Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
über uns herein.
    Mein Magen zog sich zusammen, und ich vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Hör auf«, zischte Bain. »Aurora wäre begeistert. Lächle und wink deinen Fans.
Sofort.
«
    Er sprach in einem brutalen Ton, doch als ich ihn anschaute, grinste er – ein Grinsen, das er für die Kameras eingeübt hatte. Ich machte es ihm nach, winkte und lächelte und stellte im Vorbeifahren fest, dass auch N. Martinez unter den Polizisten war. Ich fing seinen Blick auf und bedachte auch ihn mit einem Lächeln und Winken, worauf sich sein Stirnrunzeln vertiefte.
    Ein anderer Polizist dirigierte Bain zu einer freien Stelle hinter dem Haus und erklärte, dass Coralee die Gäste gebeten habe, den Vordereingang zu nehmen, wo die ganzen Kameras aufgebaut waren.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Bain liebenswürdig, legte den Arm um meine Schulter und schob mich vorwärts. »Dafür sind wir hergekommen. Ich weiß nicht, wie wir sonst die ganzen Häuser verkaufen sollen.«
    »Du betrachtest das hier als Werbemaßnahme?«, fragte ich, während er mich zum Vordereingang zog. »Bridgette sagte, es gäbe schlechte Presse.«
    »Bridgette hat keine Ahnung. Für Dads Bauprojekt ist kostenlose Publicity immer gute Publicity. Egal ob gut oder schlecht. Je mehr sie über uns berichten, desto besser stehen wir unterm Strich da.«
    Die Reporter drängten nach vorn, als Bain und ich in Sicht kamen. Er gab sich überrascht und sagte nur: »Kein Kommentar«, drückte mein Gesicht an seine Brust und schob mich durch die Menge, als müssten wir uns vor einem Angriff schützen und fliehen.
    »Ich dachte, du wolltest mit der Presse reden«, sagte ich, als wir drinnen waren und er die Tür hinter uns geschlossen hatte.
    Er lachte. »
Gesehen werden
, nicht mit ihnen reden. Die dürfen nie glauben, dass man mit ihnen reden will. Nur so denken sie sich ihre eigenen Geschichten aus, und wir können dann alles dementieren.« Er zog die Jacke aus und sah sich um, als gehörte ihm das Haus – was vermutlich auch stimmte. »Wie wäre es mit einer Séance? Ich bin schon ganz begeistert.«
    Alle Frauen im Zimmer kicherten.
    Ich verdrehte die Augen. »Wie lange hast du daran gearbeitet?«
    »Ganz schön kreativ, was?« Er zwinkerte mir zu und machte sich auf die Suche nach dem weiblichen Catering-Personal, das Coralee herbestellt hatte. Er brauchte zwei Minuten, um die Auswahl zu sichten, sich das heißeste Mädchen auszusuchen, nach ihrem Namen zu fragen und ihr zu sagen, dass sie eine anständige Belohnung bekäme, wenn sie sich den ganzen Abend um ihn kümmerte.
    »Sie heißt Scarlet, wird aber nur Scar genannt«, sagte er zu Bridgettes Freund Stuart. »Ist das nicht heiß?«
    »Absolut heiß«, erwiderte Stuart. Ich spürte seinen Blick, also lächelte ich, und er nickte und lächelte zurück. Er und Bain verströmten beide die Aura von Männern, die wissen, wie gut sie aussehen, waren ansonsten jedoch völlig unterschiedlich.
    Während Bain jederzeit das Cover des
Men’s Journal
zieren könnte, war Stuart eher klassisch schön. Mit seinem lockigen, hellbraunen Haar, der olivbraunen Haut, den weit auseinanderstehenden, goldbraunen Augen und dem festen Mund hätte er jeden griechischen Bildhauer in Begeisterungsstürme versetzt. Er betrachtete die Leute unter halb geschlossenen Augenlidern, was träge und entspannt wirkte. Vermutlich fanden viele Mädchen das sexy, doch mir kam es seltsam abstoßend vor. Stuart hörte Bain zu, ließ dabei die Augen aber durch den Raum wandern. Er lächelte in sich hinein, als amüsierte er sich über etwas, das nur er verstand.
    Wir befanden uns im größten Zimmer des »Musteranwesens«. Musterhaus, hatte Bain erklärt, klang zu schlicht. In diesem war der offene Wohnbereich elegant und modern angelegt, weiße und graue Flächen dominierten, und es gab eine riesige verglaste Wand, durch die man auf den Pool blickte. Vor drei Jahren waren nur neun Leute auf der Party gewesen, Liza und Aurora eingeschlossen. Heute Abend hatten sich zusammen mit den Barkeepern und dem übrigen Catering-Personal gut zwei Dutzend Personen eingefunden, doch das Haus wirkte immer noch leer. Eine Person würde den ganzen Tag brauchen, um es zu reinigen.
    Ich drehte mich um und schaute durch das Panoramafenster. Als die Dunkelheit hereinbrach, zeichneten sich die umliegenden Hügel als tiefblaue Umrisse vor dem violetten Himmel ab. Leuchtend weiße Sterne erschienen, zuerst nur einige Punkte, dann mehr. Die bewohnten Anwesen hatten eine

Weitere Kostenlose Bücher