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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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löste sich von mir und drehte sich halb zu ihr um.
    Sie pfefferte ihre Tasche mit den Wicca-Utensilien auf den Boden und durchbohrte Ben mit den Augen. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung!«
    Ben senkte betreten den Kopf. »Ich muss mich entschuldigen. Fran war böse auf mich, und ich habe versucht, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.«
    »Eine Abmachung?«, fragte ich und leckte über meine Unterlippe. Ich konnte Ben noch immer schmecken, und meine Beine fühlten sich plötzlich an, als wären sie aus Wackelpudding. »Was denn für eine Abmachung?«
    »Sollte das noch einmal vorkommen, lässt du mir keine andere Wahl«, verkündete meine Mutter eisig. Mit verschränkten Armen trat sie zur Seite, um den Weg zur offenen Tür freizumachen.
    Ben wandte sich mir noch einmal kurz zu und streichelte meine Wange.
Gute Nacht, süße Fran. Schlaf schön
.
    »He, warte mal eine Sekunde! Ben! Du musst nicht gehen.«
    Er nickte meiner Mutter zu und wünschte ihr ebenfalls eine gute Nacht, dann verließ er ohne einen weiteren Blick zu mir den Wohnwagen und schloss die Tür.
    »Welche Abmachung?«, schleuderte ich ihr entgegen, so frustriert, dass ich Mühe hatte, nicht zu brüllen.
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich ihn nicht in unserem Wohnwagen dulde.« Sie schnappte sich ihre Tasche und stolzierte an mir vorbei in Richtung Schlafzimmer. »Ich werde nicht zulassen, dass du dich in Gefahr bringst.«
    »In Gefahr?« Ich folgte ihr zu ihrer Tür. »Sprichst du von Ben? Welche Gefahr könnte mir von ihm drohen? Ich bin seine verflixte Auserwählte!«
    »Er ist ein Mann!«, fauchte sie und kam zu mir zurück. »Mir ist nicht entgangen, wie er dich ansieht, aber ich werde ihm nicht erlauben, dich auf diese Weise zu benutzen.«
    Meine Mutter ist übergeschnappt
, informierte ich Ben.
    Sie sorgt sich um dich.
    Hat sie dir verboten, unseren Wohnwagen zu betreten?
    Wir haben eine Vereinbarung, ja. Ich darf mich weiterhin mit dir treffen, solange ich die Grenzen einhalte, die sie für dich festgelegt hat
.
    »Du hast Grenzen für mich festgelegt?«, schrie ich, so sehr in Rage, dass ich zu explodieren drohte. »Ich bin kein Kind mehr! Darum behandle mich nicht wie eins!«
    »Du bist nicht nur minderjährig, sondern auch meine Tochter, und ich werde auf dich aufpassen, solange es nötig ist. Ja, ich habe Grenzen festgelegt. Jemand muss es tun. Es ist offensichtlich für mich, dass du naiv und verknallt genug bist, um Ben jegliche Freiheiten zu erlauben.«
    Mir hing für ein paar Sekunden die Kinnlade runter. »Es geht um Sex, oder? Du glaubst, ich würde mit Ben schlafen? Ich habe gerade erst gelernt, ihn zu küssen!«
    »Nach allem, was ich vor ein paar Minuten beobachten konnte, bist du eine sehr gelehrige Schülerin. Ich werde nicht tatenlos mitansehen, wie du dein Leben wegwirfst für einen … einen …«
    »Dunklen?«, half ich ihr auf die Sprünge, die Arme fest um meinen Oberkörper gewickelt. Ich war so wütend, so verletzt, weil meine Mutter nicht einen Funken Vertrauen zu mir hatte, dass ich wie Espenlaub zitterte und meine Augen sich mit Tränen der Demütigung füllten.
    »Vampir«, spie meine Mutter mir entgegen. »Er mag es noch so hübsch verpacken, aber er ist und bleibt ein Vampir, Fran. Ein Abkömmling der finsteren Mächte, ein Parasit an den Lebenden, eine Abscheulichkeit in den Augen der Göttin.«
    Ich fasste an die Türklinke. »Du kannst dir deine Göttin in den –«
    »Fran!«, kreischte meine Mutter, ihr Gesicht dunkel vor Zorn.
    »Ben ist nicht böse. Er ist weder ein Parasit noch eine Abscheulichkeit. Er ist ein Junge, der einfach ein bisschen anders ist als die meisten Leute. Und er ist mein Freund. Nein, er ist mein
fester
Freund. Und du kannst so viele Abmachungen treffen, wie du willst, ich werde sie nicht einhalten. Du magst mir kein bisschen vertrauen, aber ich vertraue Ben. Er würde mir nie wehtun. Niemals!«
    »Du dummes, einfältiges Mädchen«, antwortete meine Mutter.
    Mir strömten die Tränen über das Gesicht, als ich die Tür zuknallte. Kurz überlegte ich, zu Imogens Wohnwagen zu laufen und dort Unterschlupf zu suchen, aber ich wusste, dass meine Mutter mich zurückschleifen und ich vor Scham sterben würde, wenn das jemand mitbekäme. Darum schnappte ich mir stattdessen meinen iPod, meine Decke und mein Kissen und rollte mich auf der Couch zusammen. Als meine Mutter ein paar Minuten später aus dem Bad kam, würdigte ich sie keines Blickes.

11
    »Guten Morgen, Fran.«

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