Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
flitzten hervor, hielten in der Mitte der Scheune inne und starrten ihn an. Er verzog angewidert das Gesicht, nahm einen Stein und schleuderte ihn mit aller Kraft auf sie. Sie huschten davon und verschwanden im Dunkel auf der anderen Seite der Scheune.
     Er ging zur anderen Tür hinaus, schlenderte zwischen wild wuchernden Brombeersträuchern und Brennesseln hindurch und erblickte jenseits einer zerbröckelten Hofmauer einen Weg.
     Er führte, von ein paar Erlen gesäumt, ein Stück den Hang entlang und stieg dann steil zum Gipfel auf. Die regenfeuchte Luft roch frisch und angenehm, und plötzlich merkte er, wie gut ihm die Bewegung nach den langen Monaten im Zuchthaus tat.
     Er kletterte über die Mauer und stieg den Hügel hinauf. Zwi­ schen großen Steinbrocken und aus der Erde ragenden, von Wind und Wetter seltsam geformten Felsen grasten Schafe. Über ihm, auf der Rückseite der Hütte, standen ein paar Bäu­ me, deren knorrige, dornige Äste, von dem ständigen Wind verkümmert, wie die Finger einer dürren Hand alle in die gleiche Richtung wiesen.
     Die Hütte war größer, als es vom Hof aus den Anschein ge­ habt hatte, und sie war in recht gutem Zustand. Frisches, süß duftendes Heu und ein paar Futtersäcke lagen darin, offenbar für die Schafe. Er zündete sich eine Zigarette an, ging wieder hinaus und schlenderte zu den Felsen, die den Grat des Hügels bildeten.
     Von dort oben hatte er eine gute Aussicht auf die durch das neblige Tal führende Hauptstraße. In der Ferne schimmerte Wasser. Ein Staubecken vielleicht, oder ein See? Als er sich umdrehte, zuckte er erschrocken zusammen. Ein paar Meter hinter ihm stand Molly Crowther und sah ihn an.
     Sie trug einen alten schwarzen Mantel mit auswattierten Schultern, wie sie während des Krieges modern gewesen waren, und ihre düstere Gestalt paßte seltsam zu der trübsinni­ gen Landschaft. Um den Kopf hatte sie ein Tuch gebunden.
     »Hallo«, sagte Chavasse und ging zu ihr. »Alles vorüber?«
     Sie nickte seltsam gleichgültig. »Der Pfarrer hat nicht viele Umstände gemacht. Es war ihm zu feucht.«
     »Wo ist denn Ihr Vater?«
     »Mit Billy ins nächste Dorf gefahren. Er hat mich dort unten auf der Straße abgesetzt. Der Weg über den Hügel ist kürzer, und ich wollte sowieso nach den Schafen sehen.«
     »Versorgen Sie sie?«
     »Meistens. Manchmal, wenn er Lust hat, hilft mir Billy. Das Dumme ist, daß er seine eigene Kraft nicht kennt. Hin und wieder bricht er einem Lamm, mit dem er spielt, den Hals. Man kann ihn nicht mit ihnen alleinlassen.«
     »Hm.« Chavasse zögerte einen Moment, dann sagte er: »Tut mir leid – das mit Ihrer Mutter.«
     »Mir nicht«, sagte sie mit brutaler Offenheit. »Sie hatte seit einem Jahr Magenkrebs und wollte in kein Krankenhaus. Ich mußte sie pflegen. Es war für uns beide eine schreckliche Zeit. Na ja, jetzt ist sie wenigstens weit weg von hier.«
     »Sind Sie denn nicht gern hier?«
     Sie sah ihn erstaunt an. »Hier?« Sie streckte den Arm aus und
    deutete auf die öde Landschaft. »Sogar die Bäume wachsen hier krumm. Es ist eine tote Welt. Manchmal hab ich das Gefühl, das einzige Lebendige darin sind die Schafe, und die sind so dumm und stumpf wie Billy.«
     »Warum gehen Sie nicht weg?«
     »Ich konnte ja nicht – wegen meiner Mutter. Und jetzt ist es zu spät. Wo soll ich denn auch hingehen?«
     Es klang ehrlich verzweifelt, und sie tat Chavasse plötzlich leid. »Vielleicht läßt Ihr Vater Sie jetzt weg, wo Ihre Mutter tot ist. Er hat Sie doch gern, oder?«
     »Der? Der will bloß eins von mir, und das hat er weiß Gott oft genug versucht.« Sie lachte heiser. »Mein Vater ist gestor­ ben, als ich drei Jahre alt war. Er war Zigeuner, wie meine Mutter. Sie hat Sam Crowther vor zehn Jahren auf dem Markt von Skipton kennengelernt und ihn eine Woche später geheira­ tet. Es war die größte Dummheit ihres Lebens.«
     »Das klingt ja, als haßten Sie ihn.«
     »Genauso wie diese Gegend – ich wollte immer weg von hier.«
     »Wohin möchten Sie denn gern?«
     »Darüber hab ich nie richtig nachgedacht.« Sie zuckte die Achseln. »Irgendwohin, wo ich eine anständige Arbeit kriegen und schöne Kleider tragen und nette Leute kennenlernen kann – vielleicht nach London.«
     Ihr mußte London fern wie der Mond erscheinen, und ebenso romantisch. »Das sieht nur aus der Ferne so aus«, sagte er. »London kann der einsamste Ort der Welt sein.«
     »Das glaube ich nicht.« Sie hatten eine

Weitere Kostenlose Bücher