Geisterblumen
versucht, dich anzurufen. Versucht … dich zu warnen.«
36. Kapitel
M ir war, als hätte ich mich eine Ewigkeit auf diesen Anruf vorbereitet, doch nun brachte ich kaum einen Ton heraus.
»Liza?«
»Natürlich. Wie … war dein … Treffen mit Colin?«
Ich musste das Handy mit beiden Händen festhalten. »Woher weißt du das?«
»Ich … weiß alles. Wir sind … beste Freundinnen für immer.«
»Hör bitte auf damit. Sag mir, was du willst, und ich werde zusehen, dass du es bekommst. Aber hör bitte auf zu tun, als wärst du Liza Lawson.«
»Ich … tue nicht so. Was … muss ich tun, damit du mir … glaubst?«
»Nichts. Hör auf. Bitte. Hör einfach auf damit.« Tränen brannten in meinen Augen.
»Nach allem … für dich getan habe.«
»Du hast gar nichts getan. Du hast alles nur noch schlimmer gemacht! Hör auf!«
»Warte … morgen … dann wirst du sehen.«
»Nein. Bitte. Es soll vorbei sein.« Ich brüllte jetzt ins Telefon. »Bitte!«
»Nie vorbei. Gehörst mir … beste Freundin … Freundinnen … dafür da.«
»Wenn du meine Freundin bist, solltest du der Polizei alles erzählen, was du über Lizas Tod weißt.«
»Geht nicht um meinen … Tod, Ro-ro. Es ist … wegen dir … will dich
warnen
.«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl mich niemand sehen konnte. »Nein. Schluss.«
»Versuche … dir zu helfen.«
»Ich habe diese Spielchen satt. Leb wohl, wer immer du …«
»
Hör zu
.« Die Stimme klang so drängend, dass ich überrascht innehielt. »Du bist nicht … sicher … bis du Bescheid weißt. Was mit … mir passiert ist.«
Ich kniff die Augen zusammen und legte eine Hand auf meinen Bauch. »Das ergibt keinen Sinn. Du willst mir nur Angst einjagen.«
»Du … solltest es sein. Ich bin an deiner Stelle gestorben. Ich bin … für dich gestorben.«
Mir blieb fast das Herz stehen.
Die Worte standen zwischen uns. Ich wollte es nicht glauben, aber sie ergaben einfach zu viel Sinn. Deshalb war Aurora weggegangen. Jemand hatte versucht, sie zu töten.
Nein. Es gibt keine Geister. Liza hat Selbstmord begangen
, erinnerte ich mich.
»Nein. Das ist nicht passiert.«
»Such den Mantel«, sagte die Stimme. »Finde die Wahrheit heraus. Aber pass auf. Sie brauchen dich … tot.«
»Wer? Wieso?«, fragte ich gegen meinen Willen.
»Musst … aufpassen …«
Dann war die Leitung tot. Ich starrte das Telefon an und ging das Gespräch noch einmal im Kopf durch. Dieses unmögliche Gespräch.
Du solltest es sein. Ich bin für dich gestorben.
Die Worte allein waren beängstigend genug, doch sie klangen wie ein Echo dessen, was Colin gesagt hatte. Wenn er recht hatte, drohte mir Gefahr von Bain und Bridgette. Aber falls dies hier wirklich ein Geist war, hatte Lizas Mörder seine Aufgabe noch nicht erledigt. Erst jetzt, da ich als Aurora zurückgekehrt war, konnte er sein Werk vollenden.
Ich war so oder so eine Zielscheibe.
Ich stürzte aus der Damentoilette und prallte gegen die breite, harte Brust von N. Martinez, der genau vor der Tür stand wie mein eigener persönlicher Superheld.
Er trug keine Uniform, sondern ein sehr elegantes Hemd, das nach Holzrauch und Zimt roch und nach etwas, in dem ich am liebsten für immer mein Gesicht vergraben hätte.
Er wich zurück, ging wieder auf Distanz zu mir. So wie es sich gehörte.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, stammelte ich.
»So wie du aus der Toilette gestürmt bist, hast du wohl eher mich gefunden.«
Ich nickte und trat nach hinten, bis ich gegen die Wand stieß. »Ich meinte, äh, woher wussten Sie, dass ich hier unten bin?«
Statt zu antworten, fragte er: »Alles in Ordnung mit dir?« Dann fügte er rasch hinzu: »Ich will nicht nett sein, keine Sorge. Du siehst nur so merkwürdig aus. Durcheinander.«
Ich wusste, dass es richtig gewesen wäre, mich zu bedanken und wegzugehen. Bridgette hatte mir eindeutige Anweisungen gegeben, was die Polizei betraf, und er war offenkundig auf Informationen aus. Er war gefährlich.
Da schaute er mich plötzlich an, als könnte er mich wirklich sehen. Nicht Aurora Silverton. Mich. Und zwar besser, als mich irgendjemand seit langer Zeit gesehen hatte. Und er ging nicht weg. Es war erschreckend und erregend zugleich, und ich wollte nicht, dass es aufhörte.
»Der Geist hat wieder angerufen.«
Er verhielt sich, als wäre es die normalste Sache der Welt. »Was hat er gesagt?«
»Dass jemand versucht, mich zu töten. Dass eigentlich ich am Three-Lovers-Point sterben
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