Gail wunderte sich erneut, wie voll die USA während ihrer Zeit im Gefängnis geworden waren. Ob es in Europa die gleiche Entwicklung gegeben hatte?
     
    Diane öffnete die Augen, und beim Anblick ihrer Umgebung zogen sich ihre Eingeweide zusammen. Das Motelzimmer war nicht viel größer als eine Gefängniszelle, nur dass es keine Gitterstäbe gab. Der nackte Betonboden war mit irgendeinem giftigen Teppich ausgelegt, der, wie sie feststellte, als sie barfuß zum Badezimmer ging, über keinerlei Polsterung verfügte. Die Fensterverdunklung hatte schwer mit der Morgensonne zu kämpfen. Diane dachte, sie würde den Klebstoff riechen, mit dem die einzelnen Teile der braunen Resopalmöbel zusammengekleistert waren, kam jedoch zu dem Schluss, dass es vielleicht auch nur der Geruch der Chemikalien war, mit denen das Zimmer gereinigt wurde. Deprimierend wie die Hölle. Das Motel war eines dieser niedrigen, zweistöckigen Schlacksteingebäude, die so nah an den Highway
gesetzt worden waren, dass jedes Mal, wenn ein Lastwagen vorbeifuhr, die Fenster klapperten. Aber mehr noch als nach Chemikalien stank das Zimmer nach dem ausgedünsteten Bierschweiß Tausender reisender Handelsvertreter. Typen, die auf der untersten Sprosse der Angestellten-Karriereleiter standen, während ihre Kinder ohne sie aufwuchsen. Diane war mehr als einem dieser Typen begegnet, wenn sie zu irgendwelchen Ehekrächen gerufen worden war. Einige von ih nen hatten sich so da ran gewöhnt, im mer unter wegs zu sein, dass sie nicht mehr wussten, wie sie sich zu Hause verhalten sollten.
    Diane nahm einen Plastikbecher von dem Stapel umgedrehter, einzeln eingeschweißter Becher, die auf einem schäbigen braunen Plastiktablett bereitstanden. Außerdem gab es einen zu dem Tablett passenden schäbigen Eiskübel, der im Gegensatz zu dem im Holiday Inn weder über einen Deckel noch über eine Schaumpolsterung verfügte. Sie entfernte die Plastikverpackung von dem Plastikbecher, dreh te im Badezimmer den Plastikhahn für kaltes Wasser auf und ließ es eine Weile laufen, damit es sich aus den Plas tikrohren entleerte, in denen es die ganze Nacht gestanden und vermutlich PVC

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