Geisterblumen
unter anderem ein paar grüne High Heels gekauft. Welche Schuhgröße hast du?«
» 38 «, antwortete ich, als ich mich an den gefüllten Schuhschrank erinnerte, den ich gestern Abend durchstöbert hatte.
Detective Ainslie notierte sich etwas. »Die Schuhe, die du gekauft hast, hatten Größe 40 . Lizas Größe. Kannst du dir vorstellen, ihr Schuhe zu kaufen?«
»Ich … ich denke schon. Ja. Wieso?« Das Foto lenkte mich zunehmend ab. Das Mädchen
darin sah nicht nur aus, als wäre sie nicht tot. Es war irgendwie
falsch.
»Wolltest du sie aufmuntern? War sie deprimiert?«
»Ich kann mich nicht erinnern.« Ich starrte auf das Foto. War es das Kleid, das mich störte?
»Ihr hattet euch ursprünglich im Tennisteam kennengelernt, oder? Danach wart ihr eng befreundet.«
Bridgette hatte mir erzählt, dass Liza und Aurora Freundinnen geworden waren, als sie in der achten Klasse zusammen in der Tennismannschaft gespielt hatten. Das war wenige Monate, nachdem Aurora ihre Mutter verloren hatte, vielleicht standen sie einander deshalb so nahe. Das jedenfalls hatte Bridgette vermutet. Ich dachte daran, dass Bain sie als nahezu unzertrennlich bezeichnet hatte. »Ich … ich denke schon«, sagte ich.
Ich entschied, dass es nicht das Kleid war, das falsch wirkte. Es sah neu aus, aber es kam vor, dass Menschen neue Kleider trugen, wenn sie Selbstmord begingen. Und doch hing es mit dem Kleid zusammen.
»Sie hat das Team nach Weihnachten verlassen. Weißt du, warum?«, erkundigte sich Detective Ainslie.
Ich schüttelte langsam den Kopf und begriff, wie viel mir Bain und Bridgette verschwiegen hatten. »Ich nehme an, sie wollte einfach nicht mehr Tennis spielen.« Es war, als würden die Wände des Raums näherrücken, als würden sie mich erdrücken.
»Gab es nicht eine Auseinandersetzung mit einem anderen Mädchen im Team? Coralee Gold?«
»Kann sein, ich erinnere mich nicht.«
»Lizas Mutter starb, als sie in der siebten Klasse war. Ich glaube, deine Mutter ist etwa zur gleichen Zeit gestorben. Habt ihr euch darüber unterhalten?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Manchmal.«
Detective Ainslie beugte sich vor, als würde sie allmählich ungeduldig, doch Dr. Jackson beschwichtigte sie mit einer Geste.
»Ich glaube, sie hatte zwei Schwestern«, sagte Dr. Jackson und warf einen Blick auf ihren Notizblock. »Victoria war die Älteste und besuchte ein Internat in einem anderen Bundesstaat. Die Jüngste, Eleanor, wohnte noch zu Hause. Alle drei waren nach englischen Königinnen benannt. Ihre Mutter war Englischlehrerin gewesen. Deine Mutter war auch Lehrerin, oder?«
»Warum fragen Sie nach meiner Mutter?«, wollte ich wissen. Es klang zu scharf, zu brüsk. »Ich meine, was hat das hiermit zu tun?«
Ich rechnete damit, dass Dr. Jackson mir einen langen Blick zuwerfen und vielleicht lächeln würde, weil es ihr gelungen war, mich aus der Fassung zu bringen, aber sie sagte nur: »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht aufregen.« Sie sprach nicht wie eine Therapeutin, sondern wie jemand, der es ernst meint. »Ich hatte gehofft, dass Fragen nach eurer Freundschaft und deren Hintergründe deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen könnten. Es ist eine gängige Methode. Sie hat nicht funktioniert. Würde es dir etwas ausmachen, noch ein paar Fragen zu beantworten?«
»Nein.« Doch ihr Eingeständnis und die Tatsache, dass sie mich wie einen Menschen behandelte, waren irgendwie beunruhigender, als wenn sie einfach wie eine Seelenklempnerin mit mir gesprochen hätte. Die Luft schien dicker zu werden, sie umzingelte mich.
Schluss damit
, sagte ich mir.
Das alles existiert nur in deinem Kopf. Du musst dich konzentrieren. Das alles hier geht dich gar nichts an. Das Mädchen auf dem Foto hat Selbstmord begangen, und das ist schlimm, aber es hat nichts mit dir zu tun,
mahnte ich mich. Ich holte tief Luft und glaubte, Jasmin zu riechen. Die Worte
Komm in den Schatten unterm roten Fels, und ich werde dir etwas zeigen
drängten in mir empor wie ein Fluss, der einen Damm durchbricht.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Dr. Jackson und schaute dabei auf die Tischkante vor mir.
Ich folgte ihrem Blick und sah, dass ich die Tischplatte mit meiner unverletzten Hand umklammert hielt. Ich zog sie weg. »Ja. Bestens. Tut mir leid, ich … es ist nur ein bisschen viel auf einmal. Was haben Sie gesagt?«
Sie fuhr zögernd fort: »Eine Verhaltensänderung wie der Rückzug aus der Mannschaft kann auf häusliche Schwierigkeiten
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