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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Schwimmwesten. »Mehr haben wir nicht.«
    »Und was machen Sie?«
     »Da ist noch ein alter Korkgürtel, der reicht mir. Jetzt müssen wir uns beeilen. Wir haben nur noch ein paar Minuten.«
     Plötzlich war alles sehr still; der Regen fiel gleichmäßig, und sie standen zu viert nebeneinander an der Reling; sie waren fertig. Vom Heck der Barkasse war schon nichts mehr zu sehen; das schmutziggrüne Wasser breitete sich langsam übers Deck aus. Chavasse sah auf die Uhr. »In einer Stunde wird es hell. Die Küste liegt fünf bis sechs Meilen vor uns, vielleicht auch weniger, aber die Flut wird gleich einsetzen, und sie wird uns an Land tragen. Machen Sie keine Schwimmbewegungen; das ermüdet nur, und der Körper verliert an Wärme. Ziehen Sie sich auf gar keinen Fall etwas aus. Mrs. Campbell, Sie werden wir auf die Lukentür legen. Sie müssen still liegenbleiben, auch wenn die Wellen über Sie hinweggehen. Wir bleiben an Ihrer Seite. Es ist wichtig, daß wir alle zusammenbleiben – noch Fragen?«
     Plötzlich gab es einen Ruck, und die Leopard legte sich auf die Seite. Preston verlor das Gleichgewicht und fiel ins Wasser. Er kam sofort wieder an die Oberfläche und hielt sich an der Reling fest. Es gelang ihm sogar ein Lächeln.
     »So was sollten wir öfter machen. Am besten gleich über Bord mit der Luke. Ich habe das Gefühl, der Kahn macht es nicht mehr lange.«
     Seltsam, daß man von einem Schiff immer wie von einem lebendigen Wesen mit einer Seele sprach. Chavasse machte ein paar ungelenke Schwimmbewegungen, er stieß mit dem Kork­ gürtel an die Holztür. Er drehte sich um und sah, wie die Leopard sanft im Wasser versank. Einen kurzen Augenblick noch leuchteten die grünen und roten Positionslampen, dann senkte sich auch der Mast der Barkasse. Sie verlöschten. Die Dunkelheit war der schlimmste Feind – nicht die Kälte, obwohl auch die ihnen schon genug zu schaffen machte. Aber die Körpertemperatur hatte sich nach einiger Zeit auf die ungewöhnlichen Verhältnisse eingestellt, und es machte viel aus, daß sie alle ihre Kleidung anbehalten hatten.
     Es blieb noch lange dunkel, und Mrs. Campbell hörte nicht mehr auf zu stöhnen. Von Zeit zu Zeit bekam sie furchtbare Weinkrämpfe; zu helfen war ihr nicht.
     Allmählich fing es dann an zu dämmern, der Nebel war im­ mer noch dicht, und am Horizont bildete sich ein strahlendes Grau. Sehen konnte man keine hundert Meter weit, und es kam jetzt eine frische Brise auf; Chavasse spürte, daß seine linke Kopfseite eiskalt geworden war. Um sie herum bildeten sich Schaumkronen auf den Wellen. Er beugte sich über Hamid, der sich neben ihm an der Lukentür festhielt. Der Schwimmgürtel hielt den alten Mann gut über Wasser, aber sein Turban war voll Wasser gesogen, und in seinem Gesicht ahnte man unter der Haut jeden einzelnen Knochen.
     »Schaffen Sie’s noch? Können Sie sich festhalten?«
     Hamid nickte nur, und Chavasse schwamm auf die andere Seite zu Darcy Preston. Der Mann aus Jamaika empfing ihn mit einem müden Grinsen.
     »Der Wind wird stärker, merken Sie das?« sagte Chavasse. »Wir treiben bald schneller an Land, aber es wird ungemütlich werden; wir müssen aufpassen.«
     Preston machte den Mund auf und wollte schreien, aber es war kein Laut zu hören. Chavasse drehte sich um und sah eine graugrüne riesige Wand auf sie zukommen; eine rasende Welle, die den Himmel verdeckte. Es gab keinen Ausweg, keine Möglichkeit zur Flucht. Die unglückliche Mrs. Campbell konnte nicht einmal mehr schreien. Die Welle hob das Brett, auf dem sie lag, wie ein Stückchen Kork auf, wirbelte es herum und schmetterte es in die Tiefe. Chavasse kam in einem Wirbel von weißer Gischt an die Oberfläche; er rang nach Luft, aber er trieb oben; der alte Schwimmgürtel hatte gehalten. Mrs. Camp­ bell kam vielleicht zehn Meter weiter seitlich nach oben, und Darcy Preston schwamm sofort hinter ihr her. Hamid war zur anderen Seite abgetrieben; Chavasse kümmerte sich um ihn.
     Der alte Mann sah arg mitgenommen aus. Er hatte seinen Turban verloren und lag vollkommen erschöpft im Wasser; seine langen silbergrauen Haare trieben aufgelöst um seinen Kopf. Als Chavasse ihn fast erreicht hatte, riß der Wind ein Loch in die Nebelwand, und er konnte tief unten am Horizont Land erkennen. Bis zur Küste war es keine Meile mehr.
     Sollte sich Jacaud so sehr verschätzt haben? Aber vielleicht hatte sie die Strömung auch schneller vorangetrieben, als er es bemerkt hatte. Er

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