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Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Titel: Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
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Generation von Alten, die auf ihre Ernährung und die Lebensumstände geachtet hat und so das Alter bei relativ guter Gesundheit erreicht. Viele dieser fitten Körper werden noch lange einen verwirrten Geist beherbergen. Früher oder später wird ein Patient mit einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung bei einem Hausarzt oder Gedächtnispsychologen landen. Dieser stellt geduldig die Fragen, die Alzheimer auch schon stellte. Wie heißen Sie? Welchen Tag haben wir heute? Wie alt sind Sie, wie heißen Ihre Kinder, in welchem Jahr leben wir? Können Sie mir sagen, wie spät es ist? Das noch intakte Wissen, dass ein normaler Mensch solche Dinge weiß, verursacht Scham, Frustration und auch eine peinliche Serie von Ausflüchten. Der Patient weiß, dass er in der einfachsten Prüfung sitzt, an der er jemals teilnehmen musste, und dass er sie nicht bestehen kann. Zwischen dem ersten Kontakt mit dem Hausarzt und dem Tod vergehen im Durchschnitt etwa fünf Jahre.
    Früher nannte man die Menschen, die Symptome von Alzheimer aufwiesen, >kindisch<, als wären sie in ihre Kindheit zurückgekehrt. Dieser Gedanke ist viel zu romantisch. Die Realität hat nichts von der Sorglosigkeit und den Erwartungen, die man mit Kindern assoziiert, weder für den Patienten noch für seine Umgebung. Es stimmt jedoch, dass im Verlauf der Krankheit viele Fähigkeiten in umgekehrter Reihenfolge verloren gehen, zuerst die höheren Prozesse wie Urteilskraft, Gedächtnis und Konzentration, als Letztes die Motorik. Es ist der letzte Halt einer Rückreise die allen Glanz verloren hat. Der Patient wird sich - wie einst Auguste - wie ein Fötus zusammenrollen und sterben. Die häufigsten Todesursachen bei Alzheimer-Patienten sind übrigens auch noch immer die von Auguste und Feigl: Wundliegen und Lungenentzündung.
    ln der Irrenanstalt von Frankfurt schleppte Auguste endlos ihr Bettzeug umher, Johann Feigl zog in München hastig und in Schweiß gebadet seine Runden durch den Garten, die Rockschöße in der Hand. Heutzutage ist die Architektur zumindest der meisten niederländischen Pflegeheime auf diese Ruhelosigkeit eingestellt. Die Augustes und Feigls von heute werden gnädig in ein escherartiges Labyrinth aus Schleifen geführt, ohne Anfang oder Ende. Sie haben schon lange die Orientierung verloren, aber verirren werden sie sich nicht.

DER MERCATOR DER NEUROLOGIE DIE BRODMANN-AREALE
    Wenn im siebzehnten Jahrhundert Handelsschiffe aus Ostindien nach Amsterdam zurückkehrten und im IJ anlegten, durfte niemand das Schiff verlassen, bevor nicht eine ganz bestimmte, versiegelte Kiste von Bord gebracht und unter bewaffnetem Geleitschutz zum Hauptquartier der VOC, der Vereinigten Ostindischen Kompanie, gebracht worden war. Erst wenn man sich dort ihres Inhalts vergewissert hatte, wurde das Schiff freigegeben und die Besatzung durfte an Land.
    Die Kiste enthielt das Logbuch, die Navigationsanweisungen und vor allem: die Karten.
    Karten sind vieles in einem: Macht, Wissen, Kapital. Beim Handeln können Karten den entscheidenden Ausschlag geben. Aus diesem Grund werden sie oft wie ein geheimer Schatz gehütet, manchmal gar mit Waffengewalt verteidigt. Der Reichtum der großen Seefahrernationen des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts war eng mit deren Wissen um den strategischen Wert von Karten verbunden. Das hohe Niveau der Kartographie in Ländern wie Portugal, Italien, Spanien und in den Niederlanden war sowohl Voraussetzung als auch Ergebnis ihres Erfolgs. Kartographen wie die Niederländer Joan Blaeu und Gerard Mercator oder der Florentiner Amerigo Vespucci verdankten die Präzisierung und Perfektionierung ihrer Atlanten einer kommerziellen und militärischen Expansion, die sie mit ihren Karten überhaupt erst ermöglicht hatten.
    Die Brodmann-Areale 219
    Das hohe Ansehen, das die Kartographie genießt, ist jedoch nicht nur in der Geographie sichtbar. Wissenschaft kann sich der Worte, Bilder und Zahlen bedienen; Kartographie ist alles in einem. Jede Karte ist ein visuelles Dokument, doch in der Kartenlegende liest man die Bedeutung dessen, was man sieht, und der Maßstab rechnet einem vor, wie sich die Abbildung zur Wirklichkeit verhält. Kartographie ist die Wissenschaft der Wissenschaften, die Vereinigung all ihrer Instrumente. In ihrem tiefsten Inneren wären alle Wissenschaften am liebsten Kartographie, und genau das ist der Grund, warum es in so vielen Wissenschaften Atlanten gibt.
    HIRNKARTEN
    Neben der Geographie erlag keine Wissenschaft der

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