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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Langsam wuchs sie gegen den scharfen Rand der Hügelkuppe auf und stand plötzlich stocksteif da.
    Barnes ließ seine rechte Hand zum Revolver gleiten; sein Blick hing wie gebannt an der regungslosen Erscheinung, die der Nebel halb verbarg. Es war nicht auszumachen, welche Kleidung sie trug. Zweidimensional stand sie gegen den Morgenhimmel.
    Langsam verzogen sich die Nebelschwaden. Der Mann trug einen Überzieher, auf seinem Kopf saß der puddingförmige Helm.
    Barnes hörte, wie Pierre über die Brücke kam. Abrupt hörten die Schritte auf. Er warf einen Blick zur Seite. Pierre war verschwunden, hatte hinter dem Steingeländer Deckung gesucht. Das wird seine Reflexe ein wenig trainieren, dachte Barnes grimmig.
    Der Soldat verharrte regungslos und schaute zur Brücke hinüber, als ahne er die Gefahr. Die Stille wirkte nun beängstigend und drohend, wie die Stille vor dem Sturm.
    Barnes wartete. Pierre wartete.
    Der deutsche Soldat wartete. Er stand so regungslos da wie eine Statue. Barnes fixierte abwechselnd zwei Punkte – die Hügelkuppe und das Brückengeländer zu seiner Seite.
    Plötzlich kam Bewegung in die Gestalt auf dem Hügel. Mit zögernden Schritten ging der Soldat den Abhang hinunter, als traue er dem Frieden nicht. Vielleicht gehörte er zu einer Streife, die den Auftrag hatte, den Brückenposten zu suchen.
    Vielleicht hatte der Streifenführer seine Leute weiter oberhalb den Fluß überqueren lassen, um plötzlich unerwartet im Süden aufzutauchen und den Feind zu überrumpeln.
    Der Soldat hielt die Maschinenpistole schußbereit vor der Brust. In geduckter Haltung schlich er näher. Das Gesicht war in den Nebelschwaden nicht zu erkennen. Barnes hörte ein Rascheln von der gegenüberliegenden Straßenseite, wo Pierre langsam hinter einen Busch kroch. Dann war in der drohenden Stille nur noch das leise Knarren der Stiefel des näher kommenden Deutschen zu hören. Auf halbem Weg zwischen der Hügelkuppe und der Brücke blieb er einen Augenblick lang lauschend stehen und ging dann weiter.

    Barnes richtete sich leicht auf. Das war’s dann wohl.
    Er hörte ein Rascheln von der anderen Straßenseite, als Pierre mit erhobenen Händen aufstand. Er rief dem Soldaten ein paar Worte zu und begann, als er bemerkte, daß der Deutsche nicht das Feuer eröffnete, auf ihn zuzugehen. Barnes erhob sich ebenfalls. Sein Kampfanzug war schmutzig und zerknittert.
    Der Sergeant behielt die Hände unten und trat auf die Fahrbahn. Als der Soldat jetzt die Waffe herumriß und auf Barnes zielte, hatte Pierre die halbe Wegstrecke zu ihm schon hinter sich gebracht. Jetzt wandte er den Kopf, deutete auf Barnes und rief einige Worte. Er begann auf den Deutschen zuzulaufen und schrie dabei laut und beschwörend immer wieder dieselben Sätze. Wenige Schritte vor dem Deutschen blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen, das Wort erstarb ihm auf den Lippen.
    Mit schnellen Schritten ging Barnes auf die beiden Männer zu. Es waren deutsche Worte gewesen, die Pierre ununterbrochen gerufen hatte, bis er das Gesicht unter dem Stahlhelm erkannte.
    Es war das Gesicht von Penn.
    »Sie hatten recht mit dieser Ratte.«
    Penn richtete den Pistolenlauf auf Pierres Bauch.
    »Merkwürdiges Verhalten für einen belgischen Patrioten«, knurrte Barnes. »Sehr seltsam. Er sieht einen deutschen Soldaten und läuft auf ihn zu, statt uns zu warnen.«
    Penn hatte den Pistolenkolben unter den Arm geklemmt. Der Finger lag am Abzug. Mit der anderen Hand öffnete er jetzt den obersten Knopf des Wehrmachtsüberziehers.
    »Das haut einen doch glatt vom Sockel. Beinahe wären wir einem schmutzigen Verräter aufgesessen. Ich dachte schon, er würde überhaupt nicht mehr reagieren.«
    »Er wartete ab, weil er hoffte, hinter Ihnen käme eine ganze Abteilung Infanterie über den Hügel. Erst als ich aufstand, war er zum Handeln gezwungen. Du hast ein paar kleine Fehler gemacht, Pierre.«
    »Was für Fehler? Ich mache keine Fehler.«
    Die Gestalt des Jungen straffte sich, verächtlich musterte er die beiden Männer. Er versuchte gar nicht erst, Penns Beschuldigungen abzustreiten, sondern fuhr sich nur mit einer Hand durch die Haare.
    »Also gut, zählen wir sie auf. Du achtest sehr auf dein Äußeres. Das ist bei dir schon fast eine Manie. Als wir gestern den Lkw am Kanal abgeschossen haben, erschienst du frisch gekämmt auf dem Schauplatz des Geschehens – obwohl du in einem Graben Deckung gesucht hast. Kein normaler Siebzehnjähriger reagiert so, nur ein

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