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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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mal einen im Zirkus gesehen, der in unserer Stadt gastierte.«
    Mike sah aus, als ob er mit einem Ohr zuhörte, während er konzentriert in den Außenspiegel sah, hochschaltete und den riesigen Lastwagen zurück auf den Highway 209 lenkte.
    »Dieser Typ hat sich so klein zusammengefaltet, dass er in einen Glaskasten passte, der nicht größer war als das Aquarium, in dem ich mei ne Beta-Fische hatte. Er hatte die Bei ne um seine Schultern gebogen und die Arme und den Kopf unter sich geklemmt. Einfach unglaublich.«

    Mike schüttelte den Kopf. »Ich glaub’, so einen hab’ ich noch nie gesehen. Ich stehe sowieso nicht so auf Zirkus. Die Elefanten tun mir immer leid.«
    »Ja, ich weiß, was Sie meinen«, entgegnete Diane. »Ich bin auch eine Tierfreundin.«
    »Sie kommen nicht von hier«, stellte Mike grinsend fest. »Ihrem Akzent nach zu urteilen sind Sie aus dem Süden.«
    »Louisiana«, entgegnete Diane. »Aber das ist schon eine Weile her.« Gail war beeindruckt, wie locker Diane die Lüge über die Zunge kam.
    »Das klingt mir nicht nach Louisiana. Ich bin viel rumgekommen. Hab’ oft Reis aus Texas geholt. Ich würde sagen, Sie kommen aus Texas.«
    »Waren Sie schon mal in Louisiana?« Wut, oder vielleicht auch Nervosität, schien in Dianes Stimme zu kriechen. Vor einer Minute hatte Gail noch geglaubt, Diane würde von Mike zum Dinner eingeladen, doch jetzt schlug die Stimmung auf einmal schlagartig um und ging in den Keller.
    »Nein«, antwortete Mike. »Aber ich weiß, dass die Leute dort einen anderen Akzent sprechen als in Texas.«
    »Dann waren Sie wohl auch noch nie in Monroe, Louisiana?«
    »Nein, das habe ich doch gerade gesagt.« Jetzt schien er gründlich verstimmt.
    »Fragen Sie, wen Sie wollen«, entgegnete Diane unnachgiebig. »Es ist verdammt schwierig, die beiden Akzente auseinanderzuhalten. Sicher dachten Sie an den Süden Louisianas, die Ge gend um New Orleans.« Dianes Gebaren hatte irgendetwas Bedrohliches an sich. Zuerst konnte Gail es nicht einordnen, wusste nicht, wo es ihr schon mal begegnet war. Doch dann kam ihr Johnson in den Sinn, sein Mackergehabe und seine durchdringenden Augen. Und ihr wurde klar, woran Dianes Verhalten sie erinnerte: Es war das Verhalten, das
Polizisten in brenzligen Situationen an den Tag legen, wenn sie den Geruch absoluter Autorität ausströmen und wissen - und von dir erwarten, dass du es auch weißt -, dass sie sich durchsetzen werden, ganz egal, um was für eine Situation es sich auch handeln mag. Bevor sie im Ge fängnis gelandet war, hatte Gail geglaubt, diese Aura hätte etwas mit dem Tragen einer Waffe zu tun, aber auch Johnson hatte sie ge habt, obwohl die Aufseher unbewaffnet waren.
    Warum Diane nach allem, was sie in den vergangenen gut neunzehn Stunden durchgemacht hatten - das Steakessen im Gefängnishof mitgerechnet - auf einmal so nervös war, war Gail ein Rätsel. Doch was auch immer plötzlich in Diane gefahren war, sie begriff, dass sie für einen Stimmungswechsel sorgen musste.
    Sie langte nach vor ne und stellte das Radio an. Die hohe, herrlich näselnde Stimme von Jimmy Dale Gilmore erfüllte das Führerhaus. Mike rückte sich auf seinem Sitz bequem zurecht und konzentrierte sich wieder aufs Fahren anstatt auf das reizbare kleine Ding, das neben ihm saß. Diane stellte das Radio lauter und sang aus vollem Halse mit.
    »… although she shared his love of duty …«
    »Mögen Sie ihn?«, fragte Diane an Mike gewandt. Mike nickte und konzentrierte sich weiter aufs Fahren. Diane wandte sich an Gail. »Du hast wahrscheinlich noch nie etwas von ihm gehört, oder?«
    »Ich stehe mehr auf Rhythm and Blues«, entgegnete Gail. »Oder Rap. Du weißt schon, die Art, bei der der schwarze Rapper sich während des gesamten Songs in den Schritt fasst und davon faselt, irgendwelche Leute mit Maschinenpistolen niederzumähen und so schnell wie möglich reich zu werden, um sich mit jeder Menge Schlampen umgeben zu können und ihnen zu zeigen, wo’s langgeht. Das ist meine Mucke.«
    Mike kicherte und schüttelte zugleich den Kopf. »Ja«, sagte
er, froh, dass er mitreden konnte. »Darauf stehe ich auch. Wo wollt ihr eigentlich hin, Mädels?«
    »In die Stadt«, erwiderte Gail.
    »Arbeiten Sie bei Bob? Wo ist Bobs Werk statt überhaupt?« Er beugte sich vor, um die Aufschrift auf Dianes T-Shirt lesen zu können.
    Gail hatte keinen Schimmer, wo Bobs Werkstatt war beziehungsweise am Rand welchen Kuhkaffs sie gewesen waren, als Diane die Tür des Schuppens

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