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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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tun? Niemand will mich hier. Niemand braucht mich. Ich dachte, ich würde nach Hause kommen, aber das hier … ist kein Zuhause. Nicht mehr«, fügte ich hinzu.
    Mrs March ließ mich nicht aus den Augen, und ihr Blick war nicht beruhigend. »Du bist erst seit drei Tagen wieder hier und stöhnst schon, dass du dich nicht eingelebt hast. Du gibst auf. Die Aurora, die ich kannte, war vieles. Selbstsüchtig. Eine Nervensäge. Stur. Aber sie hat nicht aufgegeben.«
    »Aber diese Aurora ist weggegangen.« Aus unerfindlichen Gründen verspürte ich den Drang, mich zu verteidigen. »Das stimmt doch, oder?«
    »Mit dieser Aurora ist etwas passiert«, beharrte Mrs March, die Hände zu Fäusten geballt. »
Diese
Aurora hätte sich nicht nachts aus dem Haus geschlichen. Sie war verletzt und verwirrt. Vielleicht hat sie nicht den besten Weg gewählt, aber sie spürte, dass sie weggehen musste. Dessen bin ich mir hundertprozentig sicher.«
    Meine Hände, die die Träger des Rucksacks umfassten, begannen zu zittern.
    »Dieser Aurora, die keinen Ausweg wusste, kann ich verzeihen«, sagte Mrs March. »Aber einer Aurora, die sich nachts aus dem Haus schleicht? Mit der kann ich mich nicht abgeben.«
    Das Schweigen zwischen uns dehnte sich aus. Als ich schließlich sprach, klang meine Stimme leise wie die eines kleinen Mädchens und bebte. »Warum kümmert Sie das? Was wollen Sie von mir?«
    Sie nickte bei sich, als hätte sie eine Entscheidung getroffen, und sagte: »Komm mit. Es gibt etwas, das du sehen solltest.«

38. Kapitel
    I ch wusste nicht, was mich erwartete, als sie mich die Treppe hinauf und in einen Raum neben Altheas Schlafzimmer führte. Auf dem Grundriss von Silverton House, den ich mir genau angesehen hatte, wurde er als Rumpelkammer bezeichnet.
    Sie öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Der Raum machte seinem Namen alle Ehre. Hier standen ein alter Stuhl, ein Tisch, der an der Wand lehnte, ein leeres Bücherregal und ein gewaltiger, alter Kleiderschrank. Mrs March schloss ihn auf und öffnete eine der Türen.
    Drinnen herrschte ein unglaubliches Durcheinander, manche Sachen waren in Kartons verstaut, andere willkürlich hineingestopft, einige in Geschenkpapier, andere in Papiertüten. Ein Hut mit Blumen, eine Elektrogitarre, eine Barbie und eine Babypuppe, ein originalverpackter Computer, ein Waffeleisen und ein rosa Weihnachtsbaum. Ich sah ein Topfset, Bücher mit Winnie Pu, ein Nähset, einen Fön und eine Popcornmaschine. Andere Sachen konnte ich nicht erkennen, weil sie ebenfalls als Geschenke verpackt waren, doch manche von ihnen hatten sonderbare Größen und Formen.
    »Was ist das?«
    »Das sind die Geschenke, die deine Großmutter für dich gekauft hat, während du weg warst«, antwortete Mrs March und sah mich so eindringlich an, dass ich mich abwenden musste. »Sie sieht eine Werbung und sagt: ›Das würde Aurora gefallen.‹ Dann kauft sie es. Oder sie fragt Leute auf der Straße, wo sie irgendetwas herhaben. Letztens hat sie sich von Arthur zu Walmart fahren lassen, weil sie dachte, du würdest das da brauchen.« »Das da« war ein gigantisches, aufblasbares Stock-Car. Ich starrte es an.
    »Sie hatte die Vorstellung, dass sie nur das richtige Geschenk finden müsse, damit du nach Hause kommst.« Sie beobachtete mich schweigend, während ich alles verdaute, ihre Worte und den Anblick der ganzen Geschenke. Schließlich sagte sie so leise, dass es beinahe ein Flüstern war: »Siehst du? Verstehst du jetzt?«
    Nein
, wollte ich sagen. »Warum zeigt sie es nicht, wenn sie ihre Enkelin so sehr liebt? Warum all das hier und nicht etwas … Einfaches?«
    »Sie wusste, dass sie dich schon einmal im Stich gelassen hatte. Sie ist eine harte Frau und wird von ihren eigenen Geistern verfolgt. Doch während du weg warst, hat nur ein Gedanke sie aufrecht gehalten: dass du am Leben bist und wieder zurückkommst.«
    »Warum versucht sie dann, mich wegzustoßen? Mich auf Distanz zu halten? Warum kann sie es mir nicht zeigen?«
    »Sie hat Angst vor dir.«
    »Vor mir? Nein. Das ergibt keinen Sinn.«
    »Sie hat Angst davor, dich zu
verlieren.
So wie sie deinen Vater und deine Mutter verloren hat. Du bist das Beste, was sie hat, und das weiß sie. Aber sie ist es gewöhnt, wertvolle Dinge wegzuschließen, um sie zu schützen. So wie in jener Nacht. Deiner ersten Nacht in diesem Haus.«
    Ein Bild nahm Gestalt an, doch noch war es losgelöst und verschwommen. »Wie meinen Sie das?«
    Sie öffnete die andere Tür

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