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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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getan, um Aufmerksamkeit zu erregen. Mein Plan hätte ihr gefallen. Und sie hätte das Theater in den Medien genossen.«
    Ich starrte ihn an, als er eine Lüge an die andere reihte, um sich zu rechtfertigen.
    Er unterbrach mein Schweigen. »Du bist auch nicht besser als ich. Du belügst die Familie und kassierst ihr Geld. Ist das anders als das, was ich getan habe?«
    »Ich bin ganz und gar nicht wie du.«
    Er schlug die Beine übereinander und lehnte sich wieder nach hinten, wobei er freundlich nickte. »Stimmt. Du bist schlimmer. Du bestiehlst Fremde. Ich mache mir nur das zunutze, was mir ohnehin zusteht.«
    Er spielte an der Taschenlampe herum. »Wegen der anderen Sache hast du dich auch geirrt, ich war nicht der Letzte, der Liza an dem Abend gesehen hat. Wir haben uns unterhalten, dann bekam sie eine SMS und ist verschwunden.« Er schien sich sehr für den Schalter der Taschenlampe zu interessieren.
    »Von wem war die SMS ?«
    Er blickte hoch. »Von dir.« Er schüttelte den Kopf. »Ich meine, von Ro. Ro hat sie als Letzte lebend gesehen.«
    Ich versuchte, die Ereignisse nachzuvollziehen. Liza erhält eine SMS von Colin. Ro und Liza haben Streit. Ro geht hinaus, um Colin zu treffen. Dann schickt sie Liza eine SMS . Und am Ende ist Liza tot. Ich riss die Augen auf. »Du meinst, deine Cousine hat ihre beste Freundin getötet?«
    Bain sprach bemüht beiläufig. »Ich weiß nur, dass sie Liza eine SMS geschickt hat.«
    Ich beugte mich zu ihm. »Die ganze Zeit hast du mich – sie – für eine Mörderin gehalten. Darum warst du dir so sicher, dass Ro nicht zurückkommt. Weil du dachtest, sie hätte Liza getötet.«
    »Genau«, sagte er selbstzufrieden, was mich störte, denn es klang, als gefiele ihm diese Antwort ein bisschen zu gut.
    Was mochte er sonst noch verbergen? Und warum hatte Ro Colins Gesicht auf den Fotos zerkratzt?
Irgendetwas hatte ich übersehen.
    Mein Handy klingelte und durchschnitt das Schweigen zwischen uns. Ich meldete mich und hörte die Stimme von N. Martinez.
    »Bist du unterwegs?«
    »Noch nicht, ich …«
    »Du musst weg da. Sofort.«

46. Kapitel
    I ch zog mich an, lieh mir Mrs Marchs Auto und fuhr in weniger als zweiundzwanzig Minuten zum Krankenhaus. N. Martinez wartete in der Eingangshalle. Er trug Jeans und ein dunkelgrünes T-Shirt, das trotz der Aufschrift
Küss mich, ich bin Ire
aussah, als wäre es ihm auf den Leib geschneidert. Ich sah ihn zum ersten Mal in Zivilkleidung, und sie stand ihm nicht schlecht.
    »Ich glaube, Ihr T-Shirt lügt.«
    »Meine Schwester hat Geburtstag. Und es gehört zu ihrem Geschenk, dass sie sich aussuchen darf, was ich anziehe.« Er ging zur Tür, und ich musste mich beeilen, um Schritt zu halten.
    »Geht es meiner Großmutter gut? Wo wollen wir hin?«
    »Spazieren gehen. Es ist besser, wenn sie dich nicht sofort finden.«
    »Wer?«
    »Die Polizei.«
    »Ich dachte, Sie wären die Polizei.« Ich sah, wie er die Zähne aufeinanderbiss, aber nicht
antwortete.
Was ging hier vor?
    Wir standen an einer Fußgängerampel. Er drückte mehrfach den Knopf. »Ich habe Lizas Akte überprüft. Die Schuhe, die sie trug, gehörten definitiv ihr. Der Name Lawson stand darin. Seltsam ist nur, dass sie Größe  38 hatten, obwohl sie normalerweise 40 trug. Hast du das gemeint, als du sagtest, mit den Schuhen habe etwas nicht gestimmt?«
    »Kann sein.« Die Information löste in mir nicht die erhoffte Erkenntnis aus. »Deshalb haben Sie mich aber nicht herbestellt, oder?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Gestern Abend wurde Regina Boyd, die Freundin von Colin Vega, überfallen.«
    »Mein Gott.« Wir überquerten die Straße. »Geht es ihr gut?«
    Er warf mir einen raschen Blick zu, und ich wusste – wieder einmal – nicht, ob ich das Richtige gesagt hatte. Natürlich war das bei uns nichts Neues. Bei ihm wusste ich nie, woran ich war.
    »Sie wird wieder. Die meisten Verletzungen sind oberflächlich. Allerdings hat der Angreifer versucht, sie zu erdrosseln. Mit dem Gürtel eines Trenchcoats. Die gleiche Trenchcoat-Marke, wie du sie vor drei Jahren gekauft hast.«
    Ich blieb stehen, ohne zu merken, dass wir uns mitten auf der Straße befanden. »Nein.«
    Er ergriff meinen Arm und führte mich zum Gehsteig. »Am interessantesten dürfte wohl sein, dass es keine Anzeichen für einen Einbruch gab. Sämtliche Türen und Fenster waren von innen verschlossen, und die Sicherheitskameras haben niemanden gefilmt.«
    Die Geräusche um uns herum hallten laut in meinen

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