Geisel der Leidenschaft
Breslieu zeigten. Brendan ritt manchmal in ihrer Nähe, unterhielt sich mit dem Comte oder führte ernsthafte Gespräche mit Wallace.
Als die Dunkelheit hereinbrach, erreichten sie Beauvais. Eleanor wurde im schönsten Gästezimmer des Comte Clavant einquartiert. Derzeit hielt er sich am Hof auf. Aber er hatte den Reisenden nur zu gern seine Gastfreundschaft angeboten. Die Dienstboten hatten eine Mahlzeit vorbereitet. An diesem Abend war Eleanor die einzige Frau, die am Tisch saß. Margot, Helene und die beiden französischen Zofen aßen woanders. Nur Breslieu, Wallace, Eric und Brendan leisteten ihr Gesellschaft. Nach einigen Gläsern Wein gab Breslieu seine Reserve auf, blieb aber höflich und charmant. Jedes Mal, wenn er sich etwas zu freimütig ausdrückte, entschuldigte er sich bei Eleanor.
»Also wirklich, Wallace, Ihr seid verdammt dreist -oh, pardon, Madame ... Die französische Küste anzusteuern, mit einem französischen Piraten! Aber König Philipps Hass gegen den alten Edward - Verzeihung, Lady
- wird de Longueville retten. Und Ihr habt bei unserem König ohnehin einen Stein im Brett. Wie gern würde er Euch ein Stück Land übereignen und Euch mit dem Kommando seines Heeres betrauen ...«
»Natürlich freut mich die Gunst eines so grandiosen Herrschers«, fiel Wallace ihm ins Wort.
»Und Eure fabelhaften Krieger ... Ah, Brendan, erinnert Ihr Euch, wie wir zusammen in die Gascogne ritten, als Ihr William hierher gefolgt wart? Kurz nach der Schlacht von Falkirk ... Wie Euer Schwert die englischen Ritter niedergemäht hat, der Reihe nach ...«
»Ja, es war eine wilde Schlacht«, bemerkte Brendan tonlos.
»Oh, tut mir Leid, Lady!« Zerknirscht wandte sich der Comte zu Eleanor. »Angesichts Eurer strahlenden Schönheit halte ich Euch immer wieder für eine Französin!«
»Ein eigenartiges Kompliment, Comte«, murmelte sie. »Aber ich danke Euch.«
Mit schmalen Augen musterte er ihr Gesicht. »Ist Euch der Pirat zu nahe getreten?«, stieß er in plötzlichem Zorn hervor.
»Keineswegs, wir haben kaum ein Wort gewechselt.« Lächelnd hob sie ihr Weinglas.
»Und dann haben diese tapferen Krieger den Schurken überwältigt. Aber einem Gerücht zufolge misstraut Ihr allen Schotten, Lady. Seid Ihr tatsächlich über Bord gesprungen? Mitten im Winter?«
»Zweimal«, antwortete Brendan an Eleanors Stelle.
Sie schaute ihn nicht an. »In meiner Heimat ist es ratsam, den Schotten zu misstrauen, Comte.«
»Nun, jetzt seid Ihr in Frankreich. Findet Ihr die Schotten immer noch so schrecklich?«
»Nur wenn sie mich aus dem Meer fischen.«
»Zweimal!« Lachend schüttelte Breslieu den Kopf. »Euer Ruhm ist Euch vorausgeeilt, Lady. Aber Ihr übertrefft alle Erwartungen.«
»Besten Dank.«
»Nicht alle Männer würden eine so eigenwillige Ehefrau schätzen.«
»Eher ein gehorsames Mädchen, das zu dumm ist, um eigene Entscheidungen zu treffen?«, fragte Brendan.
»Eine solche Frau würde mir missfallen. Und wie ich gestehen muss, beneide ich meinen Freund, Alain de Lacville. Welch ein glücklicher Mann!«
»Allerdings«, bestätigte Wallace.
Über Eleanors Rücken rann ein sonderbarer Schauer.
Mademoiselle Genot und Mademoiselle Braille halfen ihr bei der Abendtoilette. Ungeduldig wartete sie, bis die beiden Frauen verschwanden. In diesem Haus würde Brendan wohl kaum zu ihr kommen. Trotzdem hoffte sie, er würde es wagen. Andererseits fürchtete sie seine Kühnheit. Wenn Breslieu Verdacht schöpfte, müsste er Brendan zum Zweikampf herausfordern. Das wäre er seiner französischen Ehre schuldig. Und Wallace würde Brendan verteidigen ... Nein, ein so kompromittierender Zwischenfall musste vermieden werden. Und so flehte sie den Allmächtigen an, er möge Brendan von ihr fern halten.
Während Mademoiselle Genot ihr das Haar bürstete und die andere Zofe die Kleidung zusammenfaltete, konnte Eleanor ihre Ungeduld kaum bezähmen. Nachdem die Frauen das Zimmer verlassen hatten, blieb sie am Toilettentisch sitzen und starrte ihr Spiegelbild an. Er würde nicht zu ihr kommen - durfte sie nicht aufsuchen ...
Sekunden später hörte sie ein Geräusch an der Balkontür, sprang auf und öffnete sie. Im selben Augenblick schwang sich Brendan über die steinerne Brüstung. In dieser Nacht trug er nur einen Kilt und einen Tartan über einem Leinenhemd. Lässig lehnte er sich an die Balustrade. »Ich dachte, es wäre besser, wenn ich nicht die Treppe nehme.«
»Ein kluger und zugleich dummer Entschluss.«
»Noch
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