Gehorche mir!
Schuld, denn da er selbst keine Kinder hatte, war Nicolas so etwas wie ein Sohn für ihn.
Zwei Jahre lang hatte das völlig ausgereicht, um Franklins Verbleib in der Glowcastle Society zu sichern. Seine kleinen Regelverstöße waren geflissentlich übersehen oder heruntergespielt worden.
Doch dann gab es einen größeren Zwischenfall. Franklin erinnerte sich nicht mehr an den Namen der Frau, die er damals dabeigehabt hatte, nur noch daran, dass sie ihn in der falschen Sicherheit gewiegt hatte, erfahren zu sein in absolut allen Spielarten des SM. Und dann hatte sie einen Nervenzusammenbruch erlitten. Seine Versuche, sie zu beruhigen, hatten nicht gefruchtet. Als ihre Schreie immer lauter wurden, knebelte er sie. Sie bäumte sich auf, sank dann plötzlich in sich zusammen und verlor das Bewusstsein. Er wartete, doch sie kam nicht wieder zu sich. Weder Ohrfeigen noch kaltes Wasser bewirkten etwas. Sie wollte ihm doch nicht einfach wegsterben? Er informierte Greg Sanders, der die Ärztin holte. In den drei Minuten, während sie auf Dr. Lawrence warteten, machte Franklin ihm klar, was er von ihm erwartete. „Ich will auf keinen Fall aus der Society ausgeschlossen werden. Sorgen Sie dafür.“
Greg sperrte sich zunächst. „Mr. Larsson, ich habe eine Verantwortung der Society gegenüber. Nehmen Sie es nicht zu schwer. Man muss auch wissen, wann man seine Grenzen erreicht hat.“
„Ja, da stimme ich Ihnen völlig zu. Nichts im Leben währt ewig. Keine Freude, keine Liebe und auch keine Karriere.“ Franklin erinnerte sich noch, wie betont freundlich er das zu Greg Sanders gesagt hatte, wohl wissend, dass der intelligent genug war, die Bedrohung zwischen den Zeilen zu hören. „Manchmal reicht schon eine Kleinigkeit, beispielsweise eine schlechte Kritik, um ein hoffnungsvolles Talent aus der Bahn zu werfen.“
Greg wurde blass. Als Dr. Lawrence kam, hatte er sich so weit gefangen, dass er geistesgegenwärtig behauptete, die junge Frau hätte Drogen genommen und sei infolgedessen kollabiert.
Seitdem war immer alles glatt gelaufen. Franklin hatte die Drohung, Nicolas Sanders’ Karriere zu vernichten, nie offen aussprechen müssen. So konnten er und Greg freundlich miteinander umgehen, und keiner von ihnen verlor das Gesicht. Ein perfektes Arrangement, das Franklin bei jeder Begegnung gleich bei der Begrüßung erneuerte, so auch heute.
„Hallo, Mr. Sanders“, sagte er beim Betreten des Büros. „Wie ich höre, hat Nicolas seine erste Hauptrolle bekommen. Meinen Glückwunsch.“
Sanders lächelte, wenn auch eine Spur gequält. „Danke“, sagte er mit seiner tiefen, immer etwas heiseren Stimme. „Setzen Sie sich bitte. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“ Er drehte sich auf seinem Ledersessel zu der gut bestückten Bar hinter ihm um. Sanders war ein wuchtiger Mann, den man etwas schmeichelhafter auch als stattlich bezeichnen konnte. Sein ganzes Büro war zu ihm passend mit schweren, dunklen Möbeln eingerichtet.
„Einen Scotch bitte.“ Franklin wartete, bis Sanders die Drinks eingeschenkt hatte, dann kam er zur Sache. „Hat Tess Ihnen etwas über den Vorfall mit Fiona Spinner erzählt?“
Sanders hob eine Augenbraue. „Nein.“
„Ich dachte mir schon, dass sie damit warten würde, bis Mr. Parr wieder da ist. Da ich Ihnen vertrauen kann …“ Franklin nahm einen großzügigen Schluck.
Sanders zuckte leicht mit den Mundwinkeln, denn was Franklin damit wirklich gesagt hatte, war: „Da ich Sie in der Hand habe.“ Franklin genoss dieses kleine Machtspiel fast so sehr wie guten Sex. Auf seiner persönlichen Befriedigungs-Skala bekam Sanders sechs Punkte.
Er stellte sein Glas wieder ab. „Da ich Ihnen voll und ganz vertrauen kann, erzähle ich Ihnen, was wirklich passiert ist. Und danach die offizielle Version.“
Sanders leerte seinen Scotch in einem Zug und schenkte sich einen neuen ein. „Also gut, schießen Sie los.“
Nachdem Celia geduscht und sich abgetrocknet hatte, schlich sie – fest in einen Bademantel gewickelt – ins Wohnzimmer und sah sich vorsichtig um, ob diese Fenella-Person in der Zwischenzeit erschienen war. „Hallo?“
Erleichtert stellte sie fest, dass sie immer noch allein war. Sie musste zur Ruhe kommen, innerlich ankommen, so wie vor zwei Tagen, als sie in London gelandet war. Erstaunlicherweise fühlte sie sich hier mehr daheim als in ihrem Loft. Alans Wohnung war wie eine freundliche Umarmung. Sie passte zu ihm, auch wenn Celia ihn aufgrund seiner korrekten Kleidung etwas
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