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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gedulden müssen, bis das Ganze vorüber ist.«
     Er schloß die Tür und führte sie eine schmale, mit abgetrete­ nem Linoleum belegte Treppe hinauf. Oben öffnete er eine Tür am Ende eines schmalen, langen Ganges und knipste das Licht an.
     »Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen.«
     In dem Zimmer stand ein altes Doppelbett mit einem Mes­
    singgestell, eine Mahagonikommode sowie ein Waschtisch mit einer Marmorplatte.
     Youngblood zog seinen Regenmantel aus und warf ihn aufs Bett. »Wie lange müssen wir hierbleiben?«
     »Bis ich telefonisch verständigt werde. Das kann schon mor­ gen sein. Spätestens übermorgen. Aber haben Sie keine Angst. Hier sind Sie völlig sicher. Das nächste Dorf ist weit weg.«
     »Und wie heißt das nächste Dorf?« fragte Chavasse.
     Crowther grinste verschlagen. »Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Drummond. Wirklich nicht. Ich muß auch an meine eigene Sicherheit denken. Wenn Sie fertig sind, kommen Sie doch bitte runter. Das Essen wird dann bestimmt so weit sein«, sagte er und schloß die Tür hinter sich.
     Youngblood zog seine Jacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne. »Wie findest du das?«
     »Ich würde dem Burschen nicht gern den Rücken zukehren.« Chavasse trat ans Fenster und schaute hinaus. »Wie die Deko­ ration zu einem schlechten Horrorfilm«, sagte er.
     Youngblood schüttete aus dem Krug Wasser in eine von Sprüngen durchzogene Schüssel und wusch sich Gesicht und Hals. »Eins weiß ich«, sagte er, während er sich abtrocknete. »Wenn er nur eine falsche Bewegung macht, schlag ich ihm
    den Schädel ein.«
     Chavasse zog seinen Regenmantel aus und ging zum Wasch­ tisch. »Ich fürchte, bei Billy dürfte das nicht so einfach sein.«
     »Da dürftest du recht haben, aber wozu sich den Kopf über ungelegte Eier zerbrechen?« Youngblood grinste. »Im Moment interessieren mich nur die Ham and Eggs. Ich geh schon runter.«
     Er machte die Tür leise hinter sich zu. Chavasse blickte stirn­ runzelnd in den zersprungenen Spiegel über dem Waschtisch. Irgendwas stimmte hier nicht, dessen war er sich ganz sicher. Das Schweigen des Mädchens, Crowthers verschlagener, unsicherer Blick, der hünenhafte Kretin, der ihm wie ein Schatten folgte – das alles erfüllte ihn mit Unbehagen. Doch was konnten sie vorhaben? Crowther war zweifellos nicht dumm; ihm mußte klar sein, daß er und Youngblood zusam­ men viel zu stark waren. Wenn sie sich hingegen trennten … Er zuckte zusammen, warf das Handtuch auf den Waschtisch, riß die Tür auf und rannte hinunter.

    Als Youngblood ins Wohnzimmer trat, sah er, daß niemand da war, und so ging er den Gang hinunter und öffnete die Küchen­ tür. Molly stand in einem alten, um eine Nummer zu kleinen Baumwollkleid, dessen Nähte an verschiedenen Stellen ge­ platzt waren, am Herd. Sie trug keine Strümpfe. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah er zu seiner Enttäuschung, daß der Mond gelogen hatte. Sie war nicht besonders hübsch, und viele Leute hätten ihre hohen Backenknochen, ihre olivfarbene Haut und ihre zu dicken Lippen sogar häßlich gefunden.
     »Es ist gleich fertig«, sagte sie mit ihrer seltsam tonlosen Stimme und wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab. »Ich geh nur schnell zum Schuppen und hole etwas Brennholz.«
     Sie nahm eine Laterne von einem Haken über dem Ausguß, zündete sie an und ging zur Hintertür. Youngblood lief ihr
    nach. »Geben Sie her«, sagte er. »Ich helfe Ihnen.«
     Sie zögerte einen Moment und sah mit einem seltsam zwei­ felnden Blick zu ihm auf. Dann gab sie ihm die Laterne. »Meinetwegen. Der Schuppen ist auf der anderen Seite des Hofs.«
     Das Kopfsteinpflaster war von der feuchten Nachtluft glit­ schig, und Youngblood paßte auf, daß er nicht ausrutschte. Er fluchte, als er in eine Pfütze trat und Wasser in seinen Schuh drang. Als das Mädchen die Tür des Schuppens öffnete, schlug ihm ein Geruch von Heu, Leder und feuchtem Holz entgegen. Durch ein Loch im Dach funkelten die Sterne.
     »Dort drüben«, sagte sie.
     Er trat zu ihr und hob die Laterne hoch. Er wußte, es lag an dem Licht, doch einen Moment lang sah sie wieder genauso aus wie vorhin im Mondschein auf der Straße – schöner als alle Frauen, die er je gesehen hatte.
     Sie wandte sich ab und beugte sich über den Holzstoß, das eine Knie vorgestreckt, so daß das alte Kleid sich über ihre Schenkel spannte. Fünf Jahre. Fünf lange Jahre. Youngblood trat vor und

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