Geister der Vergangenheit
Asche an der Zigarette war lang geworden. Sie fiel zu Boden, was Phil Granger nicht störte. Er ging zu seinem Sessel und ließ sich nieder.
Einen letzten Zug nahm er noch, dann drückte er den Glimmstängel wieder aus.
Es war still geworden. Genau das passte ihm nicht. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich. Die Vorkommnisse hatten Spuren bei ihm hinterlassen. Phil wusste, dass etwas um ihn herum passierte und dass er auch dazu gehörte, aber er begriff nicht, warum es geschah. Das war das eigentliche Problem.
Seine beiden Besucher kehrten nicht zurück. Er glaubte auch nicht, dass sie gegangen waren. Sie würden sich bestimmt noch von ihm verabschieden. Vielleicht waren sie im Haus. Es konnte auch sein, dass sie die Verfolgung übernommen hatten.
Alles war möglich...
Aber sein Leben, das fühlte Phil Granger, war auf den Kopf gestellt worden. Er hatte an diesem Tag seinen Job verloren. Die Begegnungen mit dem Unheimlichen und Unerklärlichen wurden immer intensiver. Irgendwann musste doch ein Ende erreicht sein!
Er war überfragt. Wie versteinert saß er in seinem Sessel und starrte ins Nichts. Er wollte auch keine Zigarette mehr rauchen. Ihn überkam die Sucht nach einem Schluck Gin, doch er war zu faul, um aufzustehen und zum Schrank zu gehen.
Er merkte auch, dass die Starre sich zurückzog. So hatte er den Eindruck, in sein normales Leben treten zu können. Sein Blick glitt wieder durch das Zimmer, und er schaute sich automatisch den Tisch an, der vor ihm stand.
Dort lag etwas!
Im ersten Moment der Entdeckung war er irritiert, denn der Gegenstand war ihm neu. Er gehörte eigentlich nicht auf den Tisch. Es war ein zusammengefaltetes Stück Papier, von dem er nicht wusste, woher es stammte. Von ihm jedenfalls nicht. Es konnte sein, dass es die beiden Besucher vergessen hatten.
Phil Granger nahm es trotzdem an sich. Seine Hände zitterten ein wenig, als er es auseinander faltete und dann die Botschaft las, die darauf stand. Sie war in einer altmodischen Zitterschrift geschrieben worden und bestand aus einem Satz.
HEUTE ABEND AM RICHTPLATZ!
***
Suko war nicht so leicht zu überraschen. Was er jedoch im Vorzimmer sah, das ließ selbst ihn für die Dauer eines Herzschlags erstarren. Er konnte sich nicht vorstellen, wie diese Gestalt in das Büro gelangt war. Aber sie war da, und er erlebte keine Halluzination.
Kein nacktes Skelett. Es trug zwar keine Kleidung, aber so etwas wie ein dünnes Tuch, das es über seine Schultern geworfen hatte.
Es sagte kein Wort. Es bewegte sich nichts in den Augen, die sowieso nur aus leeren Höhlen bestanden. Auch Suko blieb stumm. Ganz im Gegensatz zu Fiona Rush, die leise vor sich hinstöhnte und einfach nichts begreifen konnte.
Für Suko stand fest, dass dieser knöcherne Eindringling nicht seinetwegen erschienen war. Da gab es schon seine Besucherin als Grund, und sie wollte er aus der Gefahrenzone schaffen.
Er drückte sie nach hinten, um freie Bahn zu haben. Noch auf der Türschwelle stehend zog er die Dämonenpeitsche aus dem Gürtel. Dabei dachte er daran, dass man ihn oft verspottet hatte, wenn er sie mit ins Büro nahm. Diesmal war sie verdammt wichtig, und so schlug er einen Kreis über den Boden.
Die drei Riemen rutschten hervor. Sie erreichten den Boden nicht und blieben dicht darüber zitternd schweben.
Das Skelett war erschienen und hatte sich bisher nicht vom Fleck bewegt. Es blieb stehen wie eine Plastik, aber das war es nicht. Für Suko lebte es, und es hatte etwas vor.
Mit schlagbereiter Peitschte ging er auf den Eindringling zu. Er wollte noch nicht angreifen. Es war besser, darauf zu warten, was der andere plante.
Suko erfuhr es Sekunden später. Gerechnet hatte er mit der Aktion nicht, denn plötzlich drehte sich der Knöcherne zur Seite. Er huschte auf die Tür zu wie ein normaler Besucher, nur war bei ihm nichts zu hören, denn seine Füße berührten den Boden nicht.
Suko sprintete los.
Er kam zu spät, denn das Phänomen passierte, bevor er den Knochenmann noch erreicht hatte.
Das Skelett verschwand einfach!
Suko stieß die Luft aus und ärgerte sich darüber, dass er nicht einmal zum Schlag gekommen war. Er hätte die Peitsche gar nicht zu ziehen brauchen, und so steckte er sie frustriert wieder weg. Hinter seiner Stirn rauschte das Blut, und diese Geräusche hörte er in den Ohren. Er ging dann bis zur Tür, öffnete sie und schaute hinaus in den Flur, ob der unheimliche Besucher nicht dort auf ihn wartete.
Er tat es nicht.
Suko
Weitere Kostenlose Bücher