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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Servierwagen herein, auf dem eine Suppenterrine, die mit umhertollenden Waldnymphen bemalt war, und eine silberne Servierplatte standen. Sie hob die Deckel von beiden und enthüllte Tomatensuppe und gegrillte Käsesandwiches.
    »Soll das ein Witz sein, Mutter?«, erkundigte sich Bridger.
    »Wenn du teures Essen willst, kannst du dein eigenes Geld dafür ausgeben«, fauchte Althea und griff nach einem Sandwich.
    Der Rest des Essens verlief schweigend, man hörte nur das leise Klirren des Bestecks, das behutsam aufgenommen und niedergelegt wurde. Dann und wann räusperte sich jemand. Schließlich wischte sich Althea den Mund an der Serviette ab, ließ sie auf den Tisch fallen und schob ihren Stuhl zurück. »Ihr seid entlassen.« Alle zerstreuten sich so rasch wie möglich. Das Essen war mir endlos vorgekommen, obwohl nur zweiundzwanzig Minuten vergangen waren.
    Als wir gingen, bot Bain mir an, mich zu der Séance zu bringen, da Bridgette mit ihrem Freund Stuart hinfuhr. Alle, die am Abend der Party dagewesen waren, würden auch heute kommen, bis auf Xandra Michaels, Bains Exfreundin. Sie ging in London zur Schule, und selbst eine Coralee Gold konnte nicht die Zeit krümmen, um sie rechtzeitig herzuholen.
    »Warum kann Bridgette Coralee nicht leiden?«, fragte ich Bain. Er fuhr ganz anders als seine Schwester, eher wie ein älterer Mann, der sich peinlich genau an die Verkehrsregeln hielt.
    »Weil sie sich zu ähnlich sind. Das glaube ich jedenfalls.« Es war typisch für ihn, er machte eine treffende Bemerkung und ruderte sofort zurück, als könnte er sein Rückgrat nach Belieben ein- und ausschalten. Ich fragte mich plötzlich, wie viel Anteil er an diesem Plan hatte und wie viel davon Bridgettes Idee gewesen war.
    Zerstreut bemerkte ich, dass uns viele Autos von den Sunset-Canyon-Estates entgegenkamen, einer Siedlung, in der es laut Bain fünfundvierzig Luxusresidenzen gab, von denen aber nur zehn bewohnt waren. »Ich finde nicht, dass sie sich ähnlich sind.«
    »Nicht auf den ersten Blick, aber vom Wesen her. Sie lieben Geheimnisse, kommandieren gerne und können das auch ziemlich gut. Es gab mal eine Zeit …«
    Weiter kam er nicht. Wir bogen um eine Kurve, hinter der sich der Verkehr staute. Die Straße wurde einspurig, weil an einer Seite eine Reihe von Autos und Ü-Wagen parkte. Vor uns befand sich eine hölzerne Absperrung, die von einem Polizisten bewacht wurde. Wäre Bridgette gefahren, wären entweder der Polizist oder ich als Kühlerfigur geendet, doch Bain bremste den Wagen sanft ab. Der Polizist kam zur Fahrerseite und klopfte ans Fenster. Als Bain es öffnete, grinste der Mann über das ganze Gesicht. »Silverton. Ich hab schon gedacht, meine Großmutter sitzt am Steuer.« Er und Bain absolvierten erst eine dieser umständlichen Begrüßungen mit Handschlag, Fauststoß und Backe-Backe-Kuchen, wie Männer sie gern praktizieren, bevor er den Blick auf mich richtete. »Sie müssen die lang verschollene Cousine sein. Willkommen zurück.«
    »Was ist hier los?«, erkundigte sich Bain.
    »Was hattest du erwartet? Alle wollen die heimgekehrte Erbin sehen. Sämtliche Nachrichtensender, dazu die Amateur-Paparazzi. Euer kleiner Auftritt heute Abend erregt viel Aufmerksamkeit. Wir halten die Menge schon seit zwei Stunden zurück. Nur Anwohner und Gäste ab hier, aber das hindert die Sensationslüsternen nicht daran, weiter unten zu parken und den Weg durch die Botanik zu nehmen.« Er deutete an den Straßenrand, wo sich ein steter Strom von Schatten durch hohe Büsche nach oben bewegte.
    Wir fuhren durch die Absperrung. Als das Scheinwerferlicht um die Kurve schwenkte, sah man die Gestalten am Straßenrand aus der Dunkelheit auftauchen wie Ungeheuer auf der Geisterbahn. »Warum sollte jemand für diese Sache hier raufwandern?«
    »Auroras Rückkehr ist die Sensation.« Bain konzentrierte sich aufs Fahren und bog langsam um die Kurven. »Das reiche Mädchen, das drei Jahre lang vermisst wurde und einfach in die Stadt zurückkehrt. Die Geschichte allein ist schon klasse, aber mit dem Namen Silverton bekommt sie erst den richtigen Kick.«
    »Wieso? Wieso interessieren sich diese Leute für die Silvertons?«
    »Weil sie wie wir sein möchten«, antwortete er nüchtern.
    Als wir vor dem Haus hielten, entdeckte ich eine weitere Menschenmenge, die von Polizisten in Schach gehalten wurde. Bains Auto rollte langsam vorwärts. Jemand zeigte auf mich und rief: »Da ist sie!« Ein wahres Feuerwerk aus Blitzlichtern brach

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