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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Zehn-Uhr-Zählappell.
    Fast eine Stunde, bis in Sundown die Hölle ausbrechen würde und Männer mit Waffen und Hunden ihre Verfolgung aufnehmen würden.
     
    Schweiß rann Gail über die Stirn, Salz brannte in ihren Augen und brachte sie zum Tränen. Aber sie hatte jetzt ihren Rhythmus gefunden. Sie atmete tief und schwer, aber regelmäßig und kontrolliert. Vom Unterholz behindert, verlangsamte sie ihren Schritt und wischte sich mit dem Ärmel ihres T-Shirts den Schweiß ab. Lauf weiter. Bleib in Bewegung. Ihr Knöchel schmerzte, vielleicht hatte er schon die ganze Zeit wehgetan, und sie war nur zu ab gelenkt gewesen, es zu merken.
Sie verlangsamte ihren Schritt weiter auf Gehtempo. Diane lief neben ihr, hielt mit ihr Schritt. Sie folgten beide dem dünnen Strahl der Taschenlampe durch den Wald. Dann stießen sie auf einen von Tieren getrampelten Pfad, kaum ein richtiger Weg, aber erkennbar. Weniger Brombeersträucher und nur gelegentlich ein Strauch oder ein junger Ahorn, der durch den Boden brach. Die Blätter des vergangenen Herbstes lagen auf dem Boden, der Trampelpfad war weich unter Gails Füßen. Sie wischte sich erneut die Augen. Der Ärmel ihres T-Shirts war klatschnass. Das ganze T-Shirt war klatschnass.
    Plötzlich blieb Diane stehen; Gail tat es ihr gleich. Sie lauschten, voller Angst, Hunde zu hören, aber sie hörten nichts.
    Und dann Wasser, leise in der Dunkelheit plätschernd, vielleicht fünfzehn Meter entfernt. Sie verließen den Pfad, brachen durch das Gehölz und steuerten das leise in der Nacht gurgelnde Plätschern an. Der Blutkreislauf von Mutter Erde.
    Als sie den Bach er reichten, setzte Gail sich hin, schnürte ihren Schuh auf, zog ihre blutgetränkte Socke aus und tauchte ihr Bein ins Wasser. Sie konzentrierte sich darauf, ihre Atmung weiter ruhig zu halten, ließ das eiskalte Wasser des Bachs ihre Wunde umspülen, saß einfach nur mit geschlossenen Augen da und ge noss das Nachlassen des Schmer zes. Sie war wirklich hier, das hier war real. Morgen früh würde sie nicht in ihrer Zelle aufwachen. Diane stand neben ihr, eine Hand hatte sie schützend auf Gails Schulter gelegt.
    Diane wusste, dass sie nur lange genug stillstehen und einen bestimmten Punkt fixieren musste, dann würden sich in der Dunkel heit Umrisse abzuzeichnen beginnen. Inzwischen fiel etwas Mondlicht durch die Zweige. Unter anderen Umständen wäre dieser Ort ihr magisch erschienen. Sie spürte Gails langsamer werdende Atembewegungen, spürte, wie sich Gails Schultermuskeln, die gerade noch angespannt gewesen waren wie Stahlseile, allmählich entspannten. Sie kniete sich hin und
untersuchte Gails Schnittwunde. Sie sah nicht gut aus. Diane hatte genügend Opfer von Verkehrsunfällen und Familienstreitigkeiten gesehen, um zu wissen, wann eine Wunde genäht werden musste. Sie richtete sich wieder auf und starrte erneut in den Wald.
    Sie sah nur jede Menge Bäume.
    Diane half Gail hoch, riss einen weiteren Streifen von ihrem T-Shirt ab und verband die Wunde neu. Diesmal fester, um die Blutung zu stoppen. Nicht dass Gail bereits viel Blut verloren hatte, aber die Wunde blutete kontinuierlich und nicht unerheblich, und die Blutung musste gestoppt werden.
    Sie hielten sich nah am Bach lauf und achteten in der Dunkelheit sorgsam darauf, wohin sie traten, bis sie eine flache Stelle erreichten. Dort zogen sie ihre Stiefel aus und gingen ins Wasser. Wateten in der Bachmitte, dankbar, dass sie endlich ein etwas langsameres Tempo vorlegen konnten. Sie hatten fast eineinhalb Kilometer im Wasser zurückgelegt, vermutete Diane, als der Bach anfing, wieder tiefer zu werden. Jetzt führte sie Gail zum gegenüberliegenden Ufer. Dort zogen sie sich ihre Stiefel wieder an, lauschten über das Fließen des Wassers hinweg nach anderen Geräuschen und folgten weiter dem Bachlauf. Gails Füße waren taub von dem kalten Wasser; das war zwar kein angenehmes Gefühl, aber es war immer noch besser als der Schmerz und das heiße Pochen ihrer angeschwollenen Verletzung.
    Sie rannte in Diane hinein, die plötzlich abrupt vor ihr stehen geblieben war.
    »Was …«
    Diane hob eine Hand und bedeutete ihr zu schweigen. Gail erstarrte, hielt die Luft an und horchte. Und dann hörte sie es. Noch weit entfernt, aber unverkennbar.
    Die Hunde.
    Sie bellten nicht. Sie knurrten nicht. Die Laute, die sie hervorbrachten,
waren ein unterdrücktes krupphustenartiges Schnaufen aus der Tiefe ihrer Lungen, hervorgekeucht von primitiven, dummen Kreaturen, die darauf

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