Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
Vom Netzwerk:
summend das erste Rib-Eye-Steak auf den Grill. Es bildete sich bereits eine Warteschlange.
    »Lasst uns gehen«, sagte Hillary. »Sobald es in den Blocks die Runde macht, kommen sämtliche Faulenzer hier angedackelt. Und ihr wisst ja, dass diese Säcke auf keinen Fall genug Essen haben, um damit herumzugehen.« Sie legte ihre Karten umgedreht auf den Tisch und beschwerte sie mit einer Wasserflasche. Die anderen taten es ihr gleich, schnappten sich Pappteller, Plastikgabeln und -messer und stellten sich in die Schlange.
    »Wie sol len wir denn da mit ein Steak schneiden?« Di ane musterte das Plastikbesteck.
    »Ich dachte, ihr Texaner nagt es di rekt vom Knochen ab.« Lisas Lächeln nahm ihren Worten die Bissigkeit.
    »Sehr witzig!« Diane schob das Besteck in die Tasche ihrer Drillichhose und setzte einen extrem gelangweilten Blick auf.
    »Ich hatte kein richtiges Messer und keine richtige Gabel mehr in der Hand, seit ich um die zwanzig war«, stellte Gail fest. »Ich bin nicht einmal sicher, ob ich mich noch erinnere, wie Messer und Gabel sich anfühlen.«
    »Das trifft auch auf ein paar andere Dinge zu«, zog Lisa sie auf. Gail wollte etwas Bissiges erwidern, doch dann sah sie, wie aufmerksam Hillary die Unterhaltung beobachtete. Bevor Hillary eingeliefert worden war und bevor Gail beschlossen hatte, sich in sich selbst zu rückzuziehen, waren Gail und Lisa eine Zeit lang zusammengewesen.
    Sie schafften es tatsächlich, bis an den Grill vorzurücken, bevor die Steaks ausgingen. Gail nahm eins, obwohl sie es nicht selbst essen wollte. Sie gab es dem Wiesel, als kleine Ermunterung, das Maul zu halten. Der Maiskolben war köstlich und buttrig. Sogar der Kartoffelsalat schmeckte. Plötzlich beugte Gail sich zu Diane vor und flüsterte: »Das ist wirklich
gut, vielleicht sollten wir doch bleiben?« Diane kicherte und schüttelte entschieden den Kopf. Es war das nervöse Lachen von jemandem, der kurz davorstand, sein Leben zu riskieren. Kein richtiges Lachen, eher ein Angstschrei.
    Mitten beim Essen erhob Rhonda ihre Wasserflasche zu einem Toast.
    »Auf den Unabhängigkeitstag«, sagte sie und wandte sich Gail zu. »Und darauf, dass ihr möglichst weit kommt. Long may you run.« Die Frauen stießen die Plastikflaschen aneinander, nahmen jede einen Schluck gesundes Wasser und kicherten anlässlich der Absurdität ihrer Situation.
    Und dann, bevor sie es recht glauben konnte, sah Gail die Sonne Richtung Horizont hinabsinken. Sie schien ungewöhnlich schnell zu sinken, noch schneller als an den normalen Tagen, wenn Gail nichts weiter wollte, als noch ein paar Minuten länger draußen bleiben zu können.
    »Also gut«, sagte Gail. »Es ist so weit. Wer etwas zu sagen hat, melde sich jetzt, oder er schweige für immer.« Sie sah die Frauen nacheinander an: Rhonda das Wiesel, Lisa, Hillary, Diane. Jede nickte ihr schweigend zu. Gail sah sich auf dem Hof um. Zwei Aufseher. Der eine schlenderte am Rand der Laufbahn an der äußeren Begrenzung des Hofs ent lang, der andere sah einem Softballspiel zu, das gerade im Gange war. Sie drückte den Frauen die Hand und rutschte unter den Picknicktisch.
    Es war, als ob die Zeit erstarrte, dann beschleunigte und dann wieder unglaublich langsam verging. Sie machte sich als ein leises Tosen in Gails Ohren bemerkbar. Dann beobachtete Gail, wie ihre Hände die Rasenmäherklinge aus ih rer Tasche zogen und sie in das Loch des schweren, verrosteten Kanaldeckels schoben. Sie zog. Sie hatte geglaubt, der Deckel wäre unheimlich schwer, und hatte sich gefragt, ob sie überhaupt imstande wären, ihn anzuheben. Manchmal hatte
sie sogar gehofft, sein Gewicht würde ihren Plan vereiteln und sie zwingen, geschlagen in ihre Zelle zurückzukehren. Doch ihre Angst verlieh ihr Kraft; der Deckel ließ sich problemlos heben.
    »Alles klar«, sagte sie leise, blickte durch die Ritzen zwischen den Brettern der Tischplatte hinauf zu den Frauen und sah, dass alle auf ihren Plätzen erstarrt waren. »Spielt Karten!«, zischte sie. »Scheiße!« Die oben bewegten sich. »Diane! Los, komm!«
    Und da kam Diane auch schon, ließ sich unter den Tisch gleiten und in einer einzigen fließenden Bewegung gleich weiter herunter in das Loch. Gail rutschte neben sie. Sie mussten sich so klein machen, dass sie nur noch ein Drit tel ihrer Körpergröße maßen, um ihre Köpfe unter Bodenhöhe ducken zu können; dann langten sie hi nauf und zogen den Ka naldeckel wieder an Ort und Stelle.
    Dunkelheit, bis auf das Loch, durch das

Weitere Kostenlose Bücher