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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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tun, ohne dass jemand ihnen befahl, das Licht auszuschalten oder sie ins Büro des Gefängnisdirektors einbestellte.
    Mike fuhr konzentriert. Gail hatte das Gefühl, dass er nach irgendetwas Ausschau hielt. Sie kannte die Straße und wusste, dass er hier nicht fahren durfte - sie war für den Lastwagenverkehr gesperrt. Doch er hat te gesagt, dass schon al les
gut gehen wür de, und war in die Straße eingebogen, be vor Diane oder Gail ihn davon hatten abhalten können. Bis jetzt hatte er tatsächlich Glück gehabt. Doch Gail war sich nicht so sicher, ob er überhaupt Glück haben wollte. Oder ob er es darauf anlegte, von der Polizei angehalten zu werden. Sie fragte sich, ob er Bescheid wusste. Er bog in die 26. Straße ein und bedachte Diane und Gail mit einem matten Lächeln: Durchfahrt geschafft.
    Diane lächelte zurück, und plötzlich hatte Gail ein ganz schlechtes Gefühl.
    Sie näherten sich der Tenth Avenue, als Diane den Revolver aus ihrer Tasche zog und ihn Mike in die Rippen drückte. Sie war cooler als cool; sie würde nicht davor zurückschrecken, Gebrauch von ihrer Waffe zu machen, und alle im Führerhaus des Lastwagens wussten es.
    »Parken Sie da vorne!«, befahl sie. Mike sah sie noch einmal an, dann war ihm klar, dass Diane nicht diskussionsbereit war. Er lenkte den Las ter vor ei nem Lagerhaus an den Bordstein und legte seine Hände in den Schoß.
    »Tun Sie, was Sie tun müssen«, flüsterte er. »Ich will keinen Ärger.«
    »Tut mir wirklich leid«, sagte Diane ernst. »Tun Sie, was ich sage, und Ihnen passiert nichts.« In ihr sah es anders aus: Sie hatte eine Wahnsinnsangst, dass er es darauf ankommen ließe, denn dann musste sie entweder schießen oder aufgeben, und eigentlich hatte er all diesen Ärger nicht verdient. Aber verdammt, sie mussten nun mal weg. Sie mussten raus aus dem Laster, das war al les. Und wenn es bedeutete, dass sie auf den Mistkerl schießen musste, dann würde sie es tun, allerdings würde sie sich sehr bemühen, ihn nicht zu töten, sondern nur ausreichend zu verwunden, damit er sie in Ruhe ließ und sie verschwinden konnten.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte er. »Hab es im Radio gehört.«
    »Und Sie haben uns trotzdem mitgenommen?«
    »Nein. Ich hab’ Sie aufgegabelt, bevor es mir klargeworden ist. Und dann war es ja wohl zu spät, oder?«
    Diane nickte. »Niemand muss zu Schaden kommen.«
    Mike hielt ihr seine Handgelenke hin, und Diane fesselte sie mit dem Rest des Klebebands.
    »Trotzdem vielen Dank fürs Mitnehmen«, sagte sie. »War nett von Ihnen.« Sie band sei ne Fußknöchel zusammen und legte ihn quer über die Vordersitze, wobei sie ihn so zu rechtrückte, dass ihm der Schaltknüppel nicht in den Rücken bohrte.
    »Wir können auch weiterfahren«, schlug er vor. »Ich könnte Sie fahren.«
    Diane sah zu Gail hinunter, die bereits am Bordstein stand und besorgt die Straße rauf- und runterblickte.
    »Er will mitkommen«, sagte sie.
    Gail starrte zu Diane hoch und riss den Kopf nach links, um ihr zu bedeuten: Lass uns endlich abhauen.
    »Tut mir wirklich leid«, wandte sich Diane an Mike und pappte ihm einen Streifen Klebeband über den Mund. Jetzt sah er zum ers ten Mal richtig sauer aus, und sie hatte solche Schuldgefühle, dass sie ihn keines weiteren Blickes würdigte, als sie aus dem Führerhaus sprang und die 26. Stra ße in Richtung Osten eilte, immer hinter Gail her, die so wütend war, dass sie kein Wort sprach.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Diane schließlich.
    »Zu einer Telefonzelle«, antwortete Gail. »Wenn du mir versprichst, nicht auf sie zu schießen.«
    »Ich hätte nicht auf ihn geschossen«, stellte Diane klar.
    »Du kannst mir viel erzählen!«
    »Aber das ist es doch ge rade. Du musst glaubwürdig sein, oder es funktioniert nicht, und dann musst du am Ende tatsächlich abdrücken. Es muss überzeugend wirken.«

    »Was du gerade abgezogen hast, wirkte mehr als überzeugend. Ich dachte, du würdest ihn abknallen.«
    »Gail! Ich hätte ihn nicht erschossen.«
    »Du bist eine verdammte Wahnsinnige!«
    »He, Schätzchen, wir können uns auf der Stelle trennen, wenn es das ist, wo rauf du hi nauswillst. Jetzt hör ver dammt noch mal auf! Wir sind doch keine Viertklässler auf einem Klassenausflug.«
    Gail lief schweigend weiter, Diane ging neben ihr. Sie eilten die Seventh Avenue Richtung Süden; niemand beachtete die beiden Frauen, die mit ihren Bob’s-Werkstatt-T-Shirts und ihren Stahlkappenstiefeln Partnerlook trugen. Gail sog die

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