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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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aber...«
    »Tausend?«, fragte die Frau und kaute weiter. Neben ihr lag eine Schachtel Zigaretten, die sie eilends schnappen würde, wenn sie in ihrer Pause nach unten vor die Tür lief oder am Schichtende nach Hause ging.
    »Gibt es ein denkbares Szenario, dass die Akte nicht eingetragen wurde?«
    »Szenario?«
    »Wird eine Akte immer eingetragen?«
    »Falls sie für einen bestimmten Detective ist, landet sie direkt auf seinem Schreibtisch, und er trägt sie ein. Sie muss eingetragen werden. Das ist Vorschrift.«

    »Und falls auf der Anforderung kein Name vermerkt ist?«
    »Dann landet sie hier.« Sie wies auf einen großen Ablagekorb, der mit Eingang beschriftet war. »Wer auch immer die Akte haben will, kommt her und holt sie sich. Dann trägt er sie ein. Sie muss eingetragen werden.«
    »Aber das wurde sie nicht.«
    »Sie muss aber. Wie sollen wir denn sonst wissen, wo sie ist?« Sie wies auf ein Schild, auf dem Eintragen! stand.
    Sachs sah die Akten in dem großen Korb durch.
    »He, das dürfen Sie nicht.«
    »Begreifen Sie denn nicht mein Problem?«
    Eine verständnislose Miene. Der Kaugummi schmatzte.
    »Die Akte wurde hergeschickt, aber Sie können sie nicht finden. Was soll ich also tun?«
    »Einen Nachforschungsantrag stellen. Jemand wird sich darum kümmern.«
    »Ach, wirklich? Da wäre ich mir nicht so sicher.« Sachs ließ den Blick durch den Aktenraum schweifen. »Ich schaue mich nur kurz mal um, falls Sie gestatten.«
    »Ehrlich, das geht nicht.«
    »Es dauert bloß ein paar Minuten.«
    »Sie können nicht...«
    Sachs ging an ihr vorbei und nahm sich die Aktenberge vor. Die Beamtin murmelte etwas, das Amelia nicht verstehen konnte.
    Die Ordner waren nach Nummern sortiert und in unterschiedlichen Farben markiert, die über den Status Aufschluss gaben: offen, abgeschlossen oder Verfahren anhängig. Die Akten von Kapitalverbrechen besaßen zudem eine rote Einfassung. Sachs ging die Nummern der Neuzugänge eine nach der anderen durch, und die Akte Sarkowski war tatsächlich nicht dabei.
    Amelia hielt inne, stemmte die Hände in die Seiten und musterte die zahlreichen Stapel.
    »Hallo«, sagte eine Männerstimme.
    Sie drehte sich um und sah einen hochgewachsenen, grauhaarigen Mann in weißem Hemd und marineblauer Hose vor sich. Seine Körperhaltung wirkte irgendwie militärisch, und er lächelte. »Sie sind...?«
    »Detective Sachs.«

    »Ich bin DI Jefferies.« Ein Deputy Inspector war für gewöhnlich der Leiter eines Reviers. Amelia hatte seinen Namen schon mal gehört, wusste aber nichts über ihn. Außer dass er zu dieser späten Stunde immer noch hier war.
    »Was können wir für Sie tun, Detective?«
    »Vor ungefähr zwei Wochen wurde vom Eins Drei Eins eine Akte hergeschickt. Ich benötige sie im Rahmen meiner Ermittlungen.«
    Er sah zu der Beamtin, die ihn zu Hilfe geholt hatte. Sie stand draußen auf dem Flur. »Wir haben die Akte nicht, Sir. Das habe ich ihr auch gesagt.«
    »Sind Sie sicher, dass diese Akte zu uns geschickt wurde?«
    »So steht es zumindest im Aktenverzeichnis des anderen Reviers«, sagte Sachs.
    »Wurde die Akte eingetragen?«, wandte Jefferies sich an seine Mitarbeiterin.
    »Nein.«
    »Liegt sie eventuell noch im Eingangskorb?«
    »Nein.«
    »Bitte begleiten Sie mich in mein Büro, Detective. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Sachs ignorierte die Beamtin. Sie gönnte ihr nicht die Genugtuung.
    Auf dem Weg durch die schmucklosen Korridore und um zahlreiche Ecken herum sprach keiner ein Wort. Sachs mit ihren arthritischen Knien schaffte es kaum, mit dem energischen Tempo des Mannes Schritt zu halten.
    Inspector Jefferies betrat sein Eckbüro, deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und schloss die Tür, an der ein großes Messingschild mit seinem Namen angebracht war: Halston P. Jefferies .
    Sachs setzte sich.
    Da beugte Jefferies sich plötzlich vor, sodass sein Gesicht sich nur wenige Zentimeter vor dem von Sachs befand, und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Was, zum Teufel, erlauben Sie sich?«
    Amelia zuckte unwillkürlich ein Stück zurück. Sein warmer, nach Knoblauch riechender Atem strich über ihr Gesicht. »Ich … Was meinen Sie?« Sie verkniff sich das »Sir«, mit dem sie die Frage beinahe beendet hätte.

    »Woher kommen Sie?«
    »Woher?«
    »Sie armselige Anfängerin, welches ist Ihr Revier?«
    Der Wutausbruch des Mannes verschlug ihr für einen Moment die Sprache. »Genau genommen arbeite ich für die Abteilung für Kapitalverbrechen...«
    »Was heißt

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