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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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ausgegangen, und wurde wütend auf sich selbst, weil sie sich in Selbstmitleid erging. Ich wünschte, ich wünschte, ich wünschte! Sie konnte die nächsten zwölf Jahre genau damit verbringen. In einer Gefängniszelle zu hocken und zu wünschen. Was wünschen? Dass eine Bande Bürohengste ein bisschen gesunden Menschenverstand und Mitgefühl gezeigt hätte? Nein. Sie würde nicht wünschen. Sie würde nicht wünschen und nicht zulassen, dass sie sie weiter bestraften. Gail hatte genug Zeit abgesessen. Sie hatte ihnen ihre besten Jahre geopfert. Es reichte.
    Gail würde handeln. Sie plante es erst seit etwa drei Jahren. Es war ihr Zeitvertreib, wenn sie in den frühen Morgenstunden wach auf ihrer Pritsche lag und sich zu erinnern versuchte, wie der Mond aussah. Und sie wuss te jetzt, dass Hil lary nicht die Richtige war. Hillary war eine Spaßkanone, aber sie würde niemals über den Zaun klettern. Diejenige, die mit ihr über den Zaun klettern würde, war hier in ihrer Zelle.
    »Diane.« Gail sprach leise.
    »Ja?«
    Gail beugte sich vor und flüsterte: »Meinst du es ernst?« Sie machte eine kreisförmige Bewegung mit der Hand, um zu bedeuten, dass sie all das meinte, worüber sie geredet hatten. Um ihr zu bedeuten, dass sie die Flucht meinte.
    Diane stützte sich auf einen Ellbogen und sah Gails Augen in dem Licht, das vom Flur durch die Gitterstäbe in ihre Zelle fiel, intensiv glänzen. Sie hatte sie erreicht. Sie war zu ihr durchgedrungen.
    »Erzähl mir, was du getan hast. Ich haue nicht einfach mit irgendjemandem ab, von dem ich nichts weiß.«
    »Besitz von Schusswaffen und Sprengstoff.«

    »Ach, du heilige Scheiße! Was hast du …«
    »Vorge habt? Die Tele fongesellschaft in Wa shington D.C. in die Luft zu jagen.«
    »Wirklich?«
    »Als politische Tat. Als Botschaft.«
    »Wann?«
    »Als du noch ein Kind warst.«
    »Ich dachte, diese ganze Geschichte wäre in den Sechzigern vorbei gewesen.«
    »Das Ganze läuft seit der Revolution, Schätzchen. Schon mal was von der amerikanischen Revolution gehört?«
    »Ein- oder zweimal.«
    »Tja, das alles ist ein Prozess, weißt du.«
    Diane gestattete sich nicht, sich auszumalen, was passierte, wenn sie geschnappt würden. Das blendete sie lieber aus. Was sie sehr wohl wusste, war, dass sie lieber sterben würde, als zwanzig Jahre in diesem finsteren Loch abzusitzen für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatte. Und was sie außerdem wusste, war, dass sie nach Texas zurückkehren und sicherstellen würde, dass der Herr Bezirksstaatsanwalt und der Herr Sheriff des Breard Countys ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Und wenn die Bundespolizisten nicht dafür sorgten, würde sie es eben selber tun.
    »Diane?« Gail langte hinter sich, riss die Naht an ihrer Matratze auf und zog das abgebrochene Stück des Rasenmäherschneideblatts heraus.
    Diane starrte es an, sah dann Gail an und wieder das Schneideblatt. »Verdammt, ja, ich meine es ernst.« Sie nickte langsam, nachdrücklich. Ein angedeutetes Lächeln. Eine hochgezogene Augenbraue. Sie waren Partner.
    Gail lächelte, und es war das erste Mal, dass Diane ein richtiges Lächeln auf Gails Gesicht sah. Ein uneingeschränktes Lächeln. Es war ein schwer zu deutendes Lächeln, denn es
sah so aus, als kostete es Gail beträchtliche Mühe, es hervorzubringen.
    »Gut«, sagte Gail. Ihre Augen strahlten Zuversicht aus. »Wie ich gehört habe, ist am Feiertag auf dem großen Hof ein Grillfest geplant. Hamburger und Hotdogs.«
    »Welcher Feiertag?« Diane sah sie total verwirrt an.
    »Unabhängigkeitstag«, erwiderte Gail. Sie beug te sich erneut vor und flüsterte: »Unser Unabhängigkeitstag.«

KAPITEL 8
    Johnson trug eine Kü chenschürze über seiner Uniform und stand breit lächelnd am Eingang zum Hof, in der einen Hand einen Bratenheber, in der anderen eine Grillgabel. Er würde kei nem ande ren Aufse her das Gril len über lassen. Und Gefangene durften das Grillbesteck nicht in die Hand nehmen.
    »Jedes Jahr das Gleiche«, stellte Gail fest. »Die Aufseher grillen Wiener Würstchen und gebärden sich, als würden sie uns einen Riesengefallen tun.«
    »Auf jeden Fall besser als der Fraß in der Kantine.« Diane war froh, an der fri schen Luft zu sein. Und ziem lich aufgedreht.
    »Hängt vom Grillmeister ab.« Gail spürte ebenfalls eine innere Unruhe, einen durch Angst hervorgerufenen Nervenkitzel, den sie auszuatmen versuchte. Immer schön locker bleiben. Es war nur ein weiterer Tag hinter Schloss und

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