Geisterblumen
kann nicht sein.«
»Bist du dir sicher?«
Ich war mir nicht sicher. Wie auch? Aber ich wollte sicher sein. Der Gedanke ließ mich innerlich erstarren. Mir war, als würden die Wände noch näher rücken. »Ich … es fühlt sich einfach nicht richtig an.«
»Mir gefällt das nicht«, sagt Onkel Thom.
Detective Ainslie ignorierte ihn und hielt den Blick auf mich gerichtet. »Wusstest du, dass es einen Rechtsstreit zwischen deiner Familie und dem Vater von Liza Lawson gab?«
»Was?« Die Kälte in meinem Inneren wuchs und mit ihr der Verdacht, dass Bain und Bridgette etwas völlig anderes geplant und mich nicht eingeweiht hatten. Ich kam mir vor wie ein Tier, das in eine ausgeklügelte Falle getappt ist und gehorsam darauf wartet, dass sie zuschnappt.
Neben mir wedelte Onkel Thom mit den Armen. »Das reicht. Wir haben lange mitgemacht, aber das geht eindeutig über die geplante Befragung hinaus. Das hatten wir gestern Abend nicht abgesprochen.«
Die Ermittlerin sagte: »Schauen Sie, Thom, es gibt Menschen, die es für einen ziemlich großen Zufall halten, dass sich Liza in eben jenem Tal umbringen sollte, das ihr Vater schützen wollte und wegen dem er die Familie Silverton verklagt hatte. Es wäre eine Pflichtverletzung meinerseits und von Nachteil für Sie, wenn ich diese Fragen nicht stellen würde.«
»Ist das wahr?« Ich schaute Onkel Thom an. »Hat Lizas Vater wirklich die … Familie verklagt?«
Er presste die Lippen aufeinander. »Nicht direkt.«
»Wie denn dann?« Doch ich fürchtete mich vor der Antwort.
»Die Familie ist nur eine Partei in diesem Prozess, und ihr Vater vertritt eine ganze Reihe von Umweltgruppen. Es wäre unangemessen, die Sache auf den Streit zwischen zwei Familien zu reduzieren. Das war nicht
Romeo und Julia
.«
Detective Ainslie zog die Augenbrauen hoch. »Oder Julia und Julia.«
Bevor ich fragen konnte, ob Liza und Ro – Liza und ich – ein Liebespaar gewesen waren, sagte Dr. Jackson mit ihrer angenehmen Stimme: »In der Woche, bevor Liza sich umgebracht hat, sagte Mr Lawson der Presse, er habe vor, deine Familie zu zerstören. Das muss dich sehr erschüttert haben, Aurora.«
Onkel Thom lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Vielleicht war auch Liza erschüttert, weil sich ihr Vater mehr für seinen Prozess als für seine Familie interessierte. Das könnte ebenfalls den Selbstmord an der fraglichen Stelle erklären.« Er legte den Arm über die Stuhllehne und fühlte sich offensichtlich, als hätte er eine Runde gewonnen.
Detective Ainslie zuckte mit den Schultern. Sie beugte sich vor und legte die Fingerspitzen aneinander. »Sicher wissen wir nur, dass zwei Mädchen lebend zum Three-Lovers-Point gefahren sind …«
»Es
könnten
zwei Mädchen gewesen sein«, unterbrach sie Onkel Thom. »Sie können nicht beweisen, dass meine Klientin dort gewesen ist.«
»… und nur eine zurückgekommen ist.«
»Aber es wurde doch als Selbstmord eingestuft«, sagte ich und klang ziemlich verzweifelt, doch das war mir egal.
»Dafür hat die Familie gesorgt«, erklärte Detective Ainslie.
Ich schaute Onkel Thom mit offenem Mund an. »Nicht unsere Familie«, sagte er nachdrücklich und schüttelte den Kopf. »Lizas hat eine Untersuchung verhindert. Wir wollen nur die Wahrheit erfahren. Darum haben wir damals geholfen, darum sind wir heute hergekommen, darum lassen wir diese ganzen dummen Fragen über uns ergehen.« Er begann, seine Unterlagen einzusammeln. »Aber jetzt reicht es. Wir waren mehr als kooperativ. Aurora, wir gehen.«
Ich wollte gerade meinen Stuhl zurückschieben, als die Tür aufgerissen wurde. Ein Mann mit hellbraunem Haar machte einen Schritt ins Zimmer und hielt inne. »Tut mir leid, Detective«, sagte N. Martinez, der dem Mann hinterherkam. »Ich habe es versucht, aber ich konnte nicht …«
Der Mann sah auf mich hinunter. Er hatte hellblaue, wässrige Augen, und seine Jeans und das gelbe Polohemd waren verknittert, als hätte er in ihnen geschlafen. »Mein Gott«, sagte er. Er rieb sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. »Ich … als ich gestern Abend davon gehört habe, bin ich direkt aus Tempe hergekommen. Es ist also wahr. Es ist …«, sein Mund bewegte sich, doch kein Laut kam heraus. Er wandte sich an Onkel Thom. »Ich gratuliere deiner Familie, dass ihr Aurora zurückhabt.«
»Danke, Leo«, erwiderte Thom und schaute mich unsicher an. »Du erinnerst dich an Leo Lawson? Lizas Vater?«
»Mr Lawson«, sagte ich und stand auf. Mich
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