Geisel der Leidenschaft
Freiheit bewirkt, habe ich gesehen - all das Grauen, das die armen Menschen erleiden mussten. Und ich weiß, wie grässlich verbranntes Fleisch riecht...«
»Mit dem Gemetzel auf Clarin hatten Wallace und ich nichts zu tun. Das schwöre ich dir. Du darfst uns nicht die Schuld an allen Gräueltaten dieses Krieges geben.«
»Auch du würdest so handeln.« Sie richtete sich auf und ihr Haar fiel über ihre Brüste - eher ein Anreiz als eine schützende Hülle.
»Im Augenblick sehne ich mich nur nach ein bisschen Frieden.«
»Aber ...«
»Sogar England und Frankreich haben einen Waffenstillstand geschlossen.« Er zog sie zu sich herab. »Bist du so unversöhnlich? Willst du nicht still sein?«
Ehe sie antworten konnte, verschloss er ihr den Mund mit einem verzehrenden Kuss und sie stöhnte leise.
»Nicht still«, flüsterte sie.
»Deine Lippen ...«
»Die möchten gar nicht reden und sich lieber auf andere Weise beschäftigen.«
Und sie zeigte es ihm. Ihre Zunge war ein reizvolles Aphrodisiakum, das langsam über Brendans Brust strich und wilde Flammen in seinem Blut entzündete. Immer kühner küsste sie ihn. Ihr Mund wanderte über seinen Bauch nach unten und ihre plötzliche Aggressivität entlockte ihm einen heiseren Schrei.
Wieder einmal verlor er die Beherrschung. Von unbezähmbarer Leidenschaft getrieben, setzte er Eleanor rittlings auf seine Hüften und vereinte sich mit ihr. Stürmische Leidenschaft verscheuchte alle Vernunft.
Erst später, viel später kehrten die klaren Gedanken zurück. O Gott, wie soll ich's ertragen? Und die Antwort lautete: Ich muss es hinnehmen.
In seinen Armen wisperte sie: »Ich hasse dich nicht, das weißt du. Nicht einmal Wallace hasse ich. Trotzdem bist du immer noch mein Feind.«
Ein Ungeheuer, ein Gesetzloser, ein Schotte.
»Heute Nacht nicht, Lady.«
Sie öffnete den Mund. Aber ausnahmsweise widersprach sie nicht.
9. Kapitel
Unter Helenes Aufsicht hatten die Dienstboten ein üppiges Festmahl zubereitet. Im Winter gab es kein frisches, aber eingemachtes Gemüse, dazu verschiedene Fische, Dörrfleisch und Wein.
Bis jetzt war Eleanor nicht heruntergekommen. Brendan saß zwischen William und Eric am Tisch. Grüblerisch starrte er vor sich hin, was ihm erst bewusst wurde, als der Norweger ihn mit dem Ellbogen anstieß. »Noch etwas Wein?«
»Aye ...« Brendan lächelte Helene an, die auf seine Antwort gewartet hatte und seinen Becher füllte. Dann spürte er Williams prüfenden Blick.
»Morgen wird die Eskorte eintreffen«, bemerkte der Anführer.
»Das weiß ich.«
»So? Ist dir auch klar, dass wir Gesetzlose sind?«
»Natürlich.«
»Schwerter und Pfeile bedrohen nur unser Fleisch. Aber ich wäre traurig, wenn deine Seele verwundet würde.«
»Verwundet? Was meinst du? Ich bin ein Bürgerlicher, auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen und trotzdem ein Bürgerlicher, in den Augen des englischen Königs gar ein Gesetzloser. Unsere Sache werde ich niemals vergessen.«
»Wirklich nicht?«, fragte William und lächelte wehmütig. »Manchmal vergesse ich sie und male mir aus, wie wundervoll es wäre, ein Heim zu haben, Kinder aufwachsen zu sehen. In solchen Augenblicken wün-sche ich mir einfach nur ein gewöhnliches Leben - nicht die Freiheit.«
»Möchtest du dir diesen Wunsch nicht erfüllen? Hier bist du willkommen. Nur zu gern würde dir König Philipp ein Stück Land übereignen. Auch der norwegische König würde dich aufnehmen.«
»Weder der eine noch der andere könnte mir ein Heim bieten. Ihr Land ist nicht meines. Und meine Kinder hätten nicht den Vater, der ich sein will.«
»Soeben hast du erwähnt ...«
»Nur meine menschlichen Bedürfnisse. Ich verlor eine Frau, die ich von ganzem Herzen liebte. Und jetzt -wenn ich ein schönes Gesicht sehe oder eine sanfte weibliche Stimme höre, male ich mir hin und wieder aus, wie mein Leben unter anderen Umständen verlaufen wäre. Solche Anwandlungen kommen und gehen. Vielleicht werde ich eines Tages wieder heiraten. Aber du, mein Freund, hast dich auf gefährliches Terrain gewagt.«
Brendan prostete ihm zu. »Hast du nicht deutlich gesagt, sie sei meine Gefangene?«
»Jetzt ist sie's nicht mehr.«
»Ich weiß ...«
»Morgen reiten wir nach Paris.«
»Erst morgen.«
Resignierend zuckte Wallace die Achseln. »Aye, erst morgen.«
In diesem Augenblick kam Eleanor herunter, in einem eleganten goldbraunen Kleid mit langen, fließenden Ärmeln. Anmutig stieg sie die Stufen herab. Dann lächelte sie
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