Geisterblumen
wir uns nicht darauf einigen können, was am auserlesensten ist?«
»Dann entscheidet die Kassiererin.«
Das klang fair. Es klang auch, als hätte sie es schon öfter gemacht. Ich hielt sie zurück, als die Türglocke klingelte. »Du hast die Kassiererin nicht etwa bestochen, oder?«
Sie lachte laut. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eine echte Silverton.«
Ich dachte, ich hätte den Stein der Weisen gefunden, als ich mich für eine Art Barbie entschied, die mitsamt einem Bett geliefert wurde. Auf dem Karton stand: LASS DICH NICHT FLACHLEGEN , PUPPE . Leider erwies sich Bridgettes Bart aus Kunstfell, der einen beim Skilaufen warm halten sollte und laut Werbung jetzt auch für Kleinkinder und Haustiere lieferbar war, als unschlagbar.
Ich hätte nie geglaubt, dass ich mit Bridgette Spaß haben oder ihren Humor entdecken würde, aber sie überraschte mich tatsächlich. Außerhalb ihrer Familie war sie lustig. Normal. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, dass dies alles Teil eines größeren und gefährlicheren Plans sein könnte.
Ich bezahlte gerade mit ihrem Geld, da ich keins dabeihatte, als ich eine SMS von Coralee erhielt, nach der die Séance heute Abend um neun in demselben Musterhaus abgehalten werden sollte, in dem vor drei Jahren die Party stattgefunden hatte.
Als ich Bridgette davon erzählte, sagte sie: »Eine Séance? Nein, danke.«
»Wieso?«
»Drei Gründe: Erstens, es gibt keine Geister. Aber es gibt eine schlechte Presse, und in dieser Stadt zieht eine Séance so etwas magisch an. Zweitens würde Althea niemals ihre Zustimmung dazu geben. Und drittens, selbst wenn du hingehst, heißt das nicht, dass alle anderen auch kommen.«
Wie sich herausstellte, behielt sie in einem Punkt recht.
24. Kapitel
» I ch war noch nie bei einer Séance«, sagte Bain und steuerte seinen Porsche bergauf zu den Sunset-Canyon-Estates, wo das Event (wie Coralee es nannte) stattfinden sollte. »Ich bezweifle, dass es das, was schon passiert ist, noch toppen kann. Und ich bin mir nicht sicher, was ich erstaunlicher finde: dass Althea dir erlaubt hat hierherzukommen oder dass Bridgette ein Event besucht, das Coralee organisiert hat.«
Als Bridgette und ich aus dem Einkaufszentrum zurückgekommen waren, hatte Coralee nicht nur bereits eine E-Mail an Jordan North geschickt und um Altheas Zustimmung gebeten, sondern die Matriarchin sogar dazu gebracht, einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zuzustimmen, darunter einem Wellness-Tag mit einigen Klassenkameraden von Aurora, der morgen stattfinden sollte, und einem gemeinsamen Auftritt bei der Tucson-Days-Fair am Dienstag.
»Ich bin froh, wenn ich dich nicht die ganze Zeit im Haus habe«, sagte Althea beim Abendessen. Ihr Tonfall ließ erahnen, dass allein mein Anblick sie schon störte.
Es wurde noch schlimmer, als Althea Bridgettes Hand ergriff und erklärte: »Immerhin habe ich
eine
liebe Enkelin.«
Bridgette wirkte schockiert, fasste sich aber schnell. »Natürlich, Großmutter. Ich würde dich nie verlassen.«
Bridgette, Bain und ihre Eltern hatten sich mit Althea und mir zum Abendessen im riesigen Speisesaal von Silverton House versammelt. An der langen Tafel fanden mühelos dreißig Leute Platz, aber wir sechs drängten uns an einem Ende zusammen.
Der Raum selbst war außergewöhnlich, mit einer Kassettendecke und einer Wandtäfelung aus hellem Holz, die Sargeant nach dem Ersten Weltkrieg in einem französischen Kloster entdeckt hatte. Die Abendsonne fiel durch zwei große Buntglasfenster, die ebenfalls von dort stammten und die Wände in ein glitzernd-buntes Tableau aus Engeln und Heiligen verwandelten. Angesichts meiner Erfahrungen mit dieser Familie schien es durchaus passend, dass die Silvertons ihren Appetit inmitten von Dingen stillten, die anderen Menschen heilig gewesen waren.
Ich konzentrierte mich auf die Lichtreflexe an den Wänden und den leichten Wind, der draußen durch die Bäume strich und der Jungfrau Maria Luft zuzufächeln schien, um Altheas unerwartete, verletzende Worte zu verdrängen.
Weshalb machte mir das etwas aus? Was interessierte es mich, dass diese Frau mich nicht mochte? Nach allem, was ich gehört hatte, hatten sie und Aurora in einem unbehaglichen Waffenstillstand gelebt, war ihr Zusammenleben immer eher lebhaft als liebevoll gewesen. Aber es verwirrte mich – wie konnten Menschen, die so viel besaßen und ständig von der Familie redeten, so kalt miteinander umgehen?
Da schob Mrs March einen
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