Gehetzt
über Leben und Tod seiner Panzerbesatzung!
Zögernd setzte sich der Wagen in Bewegung, als spüre der Fahrer innerlich, daß es hier noch etwas zu erledigen gab. Ein Gedanke schoß Barnes durch den Kopf, und er betete zu Gott, daß er und seine Leute nicht durch einen unglücklichen Zufall zu Tode kamen – dadurch, daß der Offizier im Wagen befahl, den Posten auf dem Lkw mitzunehmen.
Endlich schwenkte der Transporter schwerfällig auf die Straße ein und fuhr davon. Im gleichen Moment rollte der letzte Panzerwagen über die Brücke und durch die Kurve in Richtung Fontaine.
Barnes sprang auf. »Nichts wie weg, Penn!«
Er sprang über die Brüstung, packte den Corporal am Arm und zerrte ihn die Böschung hinunter.
»Hinter die Büsche da. Was auch immer geschieht – auf keinen Fall feuern, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Die erste Streife fährt wahrscheinlich vorbei und überläßt es der zweiten, den Posten aufzunehmen. Sollte sie doch stoppen, machen wir sie unschädlich und kümmern uns dann um das zweite Motorrad.«
»Sicher werden sie nach mir suchen…«
»Nicht unbedingt. Sie könnten ja schon auf einen der letzten Lkws aufgesprungen sein. Ich bin drüben auf der anderen Seite.«
Barnes sprintete über die Straße, huschte an der Böschung entlang und ließ sich etwa zwanzig Meter von der Fahrbahn entfernt hinter ein paar Büsche fallen. Von dieser Stelle aus konnte er die Nordseite der Brücke und die Straße weiter unterhalb überblicken. Jetzt hatten sie die Motorradstreifen im Kreuzfeuer. Doch Barnes hoffte inständig, daß es nicht soweit kam, denn die Panzerkolonne war noch nicht weit genug entfernt. Hoffentlich sind sie müde, dachte er. Zu müde, um unter der Brücke herumzuschnüffeln.
Der Scheinwerfer des ersten Krades mit Seitenwagen blitzte auf. Wenige Sekunden später brauste es mit hoher Geschwindigkeit an Barnes vorbei und verschwand mit quietschenden Bremsen in der Kurve.
Gott sei Dank! Jetzt hatten sie es nur noch mit der letzten Streife zu tun, die anhalten mußte, um den Posten mitzunehmen. Barnes preßte sich ganz flach auf den Boden, die Maschinenpistole hatte er dicht an den Körper gezogen, damit ihr Lauf nicht zufällig den Lichtstrahl des Scheinwerfers oder einer Taschenlampe reflektierte. Er hörte, wie das Motorrad heranbrauste, als sei der Fahrer nur darauf bedacht, möglichst schnell den Posten aufsitzen zu lassen und sich dann der Kolonne anzuschließen. Der Bursche war wohl einer von der ungeduldigen Sorte. Er gehörte wahrscheinlich zu den Leuten, die sich ungern mitten in der Nacht bei einsamen Brücken aufhielten. Durch das Gesträuch sah Barnes das Scheinwerferlicht auf die Brücke zujagen. Seine Beinmuskeln spannten sich, seine Hände umschlossen die Pistole fester. Das Knattern des Motors war jetzt über ihnen, der Scheinwerfer beleuchtete die Brückenbrüstung. Das Gefährt überquerte die Brücke, bremste vor der Kurve hart ab, wobei sich der Seitenwagen leicht von der Straße hob, und raste dann hinter der Kolonne her.
Barnes lachte lautlos. Krämpfe schüttelten seinen schmerzenden Körper. Natürlich! Er hatte das Verhalten des Gegners falsch ausgelegt, brauchte anscheinend einen Auffrischungskurs in Kriegstaktik. Der echte Posten hätte den Durchmarsch der Kolonne gesichert und dann einen der letzten Lastwagen angehalten. Die Motorradstreifen hatten keine Sprechverbindung zum Stab. Woher konnten sie also wissen, daß sie den Brückenposten mitnehmen sollten? Und außerdem, in dem Seitenwagen hatte schon ein Soldat gesessen. Die ganze Anspannung und Nervenbelastung für nichts und wieder nichts.
Barnes ging über die Straße und sprach mit Penn darüber.
»Wirklich sehr lustig.« Mehr fiel Penn dazu nicht ein. »Egal, jetzt ist’s vorbei«, fügte er schließlich hinzu.
»Ich fürchte, noch nicht – es gibt noch ein schwieriges Problem zu lösen, ehe es hell wird.«
Es war eine halbe Stunde vor Morgengrauen. Unter der Brücke sah man kaum die Hand vor Augen. Barnes schaltete die Taschenlampe an und weckte Pierre. Der Junge schüttelte benommen den Kopf, blinzelte in das Licht und setzte sich auf.
Dann fuhr er sich mit gespreizten Fingern durchs Haar.
»Schon wieder Ärger, Sergeant?«
»Nein, aber du wolltest doch unbedingt etwas tun. Wir sind alle ein wenig müde, und ich möchte, daß du anstelle von Reynolds die Wache übernimmst. Das heißt drei Stunden auf der Brücke Posten zu stehen, denn wir werden nicht vor sieben Uhr
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