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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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seiner Überzeugung bekehren ließ. Er ist in eine Sackgasse geraten und sieht keinen Ausweg mehr. Wenn er mich nicht vernichten kann, dann wird er sich selbst vernichten.«
     »Seltsam«, murmelte sie. »Du sprichst von ihm mit Worten, die Zuneigung verraten, aber deine Stimme ist dabei ganz unpersönlich.«
     »Weil ich für ihn alles andere, nur kein Mitleid empfinden kann. An seinen Händen klebt zuviel Blut.«
     »Was wirst du mit ihm machen, wenn du aufbrichst?«
     »Ich werde ihm ein Pferd und ausreichend Proviant zurück­
    lassen. Bis Rudok kann er es leicht schaffen, wenn er nur will. Nein – töten werde ich ihn nicht. Das ist nicht mehr nötig.«
    »Weil du ihn ohnehin vernichtet hast, wie?«
    Er nickte. »Ja, so ungefähr.«
     Sie starrte schweigend in die Flammen. »Und ich, Paul?« fragte sie dann. »Was geschieht mit mir, wenn wir nach Kaschmir hinübergehen?«
     Er gab ihr lächelnd einen Kuß auf die Wange. »Ich bin sicher, daß wir dich noch brauchen werden.«
     »Dann besteht für uns immer noch Hoffnung?« Sie hatte auf einmal das Gesicht eines sehr jungen Mädchens.
     »Es gibt immer Hoffnung, Katja«, sagte er ernst. »Sonst wäre das Leben nicht lebenswert.«
     Sie legte ihren Kopf an seine Brust, und er hielt sie fest. Nach einer Weile war sie eingeschlafen. Er saß regungslos da, starrte ins Feuer und wartete auf die Morgendämmerung.

    Kurz vor Tagesanbruch legte sich der Wind. Osman Sherif trat vor die Hütte. Als er zurückkam, lächelte er. »Es hat zu schnei­ en aufgehört. Jetzt müßte es eigentlich ohne Schwierigkeiten möglich sein, über den Paß zu kommen.«
     Er führte die Pferde hinaus. Dabei wurden auch die anderen wach. Seine Frau schürte das Feuer und setzte Wasser für den Morgentee auf.
     Chavasse ging hinaus und half Osman Sherif beim Satteln. Dann erklärte er ihm, daß er Li ein Pferd zurücklassen wollte. Der Khazake war nicht damit einverstanden. »Das ist Ver­ schwendung. Wir würden nur ein gutes Pferd verlieren.«
     »Glauben Sie denn, daß er zu Fuß nach Rudok kommen wird?«
     Der Khazake schüttelte den Kopf. »Ich meine etwas anderes, wenn ich von Verschwendung rede, mein Freund. Ich habe in seine Augen geblickt. Er ist eine wandelnde Leiche.«
     Chavasse ging in die Hütte zurück und setzte sich neben Hoffner, der schon einen Becher Tee in der Hand hielt. Der alte Mann sah grau und verfallen aus, aber sonst war er guter Dinge.
     »Sie scheinen ziemlich angegriffen, Paul!« begrüßte er ihn.
     »Sie sehen selbst auch nicht gerade rosig aus.« Chavasse streckte die Hand nach dem Becher aus, den die Khazakenfrau ihm reichte.
     Katja saß neben den Kindern auf dem Boden und starrte ins Feuer. Ihre Haut spannte sich straff über die vorstehenden Backenknochen. Sie sah schlecht aus.
     »Es dauert nun nicht mehr lange«, ermunterte Chavasse sie. Sie fuhr hoch und starrte ihn für eine Sekunde wie einen Fremden an. Dann trat ein Lächeln auf ihre Lippen, ein fremd­ artiges, trauriges Lächeln, das ihn tief berührte.
     Er trank seinen Becher aus, ließ ihn sich noch einmal füllen und hockte sich neben Oberst Li, der mit dem Rücken an der Wand lehnte. Seine Beine waren in ein Schaffell gehüllt. Die bandagierte Hand hielt er gegen die Brust gepreßt. Sonst war er trotz seiner unnatürlichen Blässe sehr gefaßt. Mit gezwunge­ nem Lächeln nahm er den Tee an. »Eigentlich müßte ich Ihnen jetzt gratulieren«, sagte er.
     »Eines ist mir nicht klargeworden«, sagte Chavasse. »Warum hatte Tsen keine Soldaten bei sich, als er mich bei Hoffners Haus erwartete?«
     Das schwache Lächeln lag immer noch um Oberst Lis Lip­ pen. »Um Mitternacht sollten sich sechs Mann bei ihm melden, aber Sie waren zu schnell und haben unsere Pläne durcheinan­ dergebracht. Ist von meinen Leuten noch jemand am Leben? Ich hatte drei Mann bei mir.«
     »Wir haben keinen gesehen. Ich hatte mich selbst im Schneesturm verirrt, als ich auf Sie stieß.« Osman Sherif kam herein und hockte sich ans Feuer. Chavasse deutete auf ihn. »Sie haben Ihr Leben unserem Freund dort zu verdanken.«
     Li leerte den Becher und stellte ihn vorsichtig neben sich.
    »Aber nicht für lange, nehme ich an.«
     Chavasse schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich vollkom­ men falsch. Wir lassen Ihnen ein Pferd und Proviant zurück. Es sollte Ihnen nicht schwerfallen, Rudok zu erreichen.«
     Oberst Lis Miene verzerrte sich. Auf seiner Stirn brach der Schweiß aus. »Soll das heißen,

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