Geisel der Leidenschaft
sie auf und warf beinahe das Tintenfass um. Großer Gott, sie musste sich zusammenreißen, durfte das Durcheinander ihrer Gefühle nicht verraten. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, strich sie eine Haarsträhne aus ihrer Stirn.
»Nun, Eleanor? Warum weigerst du dich, in meine Suite zu übersiedeln?«
»Hier fühle ich mich sehr wohl. Aber wenn dieser Raum für jemand anderen gebraucht wird, ziehe ich natürlich in eins der Gästezimmer ...«
»Der Raum wird nicht gebraucht.«
»Dann bleibe ich ...«
»Nein. Du wirst in meiner Suite wohnen.«
»Glaubst du tatsächlich, du könntest mich tyrannisieren, nur weil du zum Schlossherrn ernannt wurdest?«
»Also hältst du mich für einen Tyrannen?«
»Allerdings! Du kommandierst mich herum und ...«
»Vielleicht werde ich sogar Gewalt anwenden«, unterbrach er sie, ging zu ihr und umfasste ihren Arm.
Wütend versuchte sie sich loszureißen. »Nicht, Brendan! Bitte, um Himmels willen, zwing mich nicht...«
Ohne ihren Protest zu beachten, hob er sie hoch und trug sie in den Flur. Verzweifelt wehrte sie sich. »Lass mich sofort runter. Erspar mir eine neue Demütigung ...«
»Die solltest du dir selber ersparen. Wenn du so laut schreist, wirst du die Leute aus der Halle herauflocken.«
»Aye, dann werden sie sehen, dass du dich wie ein Verrückter benimmst ...«
»Was sie denken, kümmert mich nicht.«
»Verdammt, Brendan, die Situation ist ohnehin schon schwierig genug ...«
Mit einem kräftigen Fußtritt stieß er die Tür auf, die lautstark in den Angeln knirschte. »So, Eleanor, genau hier wirst du in Zukunft wohnen.«
19. Kapitel
Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und Eleanor fürchtete, der Lärm würde im ganzen Schloss widerhallen.
Brendan durchquerte den Raum und stellte sie vor dem Kaminfeuer auf einen dicken Webteppich. Entrüstet starrte sie ihn an, dann schaute sie sich um. Das Zimmer war sehr schön eingerichtet, mit kostbaren Gobelins, bestickten Vorhängen und reich geschnitzten Möbeln im norwegischen Stil.
In einer hölzernen Wanne dampfte Wasser. Daneben lagen leinene Handtücher. Wie einladend das Bad wirkte ... Natürlich würde sie der Versuchung widerstehen. Neben dem Kamin entdeckte sie einen Torbogen, mit einem Vorhang geschlossen. Sie ging darauf zu, zog die schweren Seidenfalten beiseite und spähte ins herrschaftliche Schlafgemach. »Hier kann ich nicht wohnen«, erklärte sie und wandte sich zu Brendan.
»Doch. Das habe ich dir soeben erklärt.«
»Aber - ich muss nach England zurückkehren und meine Unschuld beweisen. Wenn du das nicht verstehst ...«
»Ist dir dein Stolz mehr wert als dein Leben?«
»Sicher weißt du ...«
»... alles, was ich wissen sollte. Und ich habe bereits Maßnahmen ergriffen, um das Problem zu lösen. Du bleibst hier. In diesem Zimmer wirst du den Luxus genießen, den du gewohnt bist. Übrigens, die Wanne ist sehr komfortabel - ich habe sie schon ausprobiert.«
»Mach dich nicht lustig über mich«, fauchte sie, »nur weil ich ein anderes Leben geführt habe als du! So wichtig ist mir mein gewohnter Komfort nun auch wieder nicht. Genieß das Bad nach Herzenslust! Eine zusätzliche Reinigung kann ein Schotte immer brauchen.« Sie ging zur Tür, wurde aber nach wenigen Schritten zurückgezerrt. »Großer Gott, Brendan ...«
»Du wirst das Bad genießen.«
»Nein!«
»Angezogen oder ausgezogen?«
»Hat dich deine plötzliche Macht um den Verstand gebracht?«
Vielleicht, dachte er, nahm sie wieder auf die Arme und trug sie zur Wanne.
Wollte er sie tatsächlich hineinfallen lassen, mitsamt ihrer Kleidung? »Meine Schuhe!«, klagte sie. »Bitte, Brendan, ich habe nur wenige Paare eingepackt ...«
»Streif sie von den Füßen.«
»Könnten wir wie zivilisierte Menschen miteinander reden?«
»Obwohl ich ein Schotte bin, ein Barbar, ein ungehobelter Rüpel?«
Eleanors Schuhe landeten am Boden. »Allzu viele Kleider habe ich auch nicht mitgenommen. Deshalb kann ich es mir nicht leisten, eins zu ruinieren.« Als er sie auf die Beine stellte, kämpfte sie mit den Tränen. Zunächst war sie wütend gewesen, nachdem er eine Hochzeit geplant hatte, ohne sie in seine Absichten einzuweihen. Und jetzt fühlte sie sich todunglücklich, weil er sie nicht heiraten wollte. Wäre er dazu bereit, würde ihr ungeborenes Kind seinen Namen tragen. »Das kann ich einfach nicht, Brendan! Du solltest es verstehen ...«
»Das? Was meinst du damit? Kannst du kein Bad nehmen? Falls es dich interessiert
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