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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Wenn sich das Wetter gehalten hat, müßten sie eigentlich schon da sein.«
     »In Saint-Denise?« Mallory nickte. »Ja. Das denke ich auch. Und wenn nicht alles täuscht, wird unser Freund aus der Volksrepublik China mitgefahren sein. Er braucht sicher einen Arzt und, so wie die Dinge zurzeit stehen, wird er erst mal untertauchen wollen. Die Chinesen denken immer sehr prak­ tisch.«
     »Was ist mit Rossiter?«
     Mallory nahm einen Durchschlag aus einer Akte und überflog das Papier. »Wirklich ein ganz erstaunlicher Mensch. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er war in Stoneyhurst, war in Cambridge in zwei Fächern bester Student seines Jahrgangs, war fünf Jahre auf dem englischen College in Rom und ist dann nach Korea gegangen. Die Chinesen hielten ihn vier Jahre gefangen – vier Jahre haben sie ihn in der Mangel gehabt. Das muß die Hölle gewesen sein.«
     Chavasse dachte an seine eigenen Erfahrungen in chinesi­ scher Gefangenschaft; man hatte ihn einmal eine ganze Woche lang festgehalten, und er nickte. »Das kann man wohl sagen. Aber warum ist er von seinem Glauben abgekommen? Ist irgend ein offizieller Grund bekanntgeworden?«
     »Schwer zu sagen. Die Kirche hat kein so sehr großes Interes­ se daran, solche Fälle an die Öffentlichkeit zu bringen. Aber ich habe an ein paar Fäden gezogen, und man hat mir nach langem Zögern die Adresse eines Priesters genannt, der mit Rossiter in Gefangenschaft gewesen ist. Er hat eine Gemeinde hier in London; das ist ganz günstig.«
     Chavasse sah sich die Karten an, die Mallory ihm über den Tisch geschoben hatte. Father Henry da Souza. Portugiese, was aber durchaus heißen konnte, daß seine Vorfahren seit fünf­ hundert Jahren in England lebten. »Gibt es irgendwelche Hinweise, ob Rossiter von den Roten bekehrt worden ist?«
     Mallory zuckte die Achseln. »In dieser schlimmsten aller möglichen Welten ist auch alles möglich, mein Lieber. Denken Sie nur an den guten Blake. Eine fabelhafte Arbeit, die sie da geleistet haben. Ein Priester hat natürlich seinen Glauben, der ihm Halt geben kann. Aber es hat genug Fälle von gläubigen Männern gegeben, die die Chinesen eine Zeitlang bearbeitet und später entlassen haben und die dann psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen mußten; so gut verstehen sich die Leute auf die Gehirnwäsche. Soweit ich weiß, sind sogar Forschungsar­ beiten in Harvard darüber angestellt worden. Aber gehen Sie zu Father da Souza und sehen Sie, was Sie aus ihm herausbe­ kommen können.«
     »Was passiert mit Darcy Preston?«
     »Kein Problem, solange er vernünftig bleibt und den Mund hält. Wir werden ihn morgen nach Jamaika abschieben.«
     »Kann er solange in meiner Wohnung bleiben?«
     »Warum nicht?« Mallory schüttelte den Kopf. »Tagsüber in der St.-Paul’s-Kathedrale und nachts in Soho. Der Bursche muß ein seltsames Leben geführt haben.«
     Chavasse erhob sich. »Er scheint aber alles gut überstanden zu haben. Ich melde mich heute nachmittag wieder.«
     Er war schon an der Tür, als das Telefon summte. Mallory winkte ihn zurück und nahm ab. Er seufzte tief, als er wieder auflegte. »Vor einer Stunde haben ein paar Fischer in der Nähe von Weymouth die Leiche einer Frau in mittleren Jahren aus dem Wasser gezogen. Sie trug noch eine Schwimmweste. Paul, das tut mir leid – das tut mir verdammt leid. Nach allem, was Sie mir erzählt haben.«
     »Mir tut es auch leid, Sir«, sagte Chavasse und ging leise nach draußen. Er schwor sich Rache.

    Die Kirche der Unbefleckten Empfängnis lag in der Nähe des Ostindienkais, die Gegend war ziemlich verrufen. Chavasse parkte gegenüber der Kirche und zog den Zündschlüssel ab. Er nahm sich eine Zigarette aus seinem Päckchen und bot Darcy Preston eine an. »Graham Mallory würde mich hängen, teeren und vierteilen, wenn er wüßte, daß ich Sie mitgenommen habe. Aber andererseits soll ich ja auf Sie aufpassen, und ich kann nicht gut an zwei Orten zugleich sein.«
     »Versuchen könnten Sie’s, aber ich halte es nicht für empfeh­ lenswert«, sagte Preston und stieg aus dem Auto.
     Die Kirche lag am Ufer des Flusses; ein kleines, häßliches Gebäude in imitiertem gotischen Stil, wie man ihn in einer bestimmten Zeit des neunzehnten Jahrhunderts bevorzugt hatte. Sie kamen durch eine kleine Vorhalle ins Kirchenschiff; im Innern war es schattig, Kerzen brannten, und es roch nach Weihrauch. Die Kirche war leer bis auf einen Mann, der in der Soutane eines

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