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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Feuer?«
    »Unberechenbarer. Sie springen von einem Gegenstand zum nächsten, daher kann man ihren Weg kaum vorausahnen und die Zerstörungen, die sie anrichten, nur schwer begrenzen. Außerhalb der Stadt können sie wie eine Riesenwelle über die Landschaft rollen und einen überwältigen, ehe man sich versieht.«
    Ich beobachtete die ganze Zeit, während er sprach, seinen Mund. Wollte ihn berühren. »Wie bekämpft man sie?«
    »Gar nicht. Sobald sie ausgebrochen sind, suchen sie sich ihren eigenen Weg. Man kann nur versuchen, sie einzudämmen, bis sie ausgebrannt sind.« Sein Blick hielt meinen. »Sie sind schön anzusehen, können aber gefährlich werden.«
    Dann saßen wir eine Weile schweigend nebeneinander. Mir war, als wollte er auf etwas Unangenehmes hinaus, und so straffte ich meine Schultern, als sich sein Kiefer anspannte. »Möchtest du morgen Nachmittag mit auf die Geburtstagsparty meiner Schwester kommen?«
    Ich berührte meine Brust. »Ich?«
    Er stieß ein leises Geräusch aus und verdrehte die Augen. »Wer sonst? Warum musst du immer so kompliziert sein?«
    »Es kommt ein bisschen überraschend.«
    »Dann vergiss es.«
    »Ich komme gerne mit.« Ich berührte ihn am Arm und spürte den gleichen elektrischen Schlag wie beim ersten Mal. »Ich komme wirklich gerne mit.«
    Er betrachtete stirnrunzelnd meinen Arm auf seinem. Dann sah er mir ins Gesicht.
    »Gerade fällt mir ein, dass ich nicht mal deinen Vornamen weiß«, sagte ich.
    Er runzelte noch stärker die Stirn, was eigentlich unmöglich war. »Normalerweise reserviere ich den für Leute, die ich nicht mehr wiedersehe. Mitarbeiter im Straßenverkehrsamt. Gerichtsreporter. Versicherungsvertreter. Offizieller Kram. Meine Familie nennt mich Leo.«
    »Das fängt aber nicht mit N an.«
    »Das stimmt.« Er stand auf und entzog sich meiner Berührung. »Morgen um sechs. Es gibt einen Pool, also …« Er zuckte mit den Schultern. »Hier ist die Adresse.« Er gab mir eine Einladungskarte, auf dem vorne ein Pony abgebildet war. Ich schlug sie auf und las:
Es wäre schön, wenn du zu Josephines Geburtstag galoppieren würdest.
    »Wie alt wird sie denn?«
    »Acht. Wie Nina. So bin ich darauf gekommen.«
    Das war der Augenblick, in dem ich mich in ihn verliebte. Als zöge man den Stift aus einer Handgranate, eine kleine Bewegung, die etwas Lebloses in etwas Hochgefährliches verwandelte. Ich starrte ihn an, wollte, dass er mich küsste. Seine Augen wanderten über mein Gesicht, von meinen Augen über meine Lippen zum Kinn. Für einen Sekundenbruchteil erkannte ich die sanfte Sehnsucht in ihnen. »Und wenn man sie nicht eindämmen kann? Die Wildfeuer?«
    »Dann werden Menschen verletzt.«
    »Nicht wenn sie vorsichtig sind.«
    »Ich glaube nicht, dass es funktioniert.« Er schüttelte den Kopf, und ich meinte, ein leichtes Bedauern zu erkennen. »Bis morgen.« Er drehte sich um und ging weg.
    Ich sah ihm nach und fühlte mich verwirrt, zurückgewiesen, geliebt und geschätzt zugleich. Er kannte jetzt alle meine Geheimnisse und hatte mich weder umarmt noch weggestoßen. Er hatte mich einfach akzeptiert.
    Als Freundin
, mahnte ich mich.
Als gefährliche Freundin.
    Beste Freundinnen … für immer.
    Mein Handy klingelte und riss mich aus meinen Gedanken. Es war Grant. »Sind wir noch zum Mittagessen verabredet?«
    Das hatte ich völlig vergessen. »Natürlich. Klar. Ich …«
    »Geht es dir gut?«
    »Mir … mir geht es bestens. Ich wollte nur …«
    »Wo bist du? Ich hole dich ab.«
    Ich beschrieb es ihm, und er sagte, er sei in fünf Minuten hier. Mein Handy klingelte erneut. »Hast du’s dir anders überlegt?«, fragte ich scherzhaft.
    »Du bist … in Gefahr, Ro-ro«, sagte Lizas Stimme.
    »Was hast du mit Regina gemacht?«
    »Mädchen … nicht gut. Ablenkung … Sie sind hinter dir her.«
    Ich schauderte unwillkürlich. Ich dachte an Reggie, die in ihrer Wohnung überfallen worden war, ohne dass jemand hinein- oder hinausgegangen war.
    »Was willst du von mir?«
    »Gib acht … sie sind schon …«
    »Schon was?«
    »
Dreh dich um!«
    Ich gehorchte und sah Bridgette, die über die Straße auf mich zukam.
    Bevor sie mich erreicht hatte, hielt Grant am Straßenrand. Ich rannte hin und sprang ins Auto.

Dritter Teil Wach

    S
ie hatte diesen Albtraum schon einmal.
    Sie läuft durch eine unbekannte Landschaft, verfolgt von Schritten, die mit jedem Atemzug näher kommen. Zweige greifen nach ihr, ihre Beine zittern wie Espenlaub.
    Doch das ist kein

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