Gehorche mir!
Steinmauern. Felder, so grün, dass man als Städter meinte, sie seien künstlich eingefärbt. Immer wieder Baumgruppen, aber keine davon groß genug, um als Wald bezeichnet zu werden. Die Gegend wurde zunehmend einsamer, die Straße schmaler, der Baumbestand üppiger.
Celia hatte sich noch nie so verstanden gefühlt. Nicht einmal sie selbst hatte je versucht, ihre Ängste ernst zu nehmen und daran zu arbeiten, sie zu überwinden. Dass ausgerechnet ihre übersteigerte Angst um Leannes Sicherheit sie Alan in die Arme getrieben hatte, erschien ihr wie ein besonders raffinierter Schachzug des Schicksals.
Ihr Blick wanderte wieder zu Alans Händen, und sofort regte sich ihre Lust. Sie wollte überall von ihnen berührt werden. „Alan, ich möchte ...“, begann sie, dann stockte ihre Stimme.
„Du möchtest wissen, warum wir in so eine gottverlassene Gegend fahren?“
Sie nickte, obgleich er sie falsch verstanden hatte.
„Glowcastle liegt sehr einsam zwischen einem See, einem Wald und einem Hügel. Völlig abgeschirmt.“
Die Geigenklänge hatten sie in romantische Stimmung versetzt, darum mutmaßte sie: „Ein Ort zum Träumen.“
„Eher ein Ort, um Träume in die Tat umzusetzen.“
Sie sah ihn mit schiefgelegtem Kopf von der Seite an. „Erotische Träume?“ Sie dachte mit einem leichten Schaudern an die Bemerkung, die Devin über ihre Brüste gemacht hatte. „Sadistische Träume?“
Er antwortete erst, nachdem er in einen Waldweg eingebogen war und vor einer Schranke gehalten hatte. Er löste seinen Sicherheitsgurt, wandte sich ihr zu und sah sie prüfend an. „Hättest du damit ein Problem?“
„So lange niemand seine sadistischen Fantasien an mir ausleben will, ist es wohl kein Problem. Denke ich jedenfalls. Jeder darf schließlich nach seiner Fasson selig werden, aber das heißt nicht, dass ich anderen dabei zuschauen will, wie sie ....“ Sie merkte, dass sie vor lauter Nervosität zu schnell redete und zwang sich, tief durchzuatmen. „Ich möchte vor allem nicht so genau wissen, was Devin mit Leanne macht.“
„Ich dachte, deswegen wärst du den beiden nachgereist.“
„Ja, nein, ich ... ich wusste ja nicht, dass Glowcastle ein derartiges Etablissement ist.“
„Ein Club“, korrigierte er. „Etablissement klingt so nach Bordell. Bei uns gibt es keine Prostitution.“
„So habe ich das auch nicht gemeint. Ist das so ein Ort wie diese Nachtclubs, in denen Käfige stehen und Menschen in Ketten hereingeführt und vor den Augen der anderen ... ? Du weißt schon.“
„Nein, es ist alles zurückhaltender, diskreter, seriöser – aber natürlich geht es dort auch zur Sache. Und ja, manche Herren peitschen ihre Sklavinnen vor Zuschauern aus.“
Sie sah errötend aus dem Seitenfenster. „Aha.“
„Du kannst morgen wieder abreisen. Ich vermute, Leanne wäre das auch lieber.“
Sie schloss kurz die Augen. „Ich weiß. Es ist nur ...“ Sie sah auf seine Hände, die er im Schoß ineinandergelegt hatte. „Ich bin noch nie einem Mann wie dir begegnet. Ich möchte dich gern näher kennenlernen. Aber als Geschäftsführer diese Eta... dieses Clubs bist du sicher kein Freund von Blümchensex.“
Er lachte. „Das hast du sehr geschickt formuliert, um nicht Wörter wie Sado-Maso, Peitschen und Bondage benutzen zu müssen.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Also gut. Ich kann selbstverständlich mit einer Frau zusammensein, ohne ihr wehzutun. Dennoch habe ich gewisse Vorlieben, die sicher nicht in die Kategorie Blümchensex fallen. Peitschen kommen darin nicht vor, falls dich das beruhigt.“
Mit einer Mischung aus Neugierde und Bangigkeit sah sie ihm in die Augen. „Was dann?“
„Wenn du es wissen willst, musst du dich darauf einlassen.“
„Aber ich bin völlig unerfahren in solchen Sachen wie ...“ Sie dachte kurz nach, was es außer Züchtigungen sonst noch an Spielarten gab. „Wie Wachs, Nadeln, Analverkehr.“ Ihre Stimme wurde bei jedem Wort leiser und war nur deswegen verständlich, weil das letzte Lied auf der CD gerade verklungen war.
„Nichts davon gehört in mein Repertoire.“
Das war nicht wirklich beruhigend. „Aber was ist es dann?“
„Ich rede nicht darüber, ich praktiziere es lieber. Ich möchte in dir keine Vorurteile und unbegründete Ängste wecken. Du musst mir einfach vertrauen.“
„Das tue ich doch bereits, indem ich mich von dir in den Wald kutschieren lasse.“
Er streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange. „Hast du denn
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