Gehorche mir!
ordentlicher eingeschätzt hätte. Sie strich mit dem Zeigefinger über ein Regal: kein Staub. Dann hielt sie den Kopf schief und las die Buchrücken. Science Fiction und Thriller. Das war wieder eine Überraschung, denn sie hätte ihm eher Klassiker zugetraut.
Ihr nächstes Forschungsobjekt war seine CD-Sammlung: Ein Stilmischmasch sondergleichen, nach keinem erkennbaren Gesichtspunkt sortiert.
Es wäre ein interessantes Experiment, Devin Flinkman zwei Stunden in dieser Wohnung allein zu lassen. Entweder hätte er danach einen Nervenzusammenbruch, oder Alan würde sein Reich nicht wiedererkennen
.
Celia öffnete die Doppelflügeltür, die auf einen kleinen West-Balkon führte und sah eine Weile dem Sonnenuntergang zu. Ein stilles, warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Plötzlich raschelte es in dem Baum, dessen Krone sich bis zur Balkonbrüstung ausbreitete, und kurz darauf landete etwas neben ihr. Eine zierliche schwarze Katze mit grünen Augen.
„Fenella!“, rief Celia erfreut.
Die Katze schien weit weniger angetan von der Begegnung. Sie buckelte und fauchte.
„Alan hat mich gewarnt, dass du mich nicht besonders freundlich empfangen würdest. Mal schauen, ob ein gemeinsamer Besuch in der Küche deine Laune hebt.“
Doch Fenella hatte ihre eigenen Pläne. Sie ging schnurstracks zur Couch, wo sie sich zwischen einem Zeitschriftenstapel und der TV-Fernbedienung niederließ und sich zu putzen begann.
In der Küche fand Celia eine ungeöffnete Packung Cookies. Dazu schenkte sie sich ein Glas H-Milch ein.
„Genau der richtige Snack für einen kleinen Plausch“, sagte sie und setzte sich im Wohnzimmer aufs andere Ende der Couch. „Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mit dir rede. Ich habe Katzen als hervorragende Zuhörer kennengelernt.“
Fenella unterbrach ihre Fellpflege und warf Celia einen misstrauischen Blick zu.
Celia nahm einen Schluck Milch. „Immerhin fauchst du nicht mehr.“ Es war Jahre her, dass sie das letzte Mal eine Katze gestreichelt hatte. Eine tiefe Sehnsucht überkam sie, das glänzende Fell zu berühren, die geschmeidigen Muskeln darunter zu spüren und die wohlige Vibration des Schnurrens.
„Weißt du, Fenella, ich muss dringend mit jemandem über das reden, was mich gerade beschäftigt.“
Die Katze drehte bei der Nennung ihres Namens die Ohren.
Celia lächelte. Sie hatte eine gute Zuhörerin gefunden. „Die Sache ist die: Ich habe mich in deinen Menschen verknallt, in Alan. Ich bin immer ein wenig misstrauisch und vorsichtig in Beziehungen hineingegangen, so wie du dich in ein fremdes Revier schleichen würdest, geduckt, mit angelegten Ohren.“ Celia schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Und jetzt das. Meine Hormone spielen verrückt. Meine Haut kribbelt, mein Herz rast, und ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Ich stelle mir vor, wie er zur Tür hereinkommt und lächelt, und schmelze bei dem Gedanken dahin.“
Sie glaubte, eine Bewegung zu spüren und öffnete die Augen. Fenella saß neben ihr, die Vorderpfoten untergeschlagen. „Genau so hat Diary immer dagesessen, wenn ich ihm etwas erzählt habe.“
Celia nahm einen Keks aus der Schachtel und biss hinein. Ein paar Krümel landeten auf Fenellas Kopf. Celia wischte sie weg, was Fenella sich ganz selbstverständlich gefallen ließ. Davon ermutigt, begann Celia die Katze an der Seite des Halses zu kraulen. „Wenn ich mit Männern doch so entspannt umgehen könnte wie mit Katzen.“ Fenella drehte sich auf die Seite und streckte die Pfoten aus. Celia streichelte ihren Bauch. „Dann wären sie Wachs in meinen Händen.“
Nach drei Keksen war sie fürs erste satt. Sie trank ihre Milch aus, kraulte noch eine Weile die schlafende Katze, dann raffte sie sich auf, die gemütliche Zweisamkeit zu verlassen und ein paar Einkäufe zu tätigen.
Sie zog ein Kleid an, das auf der Vorderseite geknöpft war, weil es sich schnell ausziehen ließ, und schlüpfte in Pumps. So würden die Anproben ohne großen Aufwand vonstatten gehen. Hoffentlich waren die Läden, von denen Alan gesprochen hatte, um diese Zeit noch offen. Sie wollte Alan zeigen, dass sie verteufelt sexy sein konnte. Ein Jammer, dass sie die Korsage aus Mailand nicht eingepackt hatte.
Auf dem Weg ins Foyer überlegte sie, was ihr vorschwebte. Sie hatte von Berufs wegen genug Modeerfahrung und wusste, dass zielloses Herumstöbern genau so schlimm war wie hungrig in den Supermarkt zu gehen. Sie brauchte also einen konkreten Look, den sie ansteuerte.
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