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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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großen Brathähnchen auf seinem Teller aufräumte.
     Chavasse trat hinter die Bartheke, goß sich einen großen Whisky ein und schüttelte etwas Eiswasser dazu. Als er zu dem Polen hinüberging, blickte der lächelnd hoch.
     »Ah, da sind Sie ja! Ich wollte Sie gerade wecken lassen. Wie war’s mit einem Frühstück?«
     Chavasse schüttelte den Kopf. »Danke, für mich nicht.«
     »Geht’s Ihnen nicht gut?«
     »Doch, es ist alles in Ordnung.« Er stand am Fenster und schaute über die Terrasse auf die mondbeschienene Landschaft. »Scheint genau die richtige Nacht für uns zu sein.«
     »Besser könnte es wirklich nicht sein.« Kerensky kicherte leise. »Bei dem Mondlicht komme ich glatt über die Pässe. Das war immer der schwierigste Teil des Fluges. Heute nacht wird
    es wie geschmiert gehen.«
    »Hoffentlich haben Sie recht.«
    »Ich habe immer recht. Im Krieg bin ich über hundert Einsät­
    ze geflogen. Jedesmal, wenn sich etwas Unangenehmes ereignete, hatte ich vorher ein ungutes Gefühl. Von meiner Großmutter mütterlicherseits habe ich Zigeunerblut mitbe­ kommen. Ich weiß es immer vorher, wenn etwas passieren soll, glauben Sie mir. Heute nacht wird alles glattgehen.«
     Er lehnte sich über den Tisch und goß etwas Wodka in Cha­ vasses Glas.
     »Trinken Sie aus, dann gehen wir gleich zum Flugplatz. Ich habe Joro schon vor einer Stunde mit meinem hiesigen Verbin­ dungsmann hingeschickt.«
     Chavasse blickte mit leichtem Stirnrunzeln in sein Glas. Irgendwo tief in seiner Brust meldete sich ein primitiver Instinkt – vielleicht das Erbe aller alten Rassen, weitergegeben von seinen bretonischen Vorfahren. Dieser Instinkt sagte ihm, daß Gefahr im Anzug war. Trotz allem, was Kerensky gesagt hatte – dieses Unternehmen stand unter keinem guten Stern! Nachdem sich Chavasse mit dieser Tatsache abgefunden hatte, überkam ihn eine seltsame, aus der Resignation geborene Ruhe. Er hob lächelnd sein Glas und prostete Kerensky zu. Dann trank er den Wodka in einem einzigen Zug aus. »Von mir aus können wir«, sagte er.
     Die Landebahn befand sich einen halben Kilometer außerhalb von Leh auf einem flachen Uferstreifen. Keine der offiziellen Fluglinien benutzte den Platz, der während des Krieges als provisorischer Feldflughafen errichtet worden war.
     Der aus vorfabrizierten Einzelteilen aufgebaute Hangar trug noch die graugrüne Tarnfarbe. Als Chavasse ihn betrat, merkte er, daß durch die Decke Regenwasser tropfte.
     Die Maschine stand mitten im Hangar. Im Licht von zwei Sturmlampen glänzten die rotsilbernen Leitungen an der Außenseite. Jagbar, Kerenskys Mechaniker, saß auf dem Sitz und lauschte mit angespannter Miene dem Geräusch des Motors. Neben ihm saß Joro. Als sie Kerensky erblickten, sprangen beide auf den Betonboden herab.
     »Wie klingt sie?« fragte Kerensky.
     Jagbar zeigte beim Lächeln sehr schlechte gelbe Zähne. »Großartig, Sahib.«
     »Treibstoff?«
     »Ich habe alles, auch die Ersatztanks, bis zum Rand aufge­
    füllt.«
     Kerensky nickte und tätschelte den Metallrumpf seiner Ma­ schine. »Dann bring mich gut hin, mein Engel«, rief er auf polnisch. Er drehte sich zu Chavasse um. »Wenn Sie soweit sind, dann können wir!«
     Chavasse wandte sich an den Tibetaner. »Ich sollte jetzt lie­ ber meine Verkleidung anlegen.«
     Joro nickte und zog ein Kleiderbündel aus dem Cockpit. Es enthielt eine braune Wolljacke, Shuba und Mütze aus Schaffell und ein Paar tibetanische Rohlederstiefel. Chavasse zog sich rasch um und zeigte sich Kerensky. »Wird’s so gehen?«
     Der Pole nickte. »Aus einiger Entfernung wird niemandem etwas auffallen. Aber Sie müssen daran denken, das Gesicht immer im Schatten zu lassen. Es ist so typisch französisch wie die Place Pigalle bei Nacht. In die tibetanische Steppe paßt es wie die Faust aufs Auge.«
     Chavasse grinste. »Ich werde dran denken.«
     Erst kletterten er und Joro ins Cockpit, dann schob sich Ke­
    rensky auf den Pilotensitz. Er schlug die Karte auf und wandte sich an Joro.
     »Sind Sie sicher, daß die Grenzpatrouille uns in Ruhe lassen wird?«
     Der Tibetaner nickte zuversichtlich. »Sie sollen den PangongTso-Paß eigentlich täglich kontrollieren, aber in letzter Zeit ist die Gegend für sie zu unsicher geworden. Der Grenzposten besteht nur aus einem Unteroffizier und zehn Mann. Sie halten sich immer ganz in der Nähe von Rudok auf.«
     Kerensky lehnte sich aus der Kanzel. »Erwarte mich in etwa zwei Stunden zurück!«

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