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Geister der Vergangenheit

Geister der Vergangenheit

Titel: Geister der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aber es stand keine Glenda Perkins neben ihrem Schreibtisch, sondern eine andere Gestalt, von der bisher nur gesprochen worden war – das Skelett!
    ***
    Keiner von uns wusste, ob der Mönch ging oder schwebte. Jedenfalls waren seine Schritte nicht zu hören. Er huschte wie ein Phantom die Stufen hoch.
    Bill und ich jagten ihm nach. Ich war schneller als der Reporter und lief vor ihm her. Zwei, drei Stufen nahm ich auf einmal und musste darauf achten, auf der Treppe nicht zu stolpern, weil die Stufen recht ungleichmäßig waren.
    In der ersten Etage hatte ich ihn verloren. Das heißt, ich sah ihn nicht mehr. Wenn alles stimmte, was Phil Granger erzählt hatte, dann war er in der Lage, von einem Augenblick zum anderen zu verschwinden, sich wegzubeamen. Er konnte praktisch von einer Welt in die andere tauchen, sodass wir das Nachsehen hatten.
    Ich spürte die eigene Unruhe. Bill erging es nicht anders. Er stand neben mir und schaute sich um. Dann deutete er die nächste Treppe hoch und schaute mich fragend an.
    »Ich weiß nicht, ob er oben ist«, sagte ich.
    »Aber...«
    »Er hat sich aufgelöst.«
    Bill starrte mich an. »Was...?«
    »So kam es mir vor.«
    Er schluckte. »Sollen wir nicht trotzdem mal oben nachschauen? Oder willst du das Haus verlassen?«
    »Nein, lass uns gehen.«
    Irgendwelchen Krach hatten wir nicht gemacht. So waren auch keine anderen Mieter aufmerksam geworden, und wir konnten unseren Weg völlig normal fortsetzen.
    In der vierten Etage hielten wir an und atmeten schon etwas schwer. Es gab noch eine schmale Treppe, die zum Dachboden führte. Sie war an einer Luke befestigt, die aber schon heruntergezogen war Bill deutete hin. »Die letzte Chance.«
    »Weiß ich.« Die beiden Worte reichten aus. Sofort danach fing ich damit an, die Stiege in die Höhe zu klettern. Ich ging nicht eben langsam, aber ich achtete schon darauf, ob sich das Kreuz erwärmte.
    Auf der drittletzten Stufe hielt ich an und schaute mich um. Mein Blick fiel auf einen Trockenboden, der den Namen wirklich verdiente, weil wohl nicht alle Menschen hier im Haus eine Waschmaschine besaßen. Da hatte jemand auf mehreren längst gespannten Leinen seine Wäsche aufgehängt. Die einzelnen Stücke sah ich wegen des schlechten Lichts, nur wie nach unten hängende Schatten. Bill stellte seine Frage mit einer Flüsterstimme. »Siehst du ihn?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Wäsche.«
    »Auch das noch.«
    »Ich gehe trotzdem auf den Trockenboden.«
    »Gut, ich komme nach.«
    Das konnte ich meinem Freund nicht verbieten, aber ich stieg erst mal den Rest der Stufen hoch.
    Die letzte Etage in diesem Mietshaus empfing mich mit einer bedrückenden Stille. Zwar sickerte Licht durch die schrägen Fenster, aber sie waren einfach zu schmal und schmutzig, um genügend Helligkeit durchzulassen. So musste sich jeder Ankömmling durch eine Dämmerung bewegen, die zudem noch von der hängenden Wäsche vertieft wurde.
    Ich hatte mich beim Ausstieg möglichst leise bewegt, und das hielt ich auf dem Trockenboden bei.
    Den Mönch sah ich nicht. Dafür hörte ich in meinem Rücken Bill’s leise Frage: »Und? Lohnt es sich?«
    »Keine Ahnung.« Das war nicht nur so daher gesagt, ich hatte wirklich Probleme. Es ärgerte mich, dass uns diese Gestalt so reingelegt hatte. Der einzige Vorteil war, dass wir nun wussten, mit wem wir es zu tun hatten. Es war von unserem Zeugen Phil Granger keine Spinnerei gewesen.
    Auch Bill Conolly erschien jetzt in voller Größe. Er schlug vor, dass wir uns mal die Fenster näher anschauten und sah sich selbst um, wobei seine Blicke über das Gebälk an der Decke glitten.
    »Offen ist keines.«
    »Das hätten wir auch gemerkt.«
    Wir teilten uns den Job. Vier Fenster verteilten sich auf zwei Seiten. Ich nahm mir die vor, die zur Straße hinführten. Die schmutzige Glasscheibe ließ sich in die Höhe drücken. Sofort erwischte mich ein Windstoß im Gesicht.
    Ich schaute auf das schräge Stück Dach. Nichts war zu sehen. Nur die alten grauen Pfannen, deren Oberfläche mit einer moosigen Schicht bedeckt waren, stachen mir ins Auge. Ansonsten war nichts zu sehen.
    Anders bei Bill.
    »Heh!«, rief er zischelnd. »Komm her!«
    Bill brauchte nichts weiter zu sagen. Ich ahnte schon, dass er eine Entdeckung gemacht hatte, und als ich neben ihm am hochgeschobenen Fenster stand, brauchte er mir nichts mehr zu sagen, denn ich sah es mit eigenen Augen.
    Der Mönch befand sich auf dem Dach!
    Stand er? Schwebte er?
    Wir wussten es beide nicht.

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