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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Eisenbahnschienen unter Tonnen von Gestein und füllte den Tunnel mit donnerndem Getöse, das die Ohren der Männer taub werden ließ. Staub drang ihnen in Mund und Nase, sie krümmten sich hustend und rieben sich heftig die Augen.
    Kaum hatte sich die Staubwolke ein wenig gelegt, sondierte Barnes die Lage. Reynolds stand schräg gegenüber an der anderen Tunnelwand. Ihm war nichts passiert. Neben Barnes rieb sich Penn den Staub aus den Augen.
    Der Tunneleingang bot einen ehrfurchtgebietenden Anblick.
    Der neuerliche Erdrutsch hatte seine ganze obere Hälfte freigelegt und ein riesiges Loch oberhalb der Geröllhalde geschaffen, die sich tief in den Tunnel hineinstreckte. Darüber dehnte sich der Abendhimmel. Das Loch war groß genug, um Bert über die Geröllhalde hinauszusteuern.
    Es dauerte einige Minuten, bis die Männer Davis fanden. Der Kanonier lag nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo die Lawine beinahe auch Barnes unter sich begraben hätte.
    Allerdings konnten die Männer nur Davis’ Kopf sehen. Der übrige Körper lag unter dem Geröll begraben. Die drei Männer brauchten nur wenige Augenblicke, um festzustellen, daß Davis tot war.

2
Samstag, 18. Mai

    Etwas Seltsames schien in diesem Teil von Belgien geschehen zu sein. Der Krieg war verschwunden. Ehe sie den Tank über die Geröllhalde zum Ausgang lenkten, hatte Barnes einen Erkundungsgang in der herrlich warmen Abendbrise unternommen. Als erstes fiel ihm die unwahrscheinliche Stille auf, die durch ein einziges Geräusch, das friedliche Zwitschern eines unsichtbaren Vogels, nur noch verstärkt wurde. Hinter dem Tunnel lief die Bahnlinie ins offene Land hinaus. Die Gleise wirkten irgendwie nackt. Die grünen Felder waren verlassen, nirgends ein Anzeichen von Leben. Etreux – oder das, was von der Stadt noch übrig war – mußte hinter dem Hügel liegen, denn rechts von Barnes waren keine Häuser, keine Menschen zu sehen, nur das stille Gewässer des breiten Kanals, der ihnen den direkten Weg nach Etreux versperrte.
    Barnes fand diese Stille ohne Gewehrfeuer und Kanonendonner so beunruhigend, daß er den Hügel oberhalb des verschütteten Tunnels ein Stück hinaufstieg. Doch er sah und hörte nichts Ungewöhnliches. Der Krieg war aus diesem Landstrich verschwunden – doch wohin?
    Der Sergeant hockte sich einen Moment in das weiche Gras.
    Seine Nerven waren so angespannt, als ginge von der friedlichen Landschaft eine unheimliche Bedrohung aus. Er blinzelte in das warme Sonnenlicht und sog in tiefen Zügen die frische Luft ein. Wenig später erhob er sich, kehrte zu seinen Leuten zurück und gab den Befehl zum Aufbruch.
    Es war nicht mehr nötig, Davis zu begraben, denn er war schon begraben, unter Tonnen von Gestein. Sie schrieben Namen, Rang und Erkennungsnummer auf ein Stück Papier und legten es neben seinem Kopf unter einen kleinen Felsbrocken. Dann fuhren sie los, viel zu erschöpft, um über den raschen Tod des Kanoniers mehr als ein leises Bedauern zu empfinden. Viel gravierender war für Barnes die Tatsache, daß sie jetzt nur noch zu dritt waren. Im Ernstfall konnte zwar jeder die Geschütze bedienen, trotzdem übertrug Barnes Penn ausdrücklich die Aufgaben des toten Kanoniers.
    Sie fuhren in das offene Land hinaus. Barnes stand im Turm und studierte die Karte. Grimmig überdachte er ihre Situation.
    Wenigstens waren die Tanks noch fast randvoll mit Sprit, genug für eine Strecke von über zweihundertvierzig Straßenkilometern. Bei einer Fahrt querfeldein allerdings reduzierte sich diese Reichweite um etwa fünfzig Prozent.
    Die vollen Tanks waren der einzige Pluspunkt, den Barnes sehen konnte. Dagegen standen die Nachteile: Ein Besatzungsmitglied zuwenig, das Funkgerät zerstört, keine Verbindung zu Parker. Sie glichen einem Kriegsschiff, das ohne detaillierte Seekarten und ohne Funkverbindung mit dem Heimathafen durch unbekannte Gewässer dampft.
    Barnes war unschlüssig. Einerseits wollte er gern so schnell wie möglich zu seiner Einheit zurück. Andererseits spukte ihm ein Gedanke durch den Kopf, der immer deutlicher Gestalt annahm: Was auch geschah, sie mußten ein wirklich lohnendes Ziel vor Augen haben.
    Fünfzehnhundert Meter vom Tunnel entfernt kamen sie zu einem Bahnübergang und schwenkten von der Bahnlinie auf eine Landstraße zweiter Ordnung, die zwischen von niedrigen Hecken gesäumten Weiden verlief. Etwa acht Kilometer weiter führte eine Straße nach rechts zu den Außenbezirken von Etreux. Doch wo war die

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