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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Brust. Sie brauchen nichts zu tun, müssen nur deutlich sichtbar sein. Und jetzt ab mit Ihnen!«
    Penn hastete über die Fahrbahn und bezog seinen Posten.
    Barnes schaute noch einmal zu den näher kommenden Scheinwerfern hinüber und rutschte dann an der Mauer entlang den Abhang hinunter. Unten stieg er ins Wasser, angelte die brennende Stablampe heraus und knipste sie aus. Dann schleuderte er sie unter die Brücke und verließ das Flußbett.
    Jetzt kam der schwierigste Teil. Er tastete sich im Dunkeln zu dem toten Deutschen hin. Seine Hände fuhren über die Beine und packten die Knöchel. Barnes holte tief Luft, ging rückwärts auf den Brückenbogen zu und zerrte die Leiche mit sich. Er wußte nicht, ob er es schaffen würde. Der Körper des Deutschen wog erheblich mehr als Barnes, und ihm kam es fast vor, als versuchte er einen ausgewachsenen Büffel von der Stelle zu zerren. Doch Zentimeter für Zentimeter zog er den Toten unter den Brückenbogen. Dort gab er dem Leichnam einen Stoß, und er fiel über die Uferkante ins Flußbett, dicht neben Berts rechte Kette. Barnes richtete sich schwer atmend auf. Seine Knie zitterten, und über Rücken und Stirn floß der Schweiß in Strömen. Er hob die Hand – und berührte Pierre.
    Die Stimme des Jungen klang erstickt.
    »Ich glaube, mir wird schlecht. Reynolds hat mich angegriffen.«

    »Reynolds hat ihm nur die Revolvermündung vor den Bauch gehalten«, grollte Reynolds. »Der Junge wollte unbedingt den Helden spielen und euch da oben zu Hilfe kommen.«
    »Schluck’s runter«, zischte Barnes. »Schließlich bist du selbst daran schuld.«
    »Es geht schon wieder.«
    »Du setzt dich jetzt hin, Pierre, und rührst dich nicht von der Stelle.« Barnes stieß ihm den Finger gegen die Brust.
    Gehorsam setzte sich der Junge auf den Boden. »Wenn du nur einen Pieps sagst, pumpt Reynolds dich mit Blei voll…«
    Barnes atmete schwer und lehnte sich gegen die Wand. Ein Fahrzeug rollte über ihre Köpfe hinweg. Die Lichtfinger der Scheinwerfer schwenkten über das Flußufer und erhellten kurz die Baumgruppe. Das Fahrzeug verschwand nach Norden. In Sekundenabständen rumpelten unzählige Räder über sie hinweg, unzählige Scheinwerfer flammten auf und verschwanden wieder. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, setzte Barnes dem Jungen kurz seinen Revolver an die Schläfe und flüsterte ihm zu:
    »Bleib also ganz ruhig, Junge, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    Ein frommer Wunsch, dachte der Sergeant bei sich. Vier weitere Fahrzeuge brausten über sie hinweg, dann veränderten sich die Geräusche. Barnes hörte deutlich das Rattern von schweren Panzerketten. Die Brücke schien unter dem Gewicht des deutschen Panzers zu erbeben, der kaum vier Meter über ihren Köpfen mit mäßiger Geschwindigkeit über die Fahrbahn rollte. Das Rattern der ersten Kampfmaschine war noch nicht verklungen, da hörten sie schon den nächsten Koloß mit gedrosseltem Motor auf die Brücke fahren. Die Raupen kratzten wie die Krallen eines Ungeheuers über den Asphalt.
    Barnes lehnte unbeweglich an der Mauer und fragte sich, wie sich Penn wohl fühlen mochte.

    Penn war starr vor Angst. Er hatte beinahe jegliches Empfinden verloren. Er stand kaum an seinem Platz, als das erste Fahrzeug an ihm vorbeirollte. Die Scheinwerfer erhellten kurz sein Gesicht, fielen über die Brücke und schwenkten auf die Straße nach Fontaine ein. Es war ein Panzerwagen. Penn hatte sich an einer Stelle postiert, an der das Steingeländer von der Fahrbahn abbog. So präsentierte er den Fahrzeugen nur sein Profil – eine Seite seines blassen Gesichtes unter dem puddingförmigen Stahlhelm. Und die Maschinenpistole vor der Brust des grauen Feldmantels. Die Mündung deutete auf die andere Straßenseite. Der nächste Panzerwagen rollte vorbei, und Penn begann zu zählen. Barnes würde später sicher über die Stärke der Kolonne und die Art der Fahrzeuge Meldung erstatten wollen – vorausgesetzt, es gab ein ›Später‹. Penn wußte genau, daß nur ein Wagen mit einem Offizier anzuhalten brauchte, dann war er geliefert.
    Vier weitere Panzerwagen fuhren vorbei. Penns Furcht wuchs beinahe ins Unermeßliche, als er plötzlich das vertraute Rumpeln vernahm. Die Panzer rollten heran. Die Kommandanten im offenen Turm hatten Zeit genug, ihn genau zu betrachten, wenn die riesigen Kolosse die Kurve nahmen.
    Penn fror innerlich, seine Hände krampften sich um die Maschinenpistole. Hastig lockerte er den Griff ein wenig und

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