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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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herkömmlichen Verhörmethoden würde es Tage oder gar Wochen dauern, um zur Wahrheit vorzudringen. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Unsere einzige Chance liegt darin, etwas Radikales zu versuchen.«
    »Was?«
    Dance wies auf den Strohhalm, den Vincent benutzt hatte. »Können Sie einen Gentest anordnen?«, fragte sie Rhyme.
    »Ja, aber der wird eine Weile dauern.«
    »Das ist kein Problem, solange wir wahrheitsgemäß behaupten können, dass er in die Wege geleitet wurde.« Sie lächelte. »Man darf nie lügen. Aber man muss einem Verdächtigen auch nicht alles verraten.«
    Rhyme fuhr in den mittleren Teil des Labors, wo Mel Cooper und Pulaski immer noch an den Spuren arbeiteten. Er erklärte, was sie benötigten, woraufhin Cooper den Strohhalm in eine Plastiktüte steckte und das Anforderungsformular für einen Gentest ausfüllte. »So. Streng genommen wurde der Test hiermit veranlasst. Das Labor weiß nur noch nichts davon.« Er lachte.
    »Reynolds verschweigt mir irgendetwas Großes, das ihn sehr nervös macht«, erklärte Dance. »Seine Antwort auf meine Frage nach einer früheren Verhaftung war gelogen, wirkte aber sehr gut einstudiert. Ich glaube, dass er schon einmal festgenommen wurde, jedoch bereits vor geraumer Zeit. Seine Fingerabdrücke sind nicht registriert, also hat damals entweder das Labor Mist gebaut oder er war noch minderjährig. Aber ich weiß, dass er schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Und am Ende bekam ich eine Ahnung, was der Grund dafür gewesen sein könnte. Deshalb habe ich meine Jacke ausgezogen und Amelia vor ihm herumlaufen lassen. Er verschlingt uns beide mit den Augen; er will es zwar verbergen, aber er schafft es nicht. Daher vermute ich, dass er bereits den
einen oder anderen sexuellen Übergriff begangen hat. Ich möchte bluffen und es gegen ihn verwenden.« Sie hielt kurz inne. »Das Problem ist, er könnte mich durchschauen. Dann würden wir unsere Verhandlungsposition verlieren, und es könnte lange dauern, ihn zu zermürben und ihm irgendwelche Informationen zu entlocken.«
    »Deine Antwort kenne ich schon«, sagte Sellitto zu Rhyme.
    Ja, zum Teufel, dachte Rhyme. »Versuchen Sie es.«
    »Und was meinen Sie, Dennis?«, fragte Sellitto.
    »Ich müsste eigentlich meine Vorgesetzten anrufen. Aber falls die nein sagen, haben wir ein Eigentor geschossen. Also legen Sie los, und versuchen Sie Ihr Glück.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Dance. »Ich muss mich selbst aus der Geschichte ausklammern. Was auch immer er mit mir in dieser Gasse vorgehabt hat, wir müssen es ihm durchgehen lassen. Falls ich es zur Sprache bringe, stelle ich unsere Beziehung damit auf eine andere Ebene, und er wird aufhören, mit mir zu reden; wir müssten dann ganz von vorn anfangen.«
    »Sind Sie sich denn nicht bewusst, was er Ihnen antun wollte?«, fragte Sachs.
    »Oh, das weiß ich nur zu gut. Aber wir sollten uns auf unsere Priorität konzentrieren, nämlich den Uhrmacher zu finden. Manchmal muss man eben gewisse Opfer bringen.«
    Sellitto sah Baker an und nickte.
    Kathryn Dance ging zu dem nächstgelegenen Computer und tippte ein paar Befehle ein, gefolgt von einem Benutzernamen und einem Passwort. Eine Internetseite wurde aufgerufen. Nach einigen weiteren Eingaben erschien das DNS-Profil irgendeines Verdächtigen auf dem Monitor.
    Dance öffnete ihre Handtasche und ersetzte die Schafsbrille durch das Wolfsgestell. »Jetzt wird es lustig.« Sie ging zur Tür, öffnete sie und bat darum, man möge Vincent wieder hereinbringen.
    Der dicke Mann, unter dessen Armen Schweißflecke sichtbar waren, walzte zurück in den Raum und setzte sich auf den Stuhl, der unter seinem Gewicht ächzte. Er war auf der Hut.
    »Ich fürchte, wir haben ein Problem, Vincent«, sagte Dance zur Begrüßung.
    Seine Augen verengten sich.

    Dance hielt die Plastiktüte mit dem Strohhalm hoch, aus dem er getrunken hatte. »Sie wissen, was DNS ist, nicht wahr?«
    »Wovon reden Sie da?«
    Wird es funktionieren?, dachte Rhyme. Wird er darauf hereinfallen?
    Würde Vincent die Unterredung beenden, auf stur schalten und einen Anwalt verlangen? Er hatte das Recht dazu. Der Täuschungsversuch würde mit einer Katastrophe enden, und sie würden nichts aus dem Mann herausbekommen, bis der Uhrmacher sein nächstes Opfer ermordet hätte.
    »Haben Sie jemals Ihr eigenes genetisches Profil gesehen, Vincent?«, fragte Dance ruhig.
    Sie drehte den Computermonitor in Vincents Richtung. »Ich weiß nicht, ob Sie schon mal vom Combined

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