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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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zu fegen, nahm er der darob entsetzten Asmaha den Besen aus der Hand und kehrte die restlichen Stufen selber.
    Doch dann wurden wir von einem doppelten Wortschwall überschüttet, mit dem sich unsere beiden Babysitter für die Unbilden des Wetters entschuldigten, für die Unbequemlichkeiten, weil noch nicht alle Wege passierbar seien, weil man unsere Pools erst reinigen müsse, weil
the chambermaid
erst später als üblich mit der Zimmerreinigung beginnen würde und weil wir leider nicht auf der Terrasse frühstücken könnten, denn auch die habe man noch nicht wieder in Ordnung gebracht … es täte ihnen ja so schrecklich Leid, uns diese Unannehmlichkeiten nicht ersparen zu können, doch die Widrigkeiten des Wetters seien bedauerlicherweise nicht vorhersehbar, dagegen sei man machtlos …
    Endlich schaffte es Susanne, dieses zweistimmige Lamento zu unterbrechen und den beiden Frauen zu versichern, dass wir uns keineswegs beeinträchtigt fühlten, ganz im Gegenteil, hätten wir doch ein weiteres Phänomen der Wüste erlebt, denn Sandstürme gebe es bei uns nicht. Schließlich gingen auch ihr die Worte aus, und dann durften wir endlich in den Speisesaal, der diesmal angenehm temperiert war, weil man doch tatsächlich vergessen hatte, die Klimaanlage einzuschalten.
    »Ich hab ja schon einiges im Urlaub erlebt«, sagte Steffi, während sie sich jede Menge frische Vitamine auf ihren Teller lud, »aber noch niemals hat sich jemand bei mir für das Wetter entschuldigt. – Gibt’s heute keine Ananas?«
    Ob es nun eine Entschädigung für den Sandsturm war oder ohnehin zum Vergnügungsprogramm gehörte, weiß ich nicht, jedenfalls wurden wir nach dem Frühstück von Miss Nazirah dahingehend informiert, dass wir heute Abend zu einem »Dinner im Beduinenzelt« eingeladen seien, der Scheich persönlich sei anwesend und freue sich, die Gäste des Hotels an seinem Tisch begrüßen zu können.
    Es war selbstverständlich, dass man solch eine Einladung keinesfalls ablehnen darf, was wir auch gar nicht vorhatten, sondern sich wortreich dafür bedanken muss, und darin hatte Susanne schon Übung. Da die anderen Gäste durch den Sandsturm ja auch in ihrer Freizeitgestaltung eingeschränkt waren, galt diese Einladung natürlich für alle, und das waren mittlerweile eine ganze Menge. Die meisten Urlauber waren männliche Europäer aus Nordafrika, die sich ein paar Tage relaxen in der Wüste gönnten, zwei englische Paare waren an- und schon am nächsten Tag wieder abgereist, weil es hier keinen Golfplatz gab, ein schon recht betagtes spanisches Ehepaar pflegte den größten Teil des Tages in den klimatisierten Räumen des Haupthauses zu verbringen, wo es abwechselnd Tee trank oder Patiencen legte. Doch es waren schon gestern Abend neue Engländer angekommen, offenbar weniger sportliche, denn sie hatten sich nicht zuerst nach einem Golfplatz erkundigt, sondern nach der Bar, und nachdem sie von Hannes mit der moslemischen Freitags-Abstinenz (und deren Umgehung) vertraut gemacht waren, hatten sie prompt Anspruch auf jenen Bungalow erhoben, der nahe am Haupthaus lag; es war der kürzeste Weg zur Tränke, und der Kellner konnte relativ schnell mit dem Nachschub da sein.
    Außerdem waren zwei junge Leute angereist, die recht unternehmungslustig aussahen und deutsch mit einem unverkennbar bayerischen Akzent sprachen.
    »Dinner im Beduinenzelt«, rekapitulierte Stefanie den Wortlaut der heutigen Einladung, »was versteht man denn darunter? Auf’m Fußboden sitzen und mit den Fingern essen?«
    »Fußboden ja, aber auf dicken Kissen, die wiederum auf dicken Teppichen liegen«, ergänzte Susanne Steffis Vermutungen.
    »Sag bloß, du warst schon mal bei Scheichs eingeladen?«, forschte Hannes, bekam aber nur ein gleichmütiges Achselzucken zur Antwort.
    »Gibt’s da überhaupt was Vernünftiges zu essen? Irgendwo habe ich nämlich mal gelesen, dass Kuhaugen bei den Orientalen als Delikatesse gelten, die man bevorzugten Gästen auf den Teller packt, und wenn die das Zeug ablehnen, beleidigen sie den Gastgeber, und das kann tödlich sein!«
    »Heute nicht mehr«, beruhigte ich Stefanie, »die Scheichs haben ihre Krummschwerter doch längst auf den europäischen Flohmärkten verhökern lassen.«
    Im Übrigen war noch gar kein Scheich da, als unsere Fahrzeugkolonne (drei Geländewagen und ein Jeep) abseits der beiden schwarzen Zelte parkte, und so richtig orientalisch sah das Ambiente auch nicht aus, vielmehr ähnelte der ganze Auftrieb ein

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