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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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›genau genommen‹? Für wen arbeiten Sie?«
    »Ich bin in diesem Fall die leitende Ermittlerin. Mein direkter Vorgesetzter ist Lon Sellitto. Von der Abteilung für Kapitalverbrechen. Ich...«
    »Sie sind noch nicht...«
    »Ich...«
    »Wagen Sie es ja nicht, einem Vorgesetzten ins Wort zu fallen. Niemals. Verstanden?«
    Sachs wurde ebenfalls wütend. Sie sagte nichts.
    »Haben Sie mich verstanden?«, rief er.
    »Laut und deutlich.«
    »Sie sind noch nicht lange Detective, oder?«
    »Nein.«
    »Ich weiß, denn ein richtiger Detective hätte sich an die Gepflogenheiten gehalten. Sie wäre zum Deputy Inspector gekommen, hätte sich vorgestellt und gefragt, ob sie wohl Einsicht in eine Akte nehmen dürfe. Was Sie getan haben... Wollten Sie mich jetzt etwa schon wieder unterbrechen?«
    Ja. »Nein«, sagte sie.
    »Was Sie getan haben, war für mich eine persönliche Beleidigung.« Ein Speicheltröpfchen flog wie eine Granate in hohem Bogen von ihm zu ihr.
    Er hielt inne. Durfte sie nun etwas sagen, ohne dass er sich unterbrochen fühlte? Es war ihr egal. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu beleidigen. Ich führe lediglich eine Untersuchung durch. Eine Akte, die ich brauche, ist verschwunden.«
    »Absicht oder nicht, Sie können doch nicht einfach dreist in mein Revier marschieren und sich wie der letzte Mensch aufführen. Falls Sie genauso schlampig ermitteln, wie Sie sich benehmen, haben Sie die Akte vermutlich selbst verloren und wollen uns nun die Schuld in die Schuhe schieben, um Ihren Hintern zu retten.«

    »Die Akte wurde vom Eins Drei Eins an dieses Revier geschickt.«
    »Wer hat sie angefordert?«
    »Das ist das Problem. In dem entsprechenden Eintrag stand kein Name.«
    »Wurden von dort noch andere Akten an uns geschickt?« Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und starrte auf Amelia hinab.
    Sachs runzelte die Stirn.
    Er fuhr fort. »Oder Akten von irgendwo sonst ?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Wissen Sie, was ich hier mache?«
    »Bitte?«
    »Was ist hier im Eins Fünf Acht meine Aufgabe?«
    »Nun, Sie sind der Leiter des Reviers, nehme ich an.«
    »Nehme ich an«, ahmte er sie spöttisch nach. »Ich habe Beamte tot auf der Straße liegen sehen, weil sie etwas angenommen haben. Mit einer Kugel im Kopf.«
    Die Sache wurde allmählich langweilig. Sachs sah ihm genau in die Augen. Ihr eisiger Blick zitterte nicht.
    Jefferies nahm kaum Notiz davon. »Neben der Leitung dieses Reviers – wie Sie so brillant geschlussfolgert haben – obliegt mir der Vorsitz der Personalzuweisungskommission der gesamten Behörde«, schwadronierte er. »Ich gehe jedes Jahr tausende von Akten durch, arbeite die Tendenzen heraus und lege fest, welche Belegschaftsänderungen wir vornehmen müssen, um die Arbeitslast zu bewältigen. Dabei arbeite ich Hand in Hand mit der Stadt und dem Staat zusammen, um sicherzustellen, dass wir bekommen, was wir benötigen. Aber Sie halten das vermutlich für Zeitverschwendung, nicht wahr?«
    »Keineswegs, ich...«
    »Nun, das ist es nicht, junge Dame. Ich gehe diese Akten durch, und dann werden sie zurückgeschickt... Also, auf welchen Fall haben Sie es so übereifrig abgesehen?«
    Auf einmal wollte sie nicht mehr, dass er davon erfuhr. Dieser ganze Auftritt war ihr zu bizarr. Logisch betrachtet war es unwahrscheinlich, dass Jefferies sich so verhalten würde, falls er etwas zu verbergen hätte. Andererseits jedoch wollte er auf diese Weise womöglich
den Verdacht von sich ablenken. Sie dachte nach. Sie hatte der Beamtin im Aktenraum nur die Fallnummer genannt, nicht den Namen Sarkowski. Und an die vielen Ziffern würde diese Leuchte sich mit etwas Glück nicht erinnern.
    »Ich ziehe es vor, mich dazu nicht zu äußern.«
    Er war sichtlich verblüfft. »Sie...?«
    »Ich werd’s Ihnen nicht verraten.«
    Jefferies nickte und wirkte dabei ganz ruhig. Dann beugte er sich vor und hieb erneut auf den Tisch. »Verfluchte Scheiße, ich befehle es Ihnen. Nennen Sie mir den Namen des Falls, und zwar sofort.«
    »Nein.«
    »Ich lasse Sie wegen Insubordination vom Dienst suspendieren.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Inspector.«
    »Sie werden mir den Namen dieser Akte verraten. Und Sie werden das auf der Stelle tun.«
    »Nein, werde ich nicht.«
    »Ich rufe Ihren Vorgesetzten an.« Seine Stimme überschlug sich. Er wurde hysterisch. Sachs fragte sich ernsthaft, ob er wohl handgreiflich werden würde.
    »Der kennt den Namen auch nicht.«
    »Ihr seid alle gleich«, sagte

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