Gehetzt - Thriller
der Verhaftung, ihrer Verhaftung, blitzten vor ihrem inneren Auge auf, und ihr wurde übel und schwindelig.
»Dieses Arschloch.« Die Worte kamen langsam und ruhig aus ihrem Mund. Schieb alles auf Jimmy Ray. Lass Efird außen vor, kon zentrier dich nur auf Jimmy Ray. Lass Efird nicht denken, dass du - ja, was? Dass sie wütend auf ihn war? Genau. Und dann schlug ihre Wut auf einmal um, und Diane wurde auf die andere Seite der Gefühlsskala katapultiert. Sie war plötzlich die Ruhe selbst.
Ein Rascheln vor dem Wohnwagen ließ Efird aufspringen. Er schlug auf den Lichtschalter und ließ den Raum in Dunkelheit sinken. Von der Chilischoten-Lichterkette im Vorhof fiel ein schwacher roter Schein durchs Küchenfenster ins Innere des Wohnwagens. Diane sah, wie Efird geduckt zur Vordertür pirschte und hinausspähte. Dann drehte er sich um und schlich an ihr vorbei zur Hintertür neben dem Schlafzimmer.
Diane sah ihm nach. Vielleicht konnte sie es schaffen, aus der Vordertür zu stür men und in ihr Auto zu sprin gen? Sie sah aus dem Fenster, schätzte die Entfernung ab, rückte an den Rand der Sitzbank und behielt Efird im Auge, der angestrengt aus der Hintertür in die Dunkelheit spähte. Dann erhob sie sich, und in diesem Moment drehte Efird sich plötzlich um, sah sie an, stürzte aus der Tür und brüllte: »Verpiss dich, du Drecksstück! Na los, Mistkröte! Mach schon!«
Diane ließ sich langsam zurück auf die Bank sinken und nahm ihre ursprüngliche Position am Tisch wieder ein. Sie
würde es niemals bis zum Auto schaffen, ohne dass Efird ihr vorher eine Kugel verpasste. Ausgeschlossen.
Efird kam zurück, trank einen Schluck, rutschte auf die Sitzbank und legte die Arme ausgebreitet auf die Rückenlehne. »Verdammte Waschbären«, sagte er. »Haben es wieder mal auf den Müll abgesehen. Ich bringe diesen kleinen verschissenen Müllfresser um, das schwöre ich dir.« Diane entdeckte einen kleinen Blutfleck an der Seite seines blauen Jeanshemds, direkt neben dem Saum. Er seufzte leise; es war der Seufzer eines Mannes, der im Begriff war, etwas zu tun, was ihm eigentlich zuwider war.
»Weißt du, was er wollte? Jimmy Ray? Als er heute hier aufgekreuzt ist?«
»Ich denke mal, es dürfte irgendwas mit Churchpin zu tun gehabt haben.«
Efird nickte. Dann stand er auf, drehte sich um und öffnete die Kühlschranktür. Er hob die Schachtel einer Tiefkühlpizza hoch, zog einen darunterliegenden großen Ziploc-Gefrierbeutel hervor und warf ihn vor Diane auf den Tisch. Sie öffnete ihn und nahm das Blatt Papier heraus, das sich in dem Beutel befand.
Churchpins Brief an seine Mutter.
»Du musst ihn nicht lesen, ich sage dir, was drinsteht.« Efird setzte sich wieder und stütz te sich, halb über den Tisch gebeugt, auf seine Arme. »Er schreibt, dass er Linda, nachdem sie ihn verlassen hat, überredet habe, mit mir an zubändeln. Wahrscheinlich hat er ihr gedroht, sie windelweich zu schlagen, falls sie sich weigern sollte. Er war mein Spitzel, weißt du. Oder besser gesagt, einer von ihnen. Der Beste von allen. Er schreibt, er sei sich sicher, dass Linda nicht Selbstmord begangen hat, sondern er glaube, ich hätte sie erschossen, als ich herausgefunden habe, dass sie zu ihm gegangen ist und ihm von meinen Geschäften erzählt hat.«
»Lass mich raten.«
»Methamphetamine«, sagte Efird und ließ das Wort langsam von seiner Zunge rollen. »Chrystal Meth. Speed. Gofast. Meine Mum hat keinen Idioten großgezogen. Ich hab’ doch damals undercover in Nacogdoches gearbeitet. Jimmy Ray hat mich sofort eingeweiht, und ich habe nicht lange gebraucht zu kapieren, wie viel Kohle man mit Drogen verdienen kann und wie ich Rick Churchpin einsetzen könnte, den Stoff zu vertreiben. Ich meine, es war nicht etwa meine eigene geniale Geschäftsidee. Ist schließlich schon oft genug durchexerziert worden.«
Er zwinkerte ihr zu. »Fragst du dich, warum ich dir das alles auf die Nase binde?«
Sie nickte.
»Weil du eine Geächtete bist. Eine entflohene Strafgefangene. Du kannst es niemandem erzählen, und selbst wenn du es tätest, würde dir niemand glauben. Du bist eine Verbrecherin, eine verdammte Drogendealerin.«
»Hast du die Teenager am See umgebracht?«
Efird biss sich auf die Lippen, seufzte und sah Diane an. Erinnerungen huschten über sein Gesicht, und in seinen Augen glänzte Traurigkeit auf, die jedoch sofort wieder verschwand.
»Tut mir leid, dass ich dich zum Affen machen musste. Ich meine, dass ich dir den Wagen
Weitere Kostenlose Bücher