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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Pierre sein wer­ den?«
     »Gegen halb acht«, sagte Youngblood. »Wieso?«
     »Ich kann’s kaum erwarten, an Land zu gehen«, sagte Vaug­
    han. »Das wird ein Riesenspaß werden.« Er wandte sich ab und stieg fröhlich pfeifend die Treppe hinunter.

    11

    Als Chavasse aufwachte, merkte er, daß Molly sich über ihn beugte und ihn auf die Schulter klopfte. Er schwang die Beine von der Bank im Salon, auf der er eingeschlafen war und nahm die Tasse Kaffee, die sie ihm hinhielt. Genießerisch trank er einen Schluck. »Ach, das tut gut. Wie spät ist. es?«
     »Sechs.«
     »Mein Gott, hab ich so lange geschlafen?«
     Mit der Tasse in der Hand ging er die Treppe hinauf. Über die Steuerbordreling schwappte Wasser, und kalter Regen peitsch­ te ihm ins Gesicht, als er über das schwankende Deck ging und ins Steuerhaus trat.
     Youngblood drehte sich um. »Wie fühlst du dich?«
     »Mein Arm tut schrecklich weh, aber ich kann ihn gebrau­
    chen – das ist die Hauptsache. Irgendwas Neues?«
     »Seit einer Stunde haben wir ziemlich starken Seegang, und es scheint immer schlimmer zu werden.«
     »Werden wir dadurch später ankommen?«
     »Wenn du mal einen Moment das Steuer übernehmen wür­
    dest, könnte ich einen Blick auf die Karte werfen.«
     Chavasse zwängte sich an ihm vorbei und setzte sich hinters Steuer. Youngblood ging zum Kartentisch. Er stellte eine oder zwei Berechnungen an; dann warf er den Bleistift hin und streckte sich. »Kann sein, daß wir sogar ein bißchen früher da sind, als ich dachte. Hängt ganz vom Wetter ab. Glaubst du, daß du eine Weile am Steuer bleiben kannst?«
     »Warum nicht?«
     »Dann ruh ich mich ein bißchen aus – vielleicht kann Molly mir ein bißchen was zu essen machen. Danach müssen wir eine kleine Lagebesprechung halten. Wir haben doch keine Ahnung, was uns auf dieser Insel erwartet. Vielleicht sollten wir versu­ chen, Vaughan ein bißchen auszuquetschen.«
     Chavasse nickte.
     Als die Tür hinter ihm zugefallen war, lehnte er sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Langsam wurde es draußen hell. Er kniff die Augen zusammen, starrte hinaus in das düstere, neblige Grau und fragte sich, was wohl vor ihnen lag.
     Eins stand fest. Ganz gleich, auf was für Schwierigkeiten sie stoßen würden – sein größtes Problem war nach wie vor, wie er mit Harry Youngblood fertig werden würde.
     Er dachte daran, wie er ihn zum erstenmal in der Zuchthaus­ zelle gesehen hatte und wie sich der Eindruck, den er aus dem Studium der Akten von dem Mann gewonnen hatte, bestätigt hatte: daß Youngblood im Gegensatz zu all dem romantischen Gewäsch, das die Zeitungen und Illustrierten über ihn ge­ schrieben hatten, ein brutaler und gerissener Verbrecher war, der jeden vernichten würde, der sich ihm in den Weg stellte, der vor nichts zurückschreckte.
     Das änderte nichts daran, daß sie in den vielen, in dieser seltsamen Zuchthauswelt gemeinsam verbrachten Wochen beinahe Freunde geworden waren. Andererseits gab es keinen Zweifel: Wenn er in der Nacht, als sie aus dem Krankenhaus flüchteten, Smith nicht seine Kanone abgenommen hätte, so hätte Youngblood ihn nie mitgenommen. Und obwohl er ihm in dem Bestattungsinstitut wieder aus einer gefährlichen Klemme herausgeholfen hatte, war Youngblood nahe daran gewesen, ohne ihn mit dem Boot abzufahren. Er war ein Mensch ohne jeden sympathischen Zug, ein brutaler Egoist, der sein ganzes Leben lang immer nur an sich selbst gedacht hatte.
     Chavasse seufzte tief und warf seine Zigarette auf den Boden. Das alles stimmte – und trotzdem fiel es ihm nicht leicht, ihn für weitere fünfzehn Jahre ins Zuchthaus zurückzuschicken – möglicherweise jetzt für noch längere Zeit.
     Er dachte an die vier Monate, die er selbst darin verbracht hatte, an den Schmutz, die grauen Gesichter, die endlos langen leeren Tage, und ihm wurde beinah übel. Er riß ein Fenster auf und atmete tief die feuchte, salzige Luft ein.
     Hinter ihm ging die Tür auf, und Youngblood trat grinsend ein, das Gesicht naß vom Regen. »Seit Jahren hab ich das nicht erlebt. Mein Gott, Drum, ich wußte gar nicht mehr, wie herr­ lich das ist.« Er setzte sich wieder hinters Steuer, und Chavasse lehnte sich an die Tür und sah ihn nachdenklich an. Eine Art Ekstase schien Youngblood zu erfüllen, als er die Geschwin­ digkeit erhöhte und die Pride of Man über die hochgehenden Wogen lenkte. Er lachte laut.
     »Ein ziemlicher Unterschied zu der Zelle in

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