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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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presste sich gegen den Beton und fühlte ihn hart und mas siv in ihrem Rücken. Sie musste sich bewegen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie drückte erneut. Nichts. Reiß dich zusammen. Sie rief sich in Erinnerung, was der Zweck des Ganzen war: aus dem verdammten Knast rauszukommen. Zurück nach Texas zu gehen und ihren Ruf wiederherzustellen. Ihren Job und ihre Freunde bei der Polizei zurückzugewinnen. Und ihre Beziehung zu Will Renfro wiederherzustellen.
    Apropos Renfro: Er war völlig fassungslos gewesen. Er hatte sie nur ein einziges Mal besucht, während sie in der städtischen Gewahrsamszelle gehockt hatte, und war gerade mal lange genug geblieben, um ihr zu sagen, dass er an sie glaube und sie unter keinen Umständen im Gefängnis landen würde. Doch der Chef hatte ihm geraten, sich keine Schwierigkeiten an den Hals zu laden und sich um ihrer und seiner selbst willen vorerst von ihr fernzuhalten. Also hatte er genau das getan. »Renfro«, hatte sie gefragt, »wie fühlt man sich, wenn man immer so verdammt besonnen ist?«
    »Ich helfe dir, Diane«, hatte er erwidert. »Ich weiß nur noch nicht, wie ich es am besten anstelle.«
    Falls er es versucht hatte, hatte es nichts genützt.
    »Hattest du einen Prozess?«, flüsterte sie Gail zu.
    »Natürlich.«
    »Na ja, du hättest ja nicht zwingend einen haben müssen. Du hättest dich auch einfach schuldig bekennen können.«
    »Wenn ich schuldig gewesen wäre.«
    »Warst du es nicht?«
    »Im ersten Fall, ja. Warum fragst du?«
    »Meinen Arsch haben sie so schnell durch die Justizmühle gedreht, dass ich immer noch nicht richtig weiß, wie ich hier gelandet bin.«
    »Hast du dich schuldig bekannt?«

    »Natürlich nicht. Niemals im Leben werde ich das tun!«
    »Hattest du einen Geschworenenprozess? Oder hast du vor einem Richter gestanden?«
    »Geschworene. Die Jury bestand aus einem Haufen naiver Bürger. Der Wortführer konnte seinen Arsch nicht von einem Loch im Boden unterscheiden. Er war absolut bescheuert.«
    »Vielleicht auch einfach nur fehlgeleitet.«
    »Ist auch schwer, sich nicht fehl leiten zu lassen, wenn man drei Beamte der Drogenbe hörde aussagen hört, dass sie im Kühlschrank der Angeklagten einen Riesenhaufen Koks gefunden haben. Diese Typen, ich meine, diese Drogenfahnder - können die wirklich so dämlich gewesen sein, oder waren sie an der Linkaktion beteiligt? Das ist mir einfach noch nicht klar.«
    »Bei Drogenfällen spielt das Motiv keine Rolle. Die Drogen sind das Motiv.«
    »Aha, wann hast du deinen Juraabschluss gemacht?«
    »Im Knast, Baby. Die beste Jura-Fakultät des Landes.« Gail musterte das graue Licht, das durch das Loch fiel, und wartete auf die Dunkelheit. Es war bald so weit. Jeden Moment.
    Diane seufzte und grinste, beides halbherzig.
    »Aber das Studium ist mörderisch hart«, fügte Gail hinzu.
    Diane machte sich noch ein bisschen kleiner, soweit das überhaupt ging. Ihre Knie wa ren gegen ihr Kinn gedrückt, ihre Arme eng an ihre Seiten gepresst. Aber wenigstens bewegte sie sich, wenngleich es auch nur ein leichtes Zusammenziehen ihres ohnehin schon gekrümmten Körpers war. Sie entspannte sich, spannte die Muskeln wieder an, entspannte sich wieder und immer so weiter, als ob sie ein Fötus kurz vor der Geburt wäre, der im Rhythmus der Geburtswehen zusammengepresst wurde.
    Und dann verpasste Gail ihr plötzlich völlig unerwartet einen heftigen Rippenstoß.

    »Bist du bereit?« Sie waren es letzte Nacht wieder und wieder durchgegangen.
    »War ich schon, bevor ich hier überhaupt gelandet bin.«
    Sie hievten den Kanaldeckel hoch und krabbelten heraus, wobei sie sorgfältig darauf achteten, sich im Schatten unter dem schützenden Picknicktisch zu halten. Große, an den Ecken des Zauns aufgestellte Flutlichtstrahler tauchten die gesamte Umgrenzung des Hofs in grelles Licht und erzeugten eine Helligkeit wie auf einem erleuchteten Tennisplatz. Es war heller, als Gail erwartet hatte. Sie bedeutete Diane, ihr zu helfen, den Kanaldeckel wieder an Ort und Stelle zu legen.
    »Also gut. Packen wir’s.« Beide holten noch einmal tief Luft, krochen unter dem Tisch hervor und huschten geduckt über den Hof Richtung Eiche. Gail bereitete im Laufen das Seil vor und schleuderte es, als sie den Baum erreichten, sofort hoch. Sie zielte auf den untersten Ast auf der Innenseite des Hofs.
    Sie verfehlte den Ast.
    »Scheiße«, fluchte Diane. »Gib mir mal!«
    Gail ignorierte sie und versuchte es noch einmal. Und noch

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