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Geister der Vergangenheit

Geister der Vergangenheit

Titel: Geister der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tatsache war nur, dass es ihn gab, und dass er sich nicht bewegte – und er schaute uns an!
    Er hatte den Kopf so gedreht, dass er in unsere Gesichter schauen konnte. Zum ersten Mal sahen wir ihn aus der Nähe. Auch der Stoff der Kapuze war nicht so weit in die Stirn gezogen worden, als dass er sein Gesicht verdeckt hätte. Wir bekamen die Chance, uns darauf zu konzentrieren und waren beide eigentlich überrascht. Wir sahen weder einen Knochenschädel, noch ein Gesicht, das Spuren von Verwesung aufwies. Er hätte auch ein normaler Mensch sein können, der ein recht dickes Gesicht besaß, in dem die klobige Nase und die Wangen auffielen.
    »Das ist ein Hammer!«, wisperte Bill. »Er sieht aus wie ein Mensch. Bewegt sich aber wie ein Geist.«
    »Wenn du eine Erklärung haben willst, muss ich im Moment passen.«
    »Gut. Und jetzt?«
    Ich schaute mir kurz die Öffnung an und überlegte, ob sie breit genug war, um mich durchzulassen. Wahrscheinlich würde ich Probleme bekommen. Zumindest würde es recht lange dauern, bis ich es geschafft hatte, und ob die Gestalt sich dann noch auf dem Dach aufhalten würde, war mehr als fraglich.
    Er tat nichts. Die Sekunden verstrichen, und Bill und ich schauten nur. Keiner von uns verspürte Lust, sich dem unheimlichen Mönch zu nähern.
    Meine Gedanken drehten sich um eine andere Lösung. Ich hätte die Beretta ziehen und schießen können, aber den Gedanken stellte ich zurück. Ich ging davon aus, dass dieser Mönch ein Geheimnis besaß, und genau das wollte ich lüften. Auf welcher Seite er stand, wusste ich noch immer nicht genau, und so musste dies einfach mal ein Test zeigen.
    Das würde mir mit dem Kreuz gelingen, dessen Kette ich jetzt über den Kopf streifte, damit mein Talisman frei lag. Da der Mönch uns anschaute, musste er es sehen.
    Bill guckte nur zu. Er hatte die Stirn gerunzelt und die Brauen zusammengezogen. Auch er lauerte darauf, ob der Mönch reagierte.
    Und wie er das tat!
    Der Anblick des Kreuzes erwischte ihn wie ein Volltreffer. Innerhalb seiner Kutte zuckte er zusammen, auch sein Gesicht verzog sich für einen Moment. Dann riss er die Arme hoch und kam mir mit seiner Reaktion zuvor.
    Die leichte Erwärmung des Metalls übertrug sich auf die Haut meiner Handfläche. Es war alles, was passierte, und den Mönch bekamen wir nicht unter Kontrolle. Er ging oder schwebte dem Dachrand zu. Noch bevor er ihn erreichte, war er verschwunden. Dabei umgab ihn für einen Moment eine schimmernde Aura, die genau in dem Moment zusammenbrach, als er nicht mehr zu sehen war.
    »Das war’s!«, fasste ich zusammen.
    »Wenig genug.«
    Ich zog mich vom Fenster zurück, und Bill Conolly tat es mir nach. Sein Gesichtsausdruck zeigte nicht gerade einen begeisterten Ausdruck, und er fragte, ob wir uns blamiert hätten.
    »Das glaube ich nicht. Der wäre immer wieder verschwunden, bevor wir etwas hätten erreichen können. Er hat, wenn man so sagen kann, seine eigenen Pläne.«
    »Mit Phil Granger?«
    »Kann sein. An ihn müssen wir uns halten. Ich wüsste sonst keinen. Bei ihm finden wir das Motiv, Bill.«
    »Was er selbst nicht nachvollziehen kann«, erinnerte mich mein Freund.
    »Genau das ist unser Problem.«
    Der Reporter hob die Schultern. »Ich denke, wir haben hier vorerst nichts verloren. Aber mich würde es verdammt interessieren, weshalb der Mönch sich ausgerechnet an so einen harmlosen Typen wie Phil Granger gewandt hat.«
    »Falls er wirklich so harmlos ist.«
    Bill hob nur die Schultern...
    ***
    Vom Fenster aus hatte Phil Granger seinen beiden Besuchern nachschauen wollen. Eine völlig normale Reaktion, aber dann war alles anders gekommen, und er hatte gesehen, wie Conolly und Sinclair kehrt machten. Zugleich war auch etwas mit ihm passiert. Er spürte, dass er nicht mehr allein in seiner Wohnung war. So etwas wie ein kalter Nebelhauch traf ihn. Er traute sich nicht, den Kopf zu drehen. Wie eine Statue stand er vor dem offenen Fenster, die Zigarette zwischen den Fingern.
    Die Polizisten hatten reagiert. Sie sahen auch mehr als er selbst. Sie gingen den normalen Weg nicht mehr weiter, sondern drehten sich um und liefen zurück zur Haustür.
    Granger konnte nichts unternehmen. Er fühlte sich in diesen Augenblicken nicht mehr wie ein Mensch. Es war alles anders gekommen, und erst nach einem tiefen Atemzug drehte er sich um.
    Das Zimmer war leer. Was immer die Polizisten auch von der Straße gesehen hatten, es war nicht mehr vorhanden.
    Kein Mönch, keine Kälte mehr.
    Die

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